dadasophin.de

Schlagwort: Theorie

Thomas Manns Position im literarischen Feld

Was man alles so unter dem Begriff „literarisches Feld“ subsummiert: Unter dem Tagungspunkt „Thomas Mann im literarischen Feld“ (Kolloqium des Kreises der jungen Thomas Mann-Forscher „Thomas Manns kulturelle Zeitgenossenschaft„) findet sich im Grunde nur ein Referat/Statement, dass sich tatsächlich auf das literarische Feld bezieht, Tim Lörkes „Selbstbewußte Konkurrenz: Ein Autor erobert das Feld„.

Aber wer weiss, womöglich beziehen sich die anderen beiden Referenten auch auf diesen Begriff. Die Titel „Thomas Manns Konzept des Epochenromans“ und „Der Roman als Kosmos“ klingen aber nicht gerade danach.

Der Krimileser und seine unglückliche Beziehung zum kulturellen Kapital

Sehr schönes Zitat von Franz Schuh hinsichtlich der Affinität zur Kriminalliteratur. Jetzt endlich begreife ich, warum ich irgendwann begonnen habe, Krimis zu lesen. Wenngleich mich dann gleich beide Muster, die Bourdieu anführt, treffen würden: Mein kulturelles Kapital habe ich einerseits nicht geschafft gänzlich ins schulisches zu überführen und habe mir das meiste auf „illegitimen“ Wege angeeignet:

„Leute“, sagt Bourdieu, die „ihr kulturelles Kapital wesentlich der Schule verdanken“, haben die ausgeprägte Tendenz, „sich der schulmäßigen Definition von Legitimität zu beugen und ihre Investitionen innerhalb der Bereiche ganz strikt nach deren von der Schule zuerkanntem Wert auszurichten. Demgegenüber reizen ,mittlere Künste‘ wie Film und Jazz oder stärker noch wie Comic, Science fiction und Kriminalroman vorrangig jene zum Investieren, denen die Umwandlung ihres kulturellen Kapitals in schulisches nicht gänzlich gelungen ist, daneben solche, die die legitime Kultur nicht auf legitime Weise erworben haben, d. h. nicht von frühauf mit ihr vertraut wurden, und nun zu ihr eine objektiv und/oder subjektiv unglückliche Beziehung haben.“

Quelle: Bourdieu zitiert nach Franz Schuh: Dekadenz schwächt und hält zugleich am Leben. (Der Standard, 20.04.02)

btw: Falls jemand das Zitat an einen konkreten Bourdieu Text festmachen kann, wäre mir gedient. 🙂

UPDATE: Dank Lars ist jetzt die Stelle dingfest gemacht:

Bourdieu, Pierre: Die feinen Unterschiede. Suhrkamp Taschenbuch, S 154.

Querelles Jahrbuch 2007: Schwerpunkt zu Bourdieu

Das Querelles Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung widmet sich in seiner Ausgabe Band 12 (2007) Bourdieu: Prekäre Transformationen. Pierre Bourdieus Soziologie der Praxis und ihre Herausforderungen für die Frauen- und Geschlechterforschung (208 Seiten, Wallstein Verlag).

Begriffe: Zitation

Schon eigens interessant, wie die Wissenschaft sich selbst misst und welches Instrumentarium und Quellgut ihr dazu zur Verfügung steht, hier jedoch erwähnt, weil auf den Zusammenhang von Zitation und Distinktion aufmerksam gemacht wird:

Heinz-von-Foerster-Zitierer dürften eher Radikal-Konstruktivistisches im Sinne haben, Pierre Bourdieus „Feine Unterschiede“ Zitierende eher Distinktionstheoretisches: Denn zitieren heißt loben, Existenz zusprechen. Nur wenige Zitationen sind kritisch. Abzulehnendes wird zumeist „net amol ignoriert“.

Quelle: Wie sich die Wissenschaft selbst misst (Der Standard, 18.12. 99)

Begriffe: Diskurs der Lobpreisung

Walter Grond und Klaus Zeyringer beziehen sich in ihrem Gespräch über Thomas Bernhard auf Bourdieu und weisen auf den Diskurs der Lobpreisung hin, den Bernhards Rezeption und Aktion im literarischen Feld durchzogen hat:

Bernhard fungiert als Hoher Priester in einem Diskurs der Lobpreisung, von dem Bourdieu gemeint hat, dass er der Analyse äußerst abträglich sei. Zudem finden sich durch Bernhards Literatur und ihre Rezeption bestimmte Diskursleisten angespielt und bedient.

Quelle: Reden über Thomas Bernhard (Der Standard, 24.03.01)

die neuen regeln der kunst: nina zahner

auch wieder so ein buch. das ich gelesen haben sollte: die neuen regeln der kunst von nina zahner. die bourdieus feldtheorie auf das kunstfeld der 60er jahre anwendet und insbesondere den fall „warhol“ herausarbeitet. (via sozlog)

testcard #15: the medium is the mess

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift testcard (Nummer 15) widmet sich dem Medium, ganz im Sinne von McLuhans Diktum, dass das Medium die Message, die Massage oder schlicht der Mess ist. Die Beiträge sind divers, aber einige sind direkt auf Medientheorie zugeschnitten, wie der Beitrag „Galaxy Quest. Ein Versuch zur kritischen Theorie der Netzwelt“ von Roger Behrens.
Weiterlesen „testcard #15: the medium is the mess“

Digitale Nihilisten – Geert Lovink (Teil 1): Bloggen als Softwareeffekt

Geert Lovink Versuch einer medientheoretischen und philosophischen Analyse des Phänomens Bloggen ist ehrenhaft, aber nur ansatzweise gelungen. Sicherlich gibt es durchaus gute Ansätze, aber, wie auch ein Kommentar zu der Ankündigung seines Textes „Digitale Nihilisten“ ganz klar formuliert, scheitert der Text an mindestens zwei Punkten:
Weiterlesen „Digitale Nihilisten – Geert Lovink (Teil 1): Bloggen als Softwareeffekt“