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Schlagwort: Theorie

common currency

meine guete. wie misik sich wieder gewaehlt ausdrueckt: „Dass die Utopien am Ende sind, ist common currency;“ (TAZ, 07.02.06)

nach “on bullshit” nun “on hashish”

sehr lustig. der diesjaehrige bucherfolgsnachfolger von „on bullshit“ soll wohl benjamins „on hashish“ werden:

In May, Harvard University Press plans to publish „On Hashish,“ a slim volume of Benjamin’s little-known writings about his occasional drug use. It’s got a good chance of becoming this year’s version of Harry Frankfurt’s „On Bull – – – -,“ an academic book that makes it onto the front tables at Barnes & Noble.

inside the list (NYT, 12.03.06)

galerien etablieren soziale systeme

wie machen die das. die galerien. dass sie soziale systeme etablieren?!

Galerien sind nicht mehr allein Distributionsorte von Kunst, sondern etablieren eigene soziale Systeme.

„kunststadt köln – die galerien“ – european kunsthalle aktuell

und hier werden wir erfahrungsmaessig weiter etabliert:

Für das Kunstsystem, das ein soziales System ist, also ein systemautonomes Teilsystem der Gesellschaft ist, bedeutet das, daß es ebenso, wie andere Teilsysteme auch, an die basalen Gesetzmäßigkeiten unserer Gesellschaft mit temporalisierter Komplexität gekoppelt und somit deren Effekte ausgesetzt ist. Nicht das Ereignis (beispielsweise als Handlung) zählt, sondern nur eine Einheit von Ereignissen, geordnet durch selbstreflexive Selektionsprozesse des betreffenden Systems selbst, indem ein bestimmtes Muster der Verknüpfung mit anderen Handlungen gewählt wird.

na wer oder was? na. luhmann. klar.

neue buergerlichkeit: kommentar terkessidis

im uebrigen hatten wir ganz vergessen – natuerlich haben wirwir muessen feststellen. dass das mit dem „ich“ nicht klappen kann. weil das „wir“ eine poetologische ersatzperson ist. die sich laengst selbstaendig gemacht hat. eine kernige ich-ag immerhin. 🙂 ihn gelesen. aber manchmal lassen wir dinge wieder irgendwo liegen. nehmen es dann wieder tabhaft zur brust und erinnern uns. dass wir es ins blogmass bringen muessten -. auf einen ganz wunderbaren terkessidis kommentar hinzuweisen. der uns zum einen seine sportlichen seiten zeigt (aha. man spielt wieder tennis mitnem kumpel ;-)). und zum anderen eine seite der „neuen buergerlichkeit“„neue buergerlichkeit“ – serie in der TAZ auf einer sehr persoenlichen beispielebene aufzeigt. die wir sehr gewinnend fanden. im uebrigen (doppelt haelt besser!) trifft fuer seinen kommentar der bezug zum untertitel der reihe „feine unterschiede“ im sinne von bourdieu am besten zu:

Was ich nicht wusste: Stipendien werden in Deutschland überhaupt nicht nach Leistung vergeben. Sondern der Maßstab ist eine Mischung aus Beziehungen, dem richtigen Stallgeruch und dem Diktat der intellektuellen Mode. Zunächst sind Noten oder Publikationen für die Vergabe von Stipendium vollkommen irrelevant – wichtig ist, dass der eigene „Doktorvater“ gute Beziehungen in die jeweiligen Entscheidungsgremien hat. Tatsächlich können zu viele Publikationen sogar schaden. Von einer Stiftung wurde mir das unglaubliche Argument kolportiert, dass man mich abgelehnt habe, weil ich ja bereits zu „berühmt“ sei – da könne ich die Arbeit ja auch selbst finanzieren. Die Voraussetzung für den Erfolg der Bewerbung wäre also gewesen, weniger Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft zu zeigen.

unter sich bleiben leicht gemacht – mark terkessidis (TAZ, 24.01.06)

museum ludwig: kittler vortrag

und heute nicht vergessen den vortrag von kittler im museum ludwig/koeln um 19:00: Es ist eben schwierig mit der Kunst, wenn es keine Götter gibt.

Ausgehend von der Antike und dem berühmten Prozess um die Hetäre Phryne spannt dieser Vortrag einen weiten Bogen zur Moderne und der Kunst von Yves Klein. Die Hetäre (in der Antike eine gebildete und sozial anerkannte Dirne) bot an, den Wiederaufbau des zerstörten Theben zu finanzieren. Der Bildhauer Praxiteles gestaltet daraufhin Aphrodite-Statuen nach ihrem Vorbild. Das Äußere dieser Statuen ist also eine Hetäre, der Kern eine Göttin. Im 20. Jh. schuf nun Yves Klein mit seinen blau bemalten Modellen und ihren Körperabdrücken eine Kunst, in der wohl keine Göttin mehr wohnt …

aus der ankuendigung der „kunstbewussten vortraege“ des museum ludwig

update: was war nur mit kittler los? alt, krank oder schlicht nicht vorbereitet gewesen? ich frage mich immer noch. wo war der minimalste rote faden ausser seiner heidegger und hegel verehrung?

dann koennen wir nur bitten. seine „alten“ texte neu zu lesen. dank dem weblog „excerpter“ ist das in auszuegen fuer „aufschreibesysteme 1800/1900“ moeglich.

zwei anmerkungen zur grammatik der multitude: paolo virno

die zeitschrift „grundrisse“ bietet mir immer guten. wenn auch nicht leichten einstieg in aktuelle politische theorie. in heft 16/05 (pdf) finden sich zwei texte von paolo virno „zwei anmerkungen zur grammatik der multitude“. die eine interessante verbindung zwischen kindheit und kritik ziehen:

zuvorderst bin ich natuerlich auf den „benjamin“-zug aufgesprungen. virno verknuepft zwei wichtige straenge von benjamins theorieinteresse: kindheit und technische reproduzierbarkeit. benjamin konnte gerade deswegen sich so rasch und durchaus auch positiv mit den neuen medien (fotografie, radio, film) befassen. weil er sich den zugang zur kindlichen erfahrung nie verstellte (stichwort hier: kindliche erfahrung als erfahrung der wiederholung; benjamin rezensierte buecher ueber spielzeug z.b.) (virno, s 53-54).

virno sieht nun. dass sich das fuer die kindheit typische streben nach dem noch einmal in der technisch reproduzierten erfahrung fortsetzt. im gegensatz zum kindlichen spiel. in dem die wiederholung eine vorbereitung zur gewohnheit bedeute. verbleibe im kapitalismus die wiederholung in diesem vorstadium. sie werde nicht zur gewohnheit (stichwort: ewiges lernen, flexibilisierung von arbeits- und lebenswelt). sie werde zum wiederholungszwang:

die gesellschaft des reifen kapitalismus ist bloss puerilpueril: meint karrikatur kindlicher erfahrung: es gilt. gegen sie die kraefte der kindheit zu mobilisieren. aus denen sie auf beliebige weise schoepft. diese jedoch zu einem alptraumhaften kindergarten verkommen laesst. (virno, s. 55)

in der kindheit werde versucht. dem fehlen von gewohnheit durch eine permanente wiederholung bei zu kommen. in der kulturindustrie sei sie nur das „surrogat der gewohnheit“ (virno, s 55).
Weiterlesen „zwei anmerkungen zur grammatik der multitude: paolo virno“

das medium als dauerhaftes geklingel

m&e (man. wie die leute auch immer ihre namen aendernehemals le lounge; wer macht im uebrigen eine analyse der bloggenesen und – morphosen? 🙂) verdanken wir mal wieder eine wunderbare fundstelle (kunststueck bei aehnlichen interessen ;-)). und wenn man das bild zuende denkt. dann wuerde die mediale tuer die reale nur zu gerne ersetzt haben. das dauergeklingel wuerde uns alle ausser haus setzen. 😉

Etwa Buch und Fernsehen oder auch Film und Fernsehen gleichermaßen zuerst einmal als „Medium“ zu bezeichnen, um dann über Unterschiede nachzudenken, führt leicht zur Verkennung wirklich entscheidender Differenzen. Das Buch ist im 15. und 16. Jahrhundert ein Mittel der Aufklärung in einer feudalabsolutistischen Welt, der Film ist an seiner Wurzel ein proletarisches Jahrmarktvergnügen und eine wissenschaftliche Erkenntnismethode, das Fernsehen ist die virtuelle Fortsetzung des Versandhauses: eine Ware wird durchgereicht bis ins private Wohnzimmer, ohne daß jemand an der Tür klingeln muß.

wissen ist nacht – stollmann (glossen, heft 22/05, via M&E)

grundrisse – nummer 16 erschienen

endlich koennte man sagen ist die neue nummer der grundrisse erschienen: nr. 16. (derzeit als pdf download)

interessant das gespraech mit negri und anmerkung zum eben erschienen buechlein von paolo virno „die grammatik der multitude“. wir lesen mit spannung nach. 🙂

Denn der Materialismus hat niemals eine Geschichte gehabt, die Philosophiegeschichte kennt keine Geschichte des Materialismus. Der Materialismus wird immer als ein Denken in Opposition vorgebracht, ein Denken des Paradoxen, das zur dominanten, durch die Ausfaltung der Transzendenz charakterisierten Philosophie im Widerspruch steht.

antonio negri im gespraech (grundrisse nr. 16)

wir muessen nicht reden :: ueber profitinteressen schon

wir lieben ja so gemeine formulierungen. die alles und nichts zusammennehmen. und alles und jeden zusammen- oder auseinanderdividieren. solche metaphernschleichwerbung betreibt ulf poschardt. wenn er aus dem schatzkaestchen der gemeinplaetze schoepft. da bewegt sich. was sich veraendert. da bleibt stehen. was sich nicht bewegt. etc. pp..

der gemeinplatz ist volkshandschuettelnd. also seis drum. schliesslich ist dutzen in deutschland auch gemeinwohltauglich. mittlerweile. aber das ganze dann noch mit diesem und jenem ressentiment zu unterheben. walkt dann alles zu einer backmetaphorik aus. die kein aussen mehr kennt – denn das sowohl aus auch und noch viel mehr macht den argumentkalauer dann perfekt.

wer nicht genau unterscheiden kann – schliesslich steht und faellt das gute argument mit einer vorherigen begriffsklaerung – sollte sich dann wenigstens die schelte sparen. das geht – um hier auch ne menge metaphorischen bim bamb loszulassen – dann von hinten immer wieder los.

wir finden uns nun endlich unter einer schoenen rubrik subsummiert: den denkfreudigen unter 50 (warum nicht ueber 50 – weit ist es ja nicht mehr. was sind schon ein paar jahrzehnte!). und diederichsen war uns bis dato nicht bekannt als betonter festhalter der letzten feste(n) der sozialdemokratie? mag ulf poschardt hier bewusst hineinzementieren?
Weiterlesen „wir muessen nicht reden :: ueber profitinteressen schon“

politik :: eine gleichung hoeheren grades

meine guete: robert misik laessts laufen –

Es könnte so laufen. Und wenn es nicht so läuft, dann womöglich nicht nur deshalb, weil etwa die CDU weiß, dass Schröder es so machen könnte – sondern weil Schröder weiß, dass die CDU weiß, dass er es so machen könnte. Denn der linguistisch-politische Komplex ist extrem selbstreferentiell, eine Gleichung höheren Grades.

verrat. flexibilitaet, befreiungsschlag – robert misik (taz, 20.09.05)