dadasophin.de

Kategorie: Lektüren

Das Inhaltsverzeichnis als Tag-Cloud

Da darf man gespannt sein auf Carsten Zorn/ Christian Hucks Das Populäre in der Gesellschaft. Systemtheorie und Populärkultur, auch wenn ich kein sonderlicher Luhmann-Leser bin.

Im aktuellen Konkret (6/2007) ist ein interessanter Artikel – Offener Vollzug – von Carsten Zorn zu lesen, der einen Bezug zu Walter Benjamin herstellt (Thema: Kapitalismus als Religion). Wieder was zum Nachlesen, hier im aktuellen Bezug zum Castingfernsehen interpretiert.

Das Inhaltsverzeichnis des erwähnten Buches liest sich dann wie eine Buzzword-Liste oder einer dieser Tag-Clouds:

World of Warcraft – Public Enemy – Dubrovnik-Konferenzen – Skateboards – Jeff Koons – Gesamtkunstwerk – Didaktik – Rainald Goetz – Pamela – Harald Schmidt – Michel Houellebecqe – Gesellschaftskritik – Intellektuelle – Simcity – Clockwork Orange – Du bist Deutschland – Beate Uhse – ästhetische Erziehung …

Quelle: Verlagsinformation VS Verlag

In einer richtigen Tag-Cloud würde man dann ja eine entsprechende Gewichtung ablesen können. Ich warte ja noch immer, bis sich das in Büchern durchsetzt. 😉

TAZ: nun auch Bücher für Randgruppen!

Endlich hat man die Quittung und die TAZ macht es möglich.

Nicht nur, dass sich eine als irgendwie doch noch als alternativ verstehende Zeitung in ihrem neuen Online-Auftritt nun auch dazu verpflichtet fühlt, Kultur oder Feuilleton in die Rubrik Leben zu verbannen. Nicht nur, dass Literatur dann unter die schnittige Unterrubrik Buch subsummiert wird. Nein – wenn man sich darüber hinaus dann noch für Themen wie Kunst und Geld interessieren sollte, dann erhält man noch den schmissigen Untertitel gratis dazu: Bücher für Randgruppen.

Bravo! Da wartet man als Abonnentin nur doch darauf, dass sich das im Printmedium wiederholt!

Update: Auch die Printausgabe schmückt die Rezension mit der Unterrubrik Bücher für Randgruppen.

Lasst den Leser unabgeholt!

Gut ist, wieder einen Versuch von Hubert Winkels zu lesen, der sich mit Rolle und Funktion des Literaturkritikers auseinandersetzt. Bedauernswert, dass das immer so wenig Reaktion auslöst bzw. er nicht häufiger zur argumentativen Feder greift.

In Der Kritiker als dritter Gott greift er nochmal die Unterscheidung zwischen Emphatiker und Gnostiker (Zeit Debatte 2006) auf und stellt einen historischen Zusammenhang her zu den 20er Jahren, insbesondere auf Alfred Kerr bezogen, – unweigerlich gelandet seien wir heute beim emphatischen Kritiker, der den Leser dort läßt, wo er angeblich abgeholt werden soll:

Von allgemeinen Gesetzen im Kunstwerk haben wir längst Abschied genommen, doch sind wir allzu schnell am anderen Ende der Skala angekommen, der Behauptung schierer Subjektivität: Schön ist, worin ich mich selber sehe. Und wo ich bin im Text, dort, lieber Leser, wirst auch Du Dich finden. Das ist Umgehung der Intelligenz mit didaktischem Vorwand: man wolle die Leute doch nur dort abholen, wo sie sind. Ja, wo sind sie denn?

Winkels, Hubert: Der Kritiker als dritter Gott (Welt, 18.06.07)

Haben Sie heute schon gejeut?

Da sollte noch einmal einer sagen, die deutsche Sprache wäre nur heute zu vielen fremden Sprachen ausgesetzt.

In Heinrich Manns Im Schlaraffenland finden sich etliche sprachliche Neuschöpfungen, aus einem Mischmasch aus Deutsch und dem Französischen:

„Wissene was?“ sagte er leise. „Nebenan wird wieder gejeut. Sehense sich das mal an!“

Mann, Heinrich: Im Schlaraffenland. Ein Roman unter feinen Leuten. Fischer 1982, S 82.

Da klingt doch dann gedownloaded richtig schwunghaft. 🙂 Im übrigen ein sehr empfehlenswerter Roman, der das literarische Feld um 1900 in Berlin ganz wunderbar scharf in kritische Szene setzt. Bourdieu hätte seine Freude dran.

Slate Magazin: welche Schrift verwenden Autoren beim Schreiben

Auch eine interessante Umfrage: My Favorite Font (Slate Magazin)

Die Frage zielte auf die jene Schrift, die Autoren beim Arbeiten mit ihren Texten bevorzugt verwenden. Den Pokal trug Courier davon, auch wenn noch andere Schriften genannt wurden. Interessant dabei ist auch, dass etliche Autoren die Verwendung von Courier zum einen damit erklären, dass sie keinen Wert auf Schönheit beim Schreiben legen, und zum anderen, dass sie sie an ihre alte Schreibmaschine erinnert.

Ja, klar Rhabarberkuchen ist auch irgendwie toll, du! Mit der documenta auf du und tu.

Die Zeitschrift monopol lese ich ja eigentlich seit ner Weile nicht mehr. Aber nur so als Jux habe ich mir mehrere Artikel online angelesen und da war dann doch wieder brauchbares Lesefutter bei.

So der Artikel Kassel Confidential von Stefan Koldehoff. Er nähert sich der documenta und ihren Beteiligten in genau der Weise an, wie sie auch mir nach aussen oftmals erscheinen: Geheimniskrämerei und viele Alltagsphrasen.

Der Wiener Kunstjournalist Georg Schöllhammer, der das Projekt koordiniert, redete reichlich uninspiriertes, inhaltsleeres Zeug. Auf dem Stuhl neben ihm räkelte sich Buergel und betrachtete minutenlang die ähnlich spannende Decke des Gebäudes.

Quelle: Kassel Confidential

Weiterlesen „Ja, klar Rhabarberkuchen ist auch irgendwie toll, du! Mit der documenta auf du und tu.“

Die Romantik endet im Preisgefälle – Wolfgang Ullrich

Wieder ein interessanter Artikel und Blickwinkel, den Wolfgang Ullrich auf den Kunstbetrieb wirft. Der Ausgangspunkt ist eine Rezension aktueller Bücher zum Kunstmarkt von Jörg Heiser und Piroschka Dossis.

Im Wesentlichen arbeitet er den Aspekt der Preisentwicklung und seine Bedeutung für die Wahrnehmung von Kunst heraus. Der Preis fungiert, so könnte man Ullrich noch zuspitzen, heute als blaue Blume.

Die seit der Romantik verbreitete Erwartung, dass Kunst ungewöhnlich und rätselhaft sein müsse, wird dann nicht mehr durch den Künstler – und das Werk an sich -, sondern nur wegen dessen spektakulär-spekulativem Preis erfüllt.

Quelle: Ullrich, Wolfgang – Lust am Spektakel, Kitzel der Spekulation, in: Literaturen 06/07

Texte zur Kunst: der ultimative Kurzführer :-)

Ganz wunderbar, um nicht zu sagen Amazing!: ein Kurzführer zur aktuellen Adabei-Diskurszene im Kunstbetrieb.

Gerade heute frisch auf den Abotisch gelegt: Texte zur Kunst mit einer super Beilage, dem Kurzführer – und der startet mt dem Wort Amazing! (von Isabelle Graw verfertigt):

Wie spricht man derzeit über/von Kunst? Das Format eines „Kurzführers“ ist dabei ganz wörtlich zu nehmen: Es wird tatsächlich kurz eingeführt, und zwar in einige der derzeit in Kunstkritik, Theorie(jargon), Pressetexten und Small Talk gängigsten Begriffe und Ausdrücke.

Quelle: Vorwort, Texte zur Kunst, Nummer 66