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Kategorie: Lektüren

neue buergerlichkeit: kommentar terkessidis

im uebrigen hatten wir ganz vergessen – natuerlich haben wirwir muessen feststellen. dass das mit dem „ich“ nicht klappen kann. weil das „wir“ eine poetologische ersatzperson ist. die sich laengst selbstaendig gemacht hat. eine kernige ich-ag immerhin. 🙂 ihn gelesen. aber manchmal lassen wir dinge wieder irgendwo liegen. nehmen es dann wieder tabhaft zur brust und erinnern uns. dass wir es ins blogmass bringen muessten -. auf einen ganz wunderbaren terkessidis kommentar hinzuweisen. der uns zum einen seine sportlichen seiten zeigt (aha. man spielt wieder tennis mitnem kumpel ;-)). und zum anderen eine seite der „neuen buergerlichkeit“„neue buergerlichkeit“ – serie in der TAZ auf einer sehr persoenlichen beispielebene aufzeigt. die wir sehr gewinnend fanden. im uebrigen (doppelt haelt besser!) trifft fuer seinen kommentar der bezug zum untertitel der reihe „feine unterschiede“ im sinne von bourdieu am besten zu:

Was ich nicht wusste: Stipendien werden in Deutschland überhaupt nicht nach Leistung vergeben. Sondern der Maßstab ist eine Mischung aus Beziehungen, dem richtigen Stallgeruch und dem Diktat der intellektuellen Mode. Zunächst sind Noten oder Publikationen für die Vergabe von Stipendium vollkommen irrelevant – wichtig ist, dass der eigene „Doktorvater“ gute Beziehungen in die jeweiligen Entscheidungsgremien hat. Tatsächlich können zu viele Publikationen sogar schaden. Von einer Stiftung wurde mir das unglaubliche Argument kolportiert, dass man mich abgelehnt habe, weil ich ja bereits zu „berühmt“ sei – da könne ich die Arbeit ja auch selbst finanzieren. Die Voraussetzung für den Erfolg der Bewerbung wäre also gewesen, weniger Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft zu zeigen.

unter sich bleiben leicht gemacht – mark terkessidis (TAZ, 24.01.06)

den dichter aus der wesenstasche

genau so wollen wir im heine-jahr (oder in jedem x-beliebigen dichter/autor/kuenstler/handwerker/angestellten-jahr) ueber ihn lesen: all das. was man uns arme germanistinnen vom nachtisch geschoben und von der nachtischfunsel abgehaengt hat – die schoenen buergerlich projektions-spiessgesellen. die uns den dichter wieder nah bringen wie eine wesenstasche. einfach hineingreifen ins lasche oeuvre und den dichter als salonhelden in der jahresschaukel schoen und lange baumeln lassen. sehen sie! wie tiefsinnig wir dann drein blicken!

Der Dichter braucht das Unglück. Heine, der Poseur. Er mag es, wenn man ihn für einen Don Juan hält, aber Amalie bleibt eine rein platonische Inspiration, und in Paris hat er nur zwei oder drei Mätressen in fünfunddreißig Jahren. Die letzte, Mathilde, heiratet er.

kleine heinekunde (1) die grossen gefuehle (TAZ, 04.02.06)

die weissen haarkuchen mitunter

schon unglaublich. was sich fuer stilblueten in buechern finden lassen. und das ist durchaus positiv gemeint. gefunden habe ich das wort weder im grimmschen woerterbuch noch bei adelung – und ohnehin nicht im duden: haarkuchen.

Das lila Sommerkleid knisterte leicht, die weißen Haarkuchen an den Schläfen waren verschoben und sie atmete stark.

wellen – eduard von keyserling (btb/gutenberg online)

das buch (1911) liest sich zwar sprachlich recht einfachtilman krause vergleicht keyserling mit trivialliteratur seiner zeit wie von nataly von eschstruth in einer rezension zu „wellen“ (dieses muede dahindaemmern, tagesspiegel), aber inhaltlich hat es gleich den gesamten konfliktherd – frau – stand – kuenstler zu bieten. und das alles an den wellen der ostsee. 🙂

… „am ende triumphieren die alten herren“ (tilman krause, welt)
… ausschnitte zum einhoeren: wellen als hoerbuch
… eine kleine hommage an keyserling von tilman krause (nicht lesen, schluerfen, welt)

das buch ist wohl vom zdf verfilmt worden und macht – laut wikipedia eintrag und nach dem kleinen trailer – eher den eindruck. als wuerde es sich um einen erotischen roman handeln. dabei arbeitet der text in diesen dingen eher mit aus- als mit einlassung. 😉 nunja – fernsehverfilmungen lieben ja das trompetenhaft pikante!

trotzdem wandert die verfilmung auf meine amazon dvd leihlisteschon eine fussnote wert: das leihen von dvds klappt ganz wunderbar umstandslos und schnell bei amazon. kann ich nur empfehlen. 🙂 – schliesslich ist das eine das eine und das andere …

museum ludwig: kittler vortrag

und heute nicht vergessen den vortrag von kittler im museum ludwig/koeln um 19:00: Es ist eben schwierig mit der Kunst, wenn es keine Götter gibt.

Ausgehend von der Antike und dem berühmten Prozess um die Hetäre Phryne spannt dieser Vortrag einen weiten Bogen zur Moderne und der Kunst von Yves Klein. Die Hetäre (in der Antike eine gebildete und sozial anerkannte Dirne) bot an, den Wiederaufbau des zerstörten Theben zu finanzieren. Der Bildhauer Praxiteles gestaltet daraufhin Aphrodite-Statuen nach ihrem Vorbild. Das Äußere dieser Statuen ist also eine Hetäre, der Kern eine Göttin. Im 20. Jh. schuf nun Yves Klein mit seinen blau bemalten Modellen und ihren Körperabdrücken eine Kunst, in der wohl keine Göttin mehr wohnt …

aus der ankuendigung der „kunstbewussten vortraege“ des museum ludwig

update: was war nur mit kittler los? alt, krank oder schlicht nicht vorbereitet gewesen? ich frage mich immer noch. wo war der minimalste rote faden ausser seiner heidegger und hegel verehrung?

dann koennen wir nur bitten. seine „alten“ texte neu zu lesen. dank dem weblog „excerpter“ ist das in auszuegen fuer „aufschreibesysteme 1800/1900“ moeglich.

bridget jones als elizabeth bennet

mitunter hat das populaerevgl. schweppenhaeuser: kulturindustrie, populismus und das populaere (pdf) einen interessanten kern. der film „bridget jones“ (der noch mit der schokolade am tischnicht zu vergessen: der bridget jones test oder was rutscht bei ihnen nach zuviel drinks) ist so ein populaeres etwas. dem man nicht wirklich entkommen kann (es liegt nicht nur an colin firth ;-)). interessant ist daran. dass ich nun colin firth (bekannt durch austen verfilmungen) endlich richtig ins gemachte austen nest setzen kann – dank der verbindung zu austens „stolz und vorurteil“ (bbc) (wenngleich man zugegeben muss, dass die 3-er konstellation ohnehin typisch fuer austens texte ist):

Miss Elizabeth Bennet, heroine of the tale, was now Bridget Jones, a thirty-something assistant at a London ad agency. Wickam, the charming-but-vile villain was now Daniel Cleaver, Bridget’s boss, and Mr. Darcy, the prideful gentleman with „ten thousand a year“ was Mark Darcy, a prominent human rights barrister.

Bridget Jones’s Diary and the State of Modern Romance – alyssa guthrie

der webknecht und sein dhtml menue herr

mitunter muss man als webknecht auf der hut vor dhtml menue revolutionen sein – and even go over the user:

In contrast to other drop down menus available in Web, the apXPDropDown can overlap not only HTML contents but also can pop up over form elements, frames, flash, and even go over the browser window.

wordpress update und klettertouren

meine guete. wo man ueberall rumkletternwp_kses kills more-field from xmlrpc posted entries – es reicht im uebrigen zur funktionstuechtigkeit in ecto den ersten patch zu nehmen. muss. nur damit man in ecto wieder das mehr-feld nutzen kann. soll ja alles im wp 2.1 update wieder rueckgaengig gemacht werden. damit die „leidige“. wenig native desktop-blogger-fraktion – solche wie ich – endlich wieder integrierbar sind. 😉
Weiterlesen „wordpress update und klettertouren“

wir fordern eine textklappe!

wie die TAZkunst statt babies (TAZ, 24.01.06) bereits den dritten mann durch koeln suedstadt schleichen sieht oder hoert – wie anonym man das nehmen mag. sehe ich einen andrang vergleichbar den teenietreffen in koeln bickendorf. wenn eine serienheule dort fuer die fans luft ausatmet. wenn ein anonymer kunstraeuber oder ein kuenstlich raeuberischer anonymer raubgut in die kunstklappe fallen laesst. eine ganz wunderbare ergaenzung des deutschen wortschatzes!

das vorbildder saliera-dieb haette es nicht weit gehabt zur „kunstklappe“ (standard, 27.01.06) laeuft schon mit erfolg und entsprechender polsterung bei freiem fall eines kunstwerks in der wiener werftgalerie und ist ein fortsetzungsprojekt (mit ueppigem konzept als pdf) der kuenstler moussa kone und erwin uhrmann (interview deutschlandfunk – 09.11.04, mp3)

das einwerfen von gestohlenen kunstguetern in die kunstklappe sei ein „bedeutungsstiftender prozess“: „alle darin von uns aufgefundenen gegenstaende werden als kunstwerke registriert und sorgfaeltig verwahrt. zuordenbare werke werden den urspruenglichen besitzern ueberstellt.“ (sammlung gestohlener kunst – dort werden alle eingeworfenen gegenstaende ausgestellt). der kunstklappen aktion ging das projekt „kunst zum stehlen“ voraus. in einem strassenseitigen white-cube wurde ein kunstwerk eines kuenstlers zum stehlen positioniert und der liste vermisster werke hinzugefuegt.

am besten finde ich das entsprechende t-shirt zur aktion: kunstraeuber/in! (wird auch zugeschickt) 🙂

und mit wonne wieder gelesen den kommentar zum schwund im kunstbetrieb von hanno rauterberg: der grosse kunstschwund (zeit, 16.01.06):

Mancherorts organisiert den Kunstschwund gar der Staat, in Holland etwa. Da werden Kuestler so ueppig gefoerdert, dass niemand mehr weiss, wohin mit all den angekauften Werken. Nach den Butterbergen gibt es nun Kunstberge, und systematisch werden sie abgebaut – durch Vernichtung.

und wenn sie mich fragen. folgt sicherlich fuer den literaturbereich eine textklappe. dort sind dann jene texte einzuwerfen. die plagiatverdaechtig sind. 😉 natuerlich muesste man dann vorher eine entsprechend vorausschauende aktion einleiten. und texte zum plagiieren auf die richtige strassenseite legen. damit der zirkus virtuosus auch genug publikum hat. 😉

update: t-shirts gibts auch schon bei der koelner kunstklappen vernissage am 03.02. im kunstraum 21/hirschgaesschen (naehe severinstor – stadtplan) ab 19:00 …

zwei anmerkungen zur grammatik der multitude: paolo virno

die zeitschrift „grundrisse“ bietet mir immer guten. wenn auch nicht leichten einstieg in aktuelle politische theorie. in heft 16/05 (pdf) finden sich zwei texte von paolo virno „zwei anmerkungen zur grammatik der multitude“. die eine interessante verbindung zwischen kindheit und kritik ziehen:

zuvorderst bin ich natuerlich auf den „benjamin“-zug aufgesprungen. virno verknuepft zwei wichtige straenge von benjamins theorieinteresse: kindheit und technische reproduzierbarkeit. benjamin konnte gerade deswegen sich so rasch und durchaus auch positiv mit den neuen medien (fotografie, radio, film) befassen. weil er sich den zugang zur kindlichen erfahrung nie verstellte (stichwort hier: kindliche erfahrung als erfahrung der wiederholung; benjamin rezensierte buecher ueber spielzeug z.b.) (virno, s 53-54).

virno sieht nun. dass sich das fuer die kindheit typische streben nach dem noch einmal in der technisch reproduzierten erfahrung fortsetzt. im gegensatz zum kindlichen spiel. in dem die wiederholung eine vorbereitung zur gewohnheit bedeute. verbleibe im kapitalismus die wiederholung in diesem vorstadium. sie werde nicht zur gewohnheit (stichwort: ewiges lernen, flexibilisierung von arbeits- und lebenswelt). sie werde zum wiederholungszwang:

die gesellschaft des reifen kapitalismus ist bloss puerilpueril: meint karrikatur kindlicher erfahrung: es gilt. gegen sie die kraefte der kindheit zu mobilisieren. aus denen sie auf beliebige weise schoepft. diese jedoch zu einem alptraumhaften kindergarten verkommen laesst. (virno, s. 55)

in der kindheit werde versucht. dem fehlen von gewohnheit durch eine permanente wiederholung bei zu kommen. in der kulturindustrie sei sie nur das „surrogat der gewohnheit“ (virno, s 55).
Weiterlesen „zwei anmerkungen zur grammatik der multitude: paolo virno“

avantgarde konzeptionen auf stipendienniveau

jetzt sind wir gaenzlich allein gelassen. was das vermeiden von klammern im literarischen feld betrifft. wir dachten noch. wir haetten kombatanten frueher. mittlerweile wurden sie weniger. ihre stipendien und preise immer mehr. zuletzt dachten wir noch. wir haetten noch den einen oder die andere. die sich nicht unterwerfen wuerden. aber nun sind wir alleine: avantgarde konzeptionen. dass wir nicht lachen. das ist nun schon zutiefst laecherlich. ralf b. korte in schoeppingen. dass wir das noch erleben mussten. schade das. und damit ist das wir unter der bloggenden erde. es faellt nicht mehr tief. und duerfen wir fragen. wie gehts ihnen.

mir gehts gut. danke. der nachfragen.