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Kategorie: Lektüren

perspektive :: interview im deutschlandradio

so zusammenfassungen von jahrelangen projekten wirken in wenigen minuten auf radiolaenge oftmals recht scherenschnittartig. immerhin zeichnen sie sich genug vor der weissen wand des literaturbetriebs ab. dass man das projekt unterscheiden kann.

andré hatting hat im deutschlandradio (6.10.05 – audiobeitrag) das zeitschriftenprojekt „perspektive“ – literatur einmal anders – in den noetigen schnellrahmen gestellt – dabei werden dann auch gerne die aktionistischen spitzen betont (nein. es war keine einsame inhaltliche spitze der ritt ins schloss solituede – auch wenn wir nicht mit dabei waren. aber spitze meint. dass es eben ein bereits laenger bestehender kontext war. aus dem heraus diese aktion gesetzt wurde.). der schnellschuss von der schuelerzeitung bis zum avantgarde blatt mag fuer die archive wichtig sein. wir hatten die schueler nicht mehr mitbekommen. 🙂

vorgestellt wird im beitrag und interview (audiobeitrag – schoen auch der vertipper von ralf b. korte zu rainer b. korte) das aktuelle „jubilaeums“-heft „REDUX“ und der herausgeber ralf b. korte schlaegt sich tapfer beim interviewdanke fuer den hinweis von andré hatting. dass nicht er das interview. sondern herr hettinger es gefuehrt hat. im uebrigen war das fuer uns nicht wirklich erkennbar. wer der interviewer fuer den beitrag war.. es muss halt doch immer. der bogen zum herkoemmlichen literarischen betrieb und dessen erwartung/themen geschlagen werden. aber trotz allem – hoffentlich endlich ein start in eine etwas groessere publikumsecke – sitzkissen werden schon verteilt.

und die frage zwischen rosengaertlein und markt laesst sich eigentlich nicht mehr wirklich aufstellen. weil nicht mehr hinreichend trennbar. priessnitz mit alkoholfahne – nun ja auch eine moeglichkeit. den experimentellen habitus priessnitz gegenueber runterzuleveln. 😉 insofern hat herr hettinger nicht unrecht. wenn er den spassfaktor dabei betont.

schoen. dass herr hettinger einen auszug aus unserem redux verfahren ausgesucht hat. 🙂

perspektive page fuer weitere infos, u.a. zum neuen heft

wir muessen nicht reden :: ueber profitinteressen schon

wir lieben ja so gemeine formulierungen. die alles und nichts zusammennehmen. und alles und jeden zusammen- oder auseinanderdividieren. solche metaphernschleichwerbung betreibt ulf poschardt. wenn er aus dem schatzkaestchen der gemeinplaetze schoepft. da bewegt sich. was sich veraendert. da bleibt stehen. was sich nicht bewegt. etc. pp..

der gemeinplatz ist volkshandschuettelnd. also seis drum. schliesslich ist dutzen in deutschland auch gemeinwohltauglich. mittlerweile. aber das ganze dann noch mit diesem und jenem ressentiment zu unterheben. walkt dann alles zu einer backmetaphorik aus. die kein aussen mehr kennt – denn das sowohl aus auch und noch viel mehr macht den argumentkalauer dann perfekt.

wer nicht genau unterscheiden kann – schliesslich steht und faellt das gute argument mit einer vorherigen begriffsklaerung – sollte sich dann wenigstens die schelte sparen. das geht – um hier auch ne menge metaphorischen bim bamb loszulassen – dann von hinten immer wieder los.

wir finden uns nun endlich unter einer schoenen rubrik subsummiert: den denkfreudigen unter 50 (warum nicht ueber 50 – weit ist es ja nicht mehr. was sind schon ein paar jahrzehnte!). und diederichsen war uns bis dato nicht bekannt als betonter festhalter der letzten feste(n) der sozialdemokratie? mag ulf poschardt hier bewusst hineinzementieren?
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von goettern :: und leserinnen

dass literatur die religion laengst abgeloest hat. oder als loses substitut sein schwunghaftes dasein fristet. laesst sich an vielerlei ecken und kanten des literarischen betriebs ablesen. am einfachsten findet sich die analogiesetzung in rezensionen wie diesen:

Ich gestehe: Es fällt mir schwer, objektiv zu bleiben, wenn es um diesen Mann geht. Aber schließlich ist Tom Wolfe der einzige Literaturgott, den wir zur Zeit haben.

ich bin der letzte dreck – thea dorn (welt, 08.10.05)

appointment to death :: christie

wenn auch ein ziemlich psychologisch spannendes buch „appointment with death“ (1938 – leseprobe) von agatha christie. gibt man es mitunter gern auf. begriffe nachzurecherchieren – wie die „weissenhalter reaktion„. dazu liess sich so jetzt aus dem internet stand nichts rechtes finden:

It is the Weissenhalter reaction -best exemplified in the case of a bird that has dashed its head against a window.Even after its recovery it refrains instinctively from all action -giving itself time to readjust the nerve centres

immerhin wissen wir nun. was ein highball ist. 🙂

der untreue :: kleist

sehr ueppig ist das ergebnis der online-umfrage zum thema liebe und kleist noch nicht. die frage darf sich stellen. was das auch fuer ein ergebnis sein soll. ueber gemeinplaetze wird das ganze nicht hinausfuehren. und bildet schliesslich nur den pfad ab. den nutzer mitunter nach lust und laune hinterlassen. 🙂

dabei waeren die fragen. die man in der brieflichen interaktiondie kleistsche korrespondenz online einlesbar zwischen kleist und wilhelmine von zenge stellen sollte. doch andere. kleists angst vor der untreue von wilhemine. seinen drang. sich eine „andere“ frau zu bilden etc..

Begleitet von ständiger Furcht vor Missverständnissen und Fragen nach der Treue Wilhelmines, beginnt Kleist in seiner Korrespondenz ihr »Denkübungen« zu stellen – um ihr Gefühl und ihren Verstand auszubilden, aber auch, um sie »nach seinem Bilde zu formen«.

wilhemine antwortet (kleist-festtage 2005)

btw: schoen ist die einladungskarte der kleist-festtage allemal.

der roman :: als schaukel :: effi briest

gewiss – wie innstetten sagen wuerde – ist die schaukel ein wichtiges leitmotiv im roman „effi briest“. aber der roman insgesamt als schaukel – das klingt schon ein wenig nach argmumentativen zuckerguss:

Ich sehe im Schaukelmotiv das zentrale Leitmotiv des gesamten Romans. Um meiner Beweisführung vorweg zugreifen, möchte ich schon jetzt die Quintessence meiner Arbeit beleuchten. Der gesamte Roman an sich ist eine Schaukel. Der Rahmen der Handlung beginnt im Herrenhaus zu Hohen-Cremmen und endet eben dort, darin sehe ich das zentrale Leitmotiv. Das Hin-und Zurück, was ‚schaukeln’ ausmacht, kommt hier ganz zentral zum tragen, da es dem Roman den Rahmen gibt. Am Beginn des Romans findet sich der Leser in Hohen Cremmen, auch Effi befindet sich dort. Am Ende des Romans ist die Schaukel quasi wieder an ihrem Ausgangspunkt.

das schaukelmotiv bei effi briest – désiré arnold(hausarbeiten.de – kostenpflichtig)

faz :: wovon wir auch genug haben

manchmal fragt man sich schon. was ein autor mit derartigen aeusserungen eigentlich aussagen will – da bleibt uns doch jede spucke weg:

Stärker noch als die heimliche Landung an europäischen Küsten per Schlauchboot betont dieser Ansturm, dass Menschen das einzige sind, wovon die armen Länder Afrikas genug haben.

sturm auf europa – paul ingendaay (FAZ, 04.10.05)