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kastberger :: literaturwissenschaft ohne literatur

reaktionen im literaturbetrieb lassen ja mitunter auf sich warten. besonders wenn er kritisiert wird und das noch von protagonisten der eigenen zunft. klaus zeyringer und franz haas haben einen ersten versuch unternommen in ihrem buch „blicke von außen – österreichische literatur im internationalen kontext“. die österreichische gegenwartsliteratur – speziell die experimentelle literatur – literatursoziologisch (mit blick auf bourdieu) einzuordnen, ihre rolle im österreichischen literaturbetrieb zu hinterfragen und ihre funktion im österreichischen und europäischen feuilleton zu analysieren. das wurde zum einen in akademischen ansätzen und zum anderen auch in polemisch essayistischer form unternommen. das buch war aber nur ein erster einblick. war aber gerade deshalb
wichtig. weil kritik und kritiker sich durchaus als „innerhalb“ des literarischen und akademischen betriebs verstehen. auch wenn sie von „aussen“ (da nicht staendig in österreich tätig) – rein geographisch gesehen – argumentieren.

im aktuellen heft 25 der kolik polemisiert klaus kastberger gegen haas und zeyringer: „ein fest für franz haas und klaus zeyringer„.

es würde österreichischen autorinnen vom deutschen und österreichischen feuilleton vorgeschrieben. wie sie verständlicher zu schreiben hätten. um ihre rezeption im in- und ausland zu heben. dies sei jedoch vorauseilender gehorsam. würde gerade das „nicht-verständliche“ widerstand gegen das „glatte mediale funtionieren“ setzen. kastberger macht hier gleich mehrere fässer auf:

a. das fass „unverständlichkeit“ der experimentellen literatur
b. das fass „widerstand“ gegen mediale glattheit

beides (was man hier jetzt annehmen muss) hat nichts mit dem anliegen von haas und zeyringer zu tun. weder plädieren sie dafür. dass die österreichische literatur für ihre auslandsrezeption verständlicher schreibe. noch folgen sie den „hehren“ techniken. um die literatur als hort gegen den „medialen wall“ hochzuhalten.

kastberger führt hier argumente zusammen. die nicht zusammengehören.

zeyringer und haas bezeichnet er als protagonisten einer „literaturwissenschaft ohne literatur“. die sich weniger mit primärliteratur beschäftigt. denn mit literaturbetrieblichen registrationsmechanismen. es ist klar verständlich. dass kastberger nichts mit soziologischen ansätzen zu tun haben will. aufgabe der germanistik ist wohl nach wie vor. primärtexte zu untersuchen. ansätze. die sich mit strukturellen bedingungen des literaturbetriebs beschäftigen. sind dann eben eine „literaturwissenschaft ohne literatur“. – man kann nur sagen: kastberger hat bereits den letzten zug in seiner wissenschaft verpasst.

man kann das. was sich im österreichischen literarischen feld (wir verwenden gerne bourdieus methodische begriffe. sie schaffen abstand zur reinen polemik) abspielt. natürlich typisch österreichisch pathologisieren als „autistisch“ (es mag ein begriff sein. den auch zeyringer und haas verwenden). aber zeyringer/haas gehen über dieses pathologisieren hinaus.

kastberger nicht.

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