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Kategorie: Lektüren

kastberger :: literaturwissenschaft ohne literatur

reaktionen im literaturbetrieb lassen ja mitunter auf sich warten. besonders wenn er kritisiert wird und das noch von protagonisten der eigenen zunft. klaus zeyringer und franz haas haben einen ersten versuch unternommen in ihrem buch „blicke von außen – österreichische literatur im internationalen kontext“. die österreichische gegenwartsliteratur – speziell die experimentelle literatur – literatursoziologisch (mit blick auf bourdieu) einzuordnen, ihre rolle im österreichischen literaturbetrieb zu hinterfragen und ihre funktion im österreichischen und europäischen feuilleton zu analysieren. das wurde zum einen in akademischen ansätzen und zum anderen auch in polemisch essayistischer form unternommen. das buch war aber nur ein erster einblick. war aber gerade deshalb
wichtig. weil kritik und kritiker sich durchaus als „innerhalb“ des literarischen und akademischen betriebs verstehen. auch wenn sie von „aussen“ (da nicht staendig in österreich tätig) – rein geographisch gesehen – argumentieren.

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das prinzip “avantgarde”

„Geehrt wird nicht nur eine der radikalsten, konsequentesten Schriftstellerinnen, die je in deutscher Sprache schrieben, sondern geehrt wird zudem – und dies zum ersten Mal in der Geschichte des Literaturnobelpreises – das Prinzip Avantgarde. Und das bedeutet hier: das Prinzip Negativität.“
Die Klavierspielerin lächelt (FR, 08.10.04)

zum ersten mal in der geschichte des literaturnobelpreises mag das prinzip „avantgarde“ – das ina hartwig für jelinek einfordert – vorzuliegen. ob jelinek jedoch noch „avantgarde“ sein will und kann. wäre zu diskutieren. dabei sollte auch nicht vergessen werden. dass es durchaus einen unterschied gibt zwischen „avantgarde“ und „experimenteller literatur“ – ja. es gibt durchaus auch überschneidungen.

ob das prinzip „negativität“ generell mit avantgarde verkoppelt werden kann. nunja. es wird gemeinhin als „negativargument“ gegen avantgarde gewendet.

„Elfriede Jelinek, geboren 1946 in der Steiermark, war einmal eine große Schriftstellerin. Inzwischen ist sie eine modische geworden, eine ziemlich erfolgreiche dazu. Gelegentlich dankt’s die freie Marktwirtschaft den aus der kalten Avantgarde reumütig Heimkehrenden.“Höher-Schneller-Jelinek (jungle world, 27.05.1998)

some links to :: mansfield park

wir haben nun ja schon fast alle texte von jane austen durch – „mansfield park“ ist einer der laengsten und ueber lange strecken auch einer der muehsamsten – ein kammerspiel. das auch mal fast stillstehen kann. aber dennoch gibt es interessante teilbereiche wie das theaterspielen zuhause (vgl. dazu goethes wilhelm meister) oder das gesellschaftliche kartenspiel spekulation.

jane austen und ihre karten:
… how to play quadrille, speculation, loo, whist
… how to play speculation and loo

… “Make it a Pleasure and Not a Task” – Educational Games for Children in Georgian England (pdf)
… eine kalendarische uebersicht zu mansfield park
… The Archigenderic Territories – ueber die nutzung von landhaeusern aus geschlechtspezifischer perspektive (pdf)
… “We must descend a little”: Mansfield Park and the comic theatre (pdf)
… “Slipping into the Ha-Ha”: Bawdy Humor and Body Politics in Jane Austen’s Novels (pdf)

petersburger :: stapelung

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„Wenn Sie mehrere Bilder miteinander kombinieren wollen – die so genannte Petersburger Haengung – , lohnt ein bisschen Vorarbeit: Legen Sie die Stuecke erst einmal auf den Boden und probieren Sie verschiedene Varianten. Um den Effekt an der Wand zu pruefen, schneidet man anschliessend Papierstuecke in den Formaten der Bilder aus und befestigt sie provisorisch an der Wand. Eine Galerie von Kunstwerken ueber dem Sofa beispielsweise sollte nicht seitwaerts hinausragen, sondern mit dem Moebel in einer Linie abschliessen.“ (darauf sollten Sie achten, berliner morgenpost 06.07.2002)

das nichtraucherzimmer

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dem liegt wohl die annahme zugrunde:
nichtraucherinnen trinken uebers mass hinaus.

die neuen stimmen

es sind ja immer mal wieder schoene „bonmots“ im feuilleton zu finden. so wirkt der artikel ueber die literaturbiennale in frankfurt „German Literature light? Non, merci“ wie das nacherzaehlen einer literarischen haekelstunde. wenn die vermittlung deutschsprachiger literatur im ausland mit dem disput beginnt und endet. ob sie zu schweratmig sei. um exportiert bzw. gerade diese schweratmigkeit ein markenzeichen sein koenne. um im ausland rezipiert zu werden.

begleitet wurde diese biennale dann – so die rezensentin – von „elf neuen stimmen“. es sollte das attribut „neu“ daher ganz neu ueberdacht werden. wenn autorinnen wie michael lentz, kathrin roeggla und josef winkler mit diesem versehen werden.

interessant auch. dass bei programmpunkten auf der biennale wie Marketing im Dienst der Lyrik autorinnen sich noch ernstlich die frage stellen. ob sie als „warenmuster fuer die deutsche gegenwartsliteratur“ dienen (Nenad Popovi*, Kroatien).

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* oder womoeglich liegt hier ein vertipper vor: Nenad Popovic?

charmant und hinreissend :: eine reise zurueck in den sprachknigge

wir lassen uns ja nicht immer lumpen und erwerben mitunter auch mal eine ausser tuerliche zeitung (also: nebenst der taz). blaettern dann in dieser und ihrem feuilleton und was muessen wir lesen? sind die 50er jahre und der sprachliche happy meal nierentisch (das mag ja seinerzeit ganz „nett“ anzusehen gewesen sein) in die literaturkritik eingezogen?

so finden sich auf einer (!) literaturseite der sueddeutschen (14.09.04) gleich drei kritiken mit diesem „hausmannsdeutsch“:

in einer besprechung eines diana-portraitbandes findet sich der hinweis. es wuerde sich um eine

hinreissende fotogalerie

handeln. in der des literaturfestivals von mantua der hinweis auf den veranstaltungsort:

ein bezauberndes lombardisches renaissancestaedtchen.

und zu guter letzt die rezension von ijoma mangold. der sich auf den literaturtagen „sprachsalz“ in hall in tirol von

charmantesten und hinreissenden personen und werken

betoeren laesst.

ist das eine notwendige feuilletonale eintagsfliege. weil besprechungen ja irgendwie anaermeln sollen?

alexander von humboldt :: das webportal

auf dem alexander von humboldt webportal kann man sich schon aufhalten (einfach die lobpreisler auf der eingangsseite uebersehen!).

„Wenn man sie sammelt, schneidet man eine Kerbe in die Hauptrippe, welche die Verlaengerung
des Blattstiels ist; diese Kerbe wird als Haken dienen, um die Blaetter beim Aufbau des tragbaren Daches aufzuhaengen; dann breitet man sie aus und rollt sie sorgfaeltig zu einem zylindrischen Paket zusammen. Um eine Huette zu bedecken, in der sechs bis acht Personen schlafen, braucht man fuenfzig Kilogramm Blaetter.“

wie man mit vijao-blaettern ein haus baut – auszug aus der leseprobe (pdf) zu „alexander von humboldt – Ansichten der Kordilleren“

NAMHAFT

nam|haft [mhd. namehaft, ahd. namohaft“>

beispielhafte verwendung:
Die Auswahl traf ein Komitee, dem namhafte deutsche Kunsthistoriker und Leiter wichtiger Kunstvereine angehoerten. (Cattelans Seitenwechsel, berliner zeitung 14.09.04)