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Kategorie: Lektüren

soziologie von paris :: adressenkapital

Wie die „Soziologie von Paris“ derzeit aussieht, um die sich der Kommentator von Libération sorgt, davon kann man sich in dem kleinen, gleichnamigen Büchlein von Michel Pinçon und Monique Pinçon-Charlot ein Bild machen. Das Soziologenpaar erforscht seit Jahren die Bevölkerungsstruktur der französischen Hauptstadt, soziale Hierarchien und vor allem das symbolische Kapital von Adressen. Als sie vor einigen Jahren eine Studie über die wohlhabenden Viertel von Paris und ihre Bewohner herausbrachten, hatte das beinahe den Charakter einer Indiskretion. En detail legten sie Mechanismen und Methoden dar, mit deren Hilfe es adligen bis gutbürgerlichen Familien gelingt, sich erfolgreich gegen sozial niedriger gestellte Bevölkerungsgruppen abzuschotten.

Aisé und aidé. Die Musealisierung von Paris (FR, 19.01.05)

… grossbuergertum unter soziologischer lupe – ueber das buch „voyage en grande bourgeoisie“ von pincon/pincon (1997)
… paris. der sehr diskrete charme (rheinischer merkur, 16.09.04) – ueber das buch „dans les baux quartiers“ von pincon/pincon
… Im 16. Arrondissement ist die bürgerliche Welt noch in Ordnung (welt. 12.06.02)
grand fortunes. dynasties and forms of wealth in france (algora)

bruessel :: marcolini

marcolini – chocolatier/bruessel (via kulturnation)

bei marcolini schokolade kaufen ist. wie in einen hippen designershop gehen und immer fest das geldhandtaeschchen unter der achsel. diese laeden haben ja immer auch etwas von einem kleinen tempel. auch schoen – die kasse war dann ganz dezent in einem nebenraum verbannt.

… die londoner boutique (heisst ja auch schon dementsprechend: boutike!)
… marcolini in japan
sweet success: business pierre marcolini
… die agentur nudge. die die pr fuer marcolini macht
… pasen chocolade
… das kleid aus schokolade mit dem modemacher roubi l‘ roubi (chocolate week)
… belgian ice cream forays into ginza – ueber den eisladen in ginza (japan)

… und wer sich fragt. was www.latarterie.be ist

kommt popcorn von pop art?

manchmal ist man richtig froh. nicht mehr ganz so jung zu sein. jedenfalls nicht mehr so jung. fuer die allgegenwaertige party- und kunstdjisierung und das saloppe sprachgestoppel. das das junge. scheue zuschauerwild auf die kunstweide treiben soll:

Hopper – adé! Neu installierte, größte Pop Art Sammlung außerhalb der USA – hello! Was befindet sich in den „Brillo Boxes“ von Andy Warhol? Was macht macht Marilyn und Jackie O. glamourös? Kommt Pop Art von Popcorn?
Ihr kennt die Antwort nicht? Dann besucht uns am 28. Januar 2005 zur Jungen Nacht!
Um 20.00 Uhr öffnen wir die Türen für alle interessierten und neugierigen Besucher. In lockeren Gesprächen mit jungen Kunstexperten erhaltet Ihr Antworten auf Eure Fragen zu Künstlern und Kunstwerken im gesamten Museum.

aus dem newsletter der kunstdialoge.de (junge initiative im museum ludwig – koeln)

es geht um dinge. die dich umgeben. wie eine tapete

Die Sendung „The Desk“, die er auch international vermarkten will, habe die globale Medienlandschaft im Fokus, erklärt Brûlé: „Fernsehen, Magazine, Zeitungen. Die guten und die bösen Seiten des Journalismus.“ Brûlés großer Erfolg scheint paradoxerweise durch die Schüsse in Afghanistan begründet worden zu sein. Wieder in London verbrachte der in Kanada geborene Brûlé die Rekonvaleszenzzeit im Krankenbett damit, seinen Ideen freien Lauf zu lassen. Schon immer war der junge Mann versessen auf edle, schöne Dinge. Architektur, Design, Mode und Freizeit waren die Themen, die ihn faszinierten. So entstand die Style-Bibel der späten 1990er Jahre: das Wallpaper*-Magazin. Der Name erkläre sich von selbst, sagt Brûlé: „Es geht um Dinge, die dich umgeben wie eine Tapete, ein ,Wallpaper‘ eben.“

ich habe da ideen (presse, 17.01.05)

… zur sendung „the desk“ in der bbc
the desk comes to bbc four
Getting Information First is One of the Biggest Luxuries of All (i want media)
… die stilbluete (welt am sonntag, 02.01.05)
… new bbc media show (martinstabe.com)

die zeit des palaestinensertuches ist vorbei

Wahlen in Palästina.“ Allein dieser Satz lässt Hoffung sprießen. Der Wahlausgang in Palästina markiert auch eine ästhetische Wende. Keine Uniform mehr, sondern Anzug. Die Zeit des Palästinensertuches ist vorbei. Abbas sieht eher aus wie ein bescheidener Beamter und selbst wenn er die Parolen vom heiligen Krieg gegen die Israelis benutzt, so tut er dies mit einem Lächeln. Auf israelischer Seite tun die einen das als Wahlkampfpose ab, während die anderen achselzuckend darauf verweisen, dass sich hier nie etwas ändern wird.

Paradies der Zyniker (FR, 17.01.05)

halle :: abriss. umnutzung. aufforstung

Fast ein Drittel seiner Bevölkerung hat Halle seit dem Ende der DDR verloren. Die Chemiewerke von Leuna und Buna – auf modernste Technologie umgerüstet – kommen heute mit einem Zehntel an Arbeitskräften aus. Halles Arbeitslosenquote liegt bei über zwanzig Prozent. Die De-Industrialisierung führte zur Abwanderung Arbeitssuchender nach Westen; sechzig Prozent der Einwohnerverluste allerdings gehen aufs Konto der Suburbanisierung: Sie sind Wegzüge ins Umland, zum Teil unterstützt durch eine (mittlerweile als übereilt erkannte) Förderung des Baus von Eigenheimen, womit man einem sehnlichen, in der DDR unerfüllten Wunsch nachkam.

Schrumpfen muss nicht nur schrecklich sein (NZZ, 17.01.05)

es ist einfach und ungefaehrlich. reaktionaer zu sein

Es ist einfach und ungefährlich, reaktionär zu sein. Doch das Feuilleton darf nicht in diesem kulturkonservativen Rückgriff verharren. Es muß sich hervorwagen. Der Rückgriff ist ohnehin suspekt. Die Kritiker beziehen sich auf einen sehr beschränkten Kanon, der ein Bürgertum repräsentiert, das nicht mehr handlungsfähig ist und Menschen vorführt, die sich nach innen richten, verharren und verstummen. Das Theater ohne Drama wird aus diesen Traditionsbeständen ausgeblendet. Es wird eine literarische Tradition ignoriert oder sogar überheblich abqualifiziert, die verweigert, was das bürgerliche Zeitalter einen Charakter, eine Persönlichkeit nennt. Die auf Diskurs setzt, auf das Experiment und auf eine „Ping-Pong-Dramaturgie“ verzichtet.

Die Angst eines zerzausten Bürgertums (welt, 17.01.05)

die burg :: ein staubfaenger mehr

schon irgendwie peinlich. frueher gabs diese sandalen- und ausstattungsfilme. mit mehr oder weniger historischem detail und aufwand. viele davon waren eher staubfaenger als historisch genau. na. war eben film und geschaeft.

heute ist es noch peinlicher. leute (prominente und/oder weniger prominente) stellen sich freiwillig in sandalen- und ausstattungsfilme. ehrlich ist zumindestens in diesem genre prosieben. die ihre neue staubfaengerreihe „die burg“ wenigstens als comedy bezeichnet.

die burg – prominent im kettenhemd (prosieben)
… „burg“spektakel“ (standard, 13.01.05)

Wegen der grandiosen Marktanteile möchte Pro Sieben nun aus der »Alm« die »Burg« kreieren. In Niederösterreich wird gerade ein entsprechendes Gebäude zurechtgestylt, ab 23. Januar sollen sich dort weitere Prominente endgültig zu Lachnummern machen. Im Gegensatz zur »Alm« ist Pro Sieben mit dem Burg-Format nun tatsächlich zum Erfolg verdammt. Die Produktionskosten dürften schon alleine wegen der notwendigen Modifizierungen am alten Gemäuer wesentlich höher liegen als beim Almspektakel. Mindestens 17 bis 18 Prozent Marktanteil erhoffen sich die ProSieben-Strategen von der Show. Die wird übrigens noch um einiges schärfer und für die Prominenten härter als das Bauerndasein jenseits der Baumgrenze. Diesmal soll es – ähnlich dem Big Brother-Format – mehrere Gruppen geben, die exakt die hierarchischen Gegebenheiten des Mittelalters widerspiegeln sollen: Eine Gruppe soll es geben, die, unterprivilegiert und jeglichen Luxus beraubt, den »Pöbel« mimen muss, und eine Gruppe, die sich als »Adel« geriert. Duelle werden entscheiden, welcher der untergehenden Prominenten in welchen Bereich einziehen darf.

die soap-flut (jungle world, 15.12.04)

der rabiate sorokin :: das radikale moegen

ZEIT: Früher haben Sie die Werkausgabe von Virginia Woolf beim S. Fischer Verlag mitbetreut, heute verlegen Sie den rabiaten Russen Wladimir Sorokin. Ein weiter Weg?
Ruge: So ein großer Abstand ist es nicht, beide sind Autoren, die etwas Radikales gewagt haben und gerne experimentieren – solche Texte mag ich. Ich habe mich mit Joyce beschäftigt, ich liebe Gogol, der auch in seiner Zeit etwas ganz Neues gemacht hat, ich liebe auch Kafka, Robert Walser und Broch. Aber ich schätze auch das präzise, gute »amerikanische« Erzählen, das vermeintlich konventionell daherkommt und doch auch hohe Liteartur ist.

»Radikale Texte mag ich« – Ein Gespräch mit Elisabeth Ruge, der neuen Verlegerin des Berlin Verlags (zeit, 13.01.05)

schon interessant. dass sorokins texte als rabiat bezeichnet werden. sind sie doch eine gemaessigte experimentelle formation. nicht uebermaessig schwierig und auch nicht uebermaessig avantgardistisch. ein forscher stilist! 😉 insofern kann man radikalitaet auch „moegen“.