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Schlagwort: Theorie

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(post-)operaismus buch: wie ein guter thriller ;-)

sie werden es nicht glauben wollen. aber das buch von birkner und foltin „(post-)operaismus“ (theorie.org) liest sich wie ein thriller. ;-) so schnell habe ich wohl noch nie ein theoriebuch verschlungen. leider laesst mein schmales zeitbudget es meisthin nicht zu. das buch ganz durchzuschlingen. dabei waere ich gerne schon bei kapitel IV „john holloways urbaner zapatismus„. denn holloway ist bei mir immer noch nicht richtig angekommen. aber bald.

Archäologie von Netzen und Netzwerken

Wieder so ein spannendes Buch: Gießmann, Sebastian: Netze und Netzwerke. Archäologie einer Kulturtechnik 1740-1840 (transcript Verlag)

Ha – und schon wieder Athanasius Kircher. :-)

Eine weitere frühere historische Entwicklung (von Netzen, Anm. ri) sind kombinatorische Schemata, die sich spätestens in Darstellungen bei Athanasius Kircher als dichtes Gewebe repräsentieren.

Quelle: Einleitung zu Netze und Netzwerke (PDF)

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archplus öffnet während der Documente ihre Archive: Text des Tages

Ne nette Idee und viel zum Lesen: archplus und ihre Aktion Text des Tages.

So profitieren auch Nicht-Documenta-Besucher: jeden Tag wird ein neuer Text aus den Archiven der Zeitschrift zum Download freigeschaltet (als PDF Datei). Bis dato findet sich darunter u.a. ein Text von Rem Koolhaas zum Thema Was ist eigentlich aus dem Urbanismus geworden oder von Günther Uhlig einen sehr interessanten Artikel zum Einküchenhaus.

Begriffe: Diskurs der Lobpreisung

Walter Grond und Klaus Zeyringer beziehen sich in ihrem Gespräch über Thomas Bernhard auf Bourdieu und weisen auf den Diskurs der Lobpreisung hin, den Bernhards Rezeption und Aktion im literarischen Feld durchzogen hat:

Bernhard fungiert als Hoher Priester in einem Diskurs der Lobpreisung, von dem Bourdieu gemeint hat, dass er der Analyse äußerst abträglich sei. Zudem finden sich durch Bernhards Literatur und ihre Rezeption bestimmte Diskursleisten angespielt und bedient.

Quelle: Reden über Thomas Bernhard (Der Standard, 24.03.01)

Begriffe: Zitation

Schon eigens interessant, wie die Wissenschaft sich selbst misst und welches Instrumentarium und Quellgut ihr dazu zur Verfügung steht, hier jedoch erwähnt, weil auf den Zusammenhang von Zitation und Distinktion aufmerksam gemacht wird:

Heinz-von-Foerster-Zitierer dürften eher Radikal-Konstruktivistisches im Sinne haben, Pierre Bourdieus „Feine Unterschiede“ Zitierende eher Distinktionstheoretisches: Denn zitieren heißt loben, Existenz zusprechen. Nur wenige Zitationen sind kritisch. Abzulehnendes wird zumeist „net amol ignoriert“.

Quelle: Wie sich die Wissenschaft selbst misst (Der Standard, 18.12. 99)

benjamin – kunstwerkaufsatz ff.

…le lounge électronique hat den bisherigen disputationsstand zu walter benjamins kunstwerk-aufsatz schoen in einer handgeschoepften skizze zusammengefasst. wir haben versucht – nach druck/ergaenzung/scannen -. diese skizze nachzubearbeiten. dabei hat sie nur an optischer qualitaet verloren. :-)

  • ganz zu beginn eine verstaendnisfrage: das utopisch-? ende der kunst – das konnten wir leider nicht dechiffrieren…
  • fuer die inhaltiche differenzierung ist es natuerlich immer mal notwendig polar zu argumentieren. wir glauben aber – abgesehen von der an mittelalterliche halbkugelreiche erinnernde darstellungen -.dass sich die von le lounge e. genannten ansaetze (brecht/enzensberger, zielinski/kittler) nicht wirklich so auseinanderdividieren lassen. aber fuer den groben plan geht’s ;-)
  • was aus der skizze gut ersichtlich wird: die zwischenstellung von benjamins ansatz. der wirklich zwischen allen “genres” laviert. nicht nur inhaltlich auch technisch (eine essayform. die filmische naehe herzustellen versucht).

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  • auch sehr gut ersichtlich ist. dass das “neue” medium film von allen seiten vereinnahmt wird: u.a. ideologisch als “theater der kleinen leute” sollte es an die massen ran und neben “folterkammern, seetieren, eventuell um beteiligung an revolutionen” werben (vgl. alfred doeblin: das theater der kleinen leute. in: prolog zum film. reclam leipzig 1992, s 153). nicht nur benjamin hoffte auf eine revolutionaere richtung des films (er hoffte auch. den kunstwerk-aufsatz in der sowjetunion zu veroeffentlichen. was jedoch nicht gelang). aehnliches findet sich auch bei lukacs. der jedoch gerade das “so-sein” des films betont. sein phantastisches element (méliès tradition; das rueckwaertslaufen des films, tricks etc.). das durch technik erzeugt. keine “gegenwart” erzeugt. sondern andere elemente betont: traum und maerchen (vgl. georg lukacs: gedanken zu einer aesthetik des “kino”. in: in: prolog zum film. reclam leipzig 1992, s 300ff)
  • und schliesslich – um noch ein bonmot auszumotten – haben wir ja durch godards “la chinoise“ gelernt: das jeder – und ganz speziell méliès – im grunde brechtianer ist. so wird in einer filmszene das verhaeltnis der filmroots genau umgedreht: méliès ist derjenige. der wochenschauen gedreht hat (etwa die reise zum mond) und lumière ist der phantast. der letzte impressionist. der leute filmt. die aus einer fabrik kommen. :-)

Benjamin hat blogähnlich gearbeitet

Walter Benjamin als Blogger. Wer hätte das gedacht. :-)

Mark Amerika ist mir immer sympathisch gewesen aufgrund der theoretischen Linien, die er immer wieder zu ziehen vermag. So entdeckt er Walter Benjamin und seine Arbeitsweise als blogähnlich, weil er einer der ersten gewesen sei, der unterschiedliche Materialen (Bilder, Texte, Diagramme, Literatur) vermischt und neu zusammengestellt hat. Das Passagenwerk sei quasi ein Paradebeispiel für dieses Arbeiten:

Walter Benjamin was a blogger, remixologist, hypertextualist, and theoretical performer before any these terms saw the light of day. Back in the first half of the 20th century, when he was on fire with the discovery of what would eventually become critical theory, he was sampling and remixing all manner of images, texts, diagrams, poetry, etc.

Quelle: Benjaminian Blogstyle (Professor VJ)

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beseelte museumsstuecke

Verkompliziert wird die Sache noch durch den Umstand, dass diejenigen, die in diesem Sinne noch „Kultur“ haben, keine bewusstlosen Wilden sind, sondern gewissermaßen beseelte Museumsstücke. Sie beherrschen zwar möglicherweise die Zeichensprache der globalen Kultur nicht vollends souverän, aber sind doch von ihr überschrieben, und sie wissen, dass sich ihre Lebensart mit dem Wort „Traditionspflege“ auf einen schönen Begriff bringen lässt – egal, ob es sich jetzt um die Bäuerin handelt, die einmal in der Woche noch das Brot „wie früher“ bäckt und sich ansonsten 23 TV-Programme reinzieht, oder der Imam, der unter seinen knöchellangen Gewändern Nike-Sportschuhe trägt.

oh kultur, oh schutz vor ihr – robert misik (TAZ, 02.02.05)