Gut ist, wieder einen Versuch von Hubert Winkels zu lesen, der sich mit Rolle und Funktion des Literaturkritikers auseinandersetzt. Bedauernswert, dass das immer so wenig Reaktion auslöst bzw. er nicht häufiger zur argumentativen Feder greift.
In Der Kritiker als dritter Gott greift er nochmal die Unterscheidung zwischen Emphatiker und Gnostiker (Zeit Debatte 2006) auf und stellt einen historischen Zusammenhang her zu den 20er Jahren, insbesondere auf Alfred Kerr bezogen, – unweigerlich gelandet seien wir heute beim emphatischen Kritiker, der den Leser dort läßt, wo er angeblich abgeholt werden soll:
Von allgemeinen Gesetzen im Kunstwerk haben wir längst Abschied genommen, doch sind wir allzu schnell am anderen Ende der Skala angekommen, der Behauptung schierer Subjektivität: Schön ist, worin ich mich selber sehe. Und wo ich bin im Text, dort, lieber Leser, wirst auch Du Dich finden. Das ist Umgehung der Intelligenz mit didaktischem Vorwand: man wolle die Leute doch nur dort abholen, wo sie sind. Ja, wo sind sie denn?
Winkels, Hubert: Der Kritiker als dritter Gott (Welt, 18.06.07)