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die langeweile japanischer maenner

Materiell geht es japanischen Rentnern gut. Sie haben hart gearbeitet und kriegen eine Rente, von der sich leben lässt. Aber sie haben nie gelernt, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen, wenn sie nicht arbeiten. Und davon haben sie immer mehr, denn, wie gesagt, sie kommen voran im Leben. Die Steigerung der Lebenserwartung der Japaner macht sich insbesondere bei den Ruheständlern bemerkbar. 1965 konnte ein 65-Jähriger erwarten, noch 12 Jahre zu leben. Heute sind es fast 18 Jahre, bei Frauen sogar 22. Eine lange Zeit zum Nichtstun.

nasses herbstlaub – die langeweile der japanischen maenner (NZZ, 23.02.05)

dutschke und :: das stadtguerilla-konzept

Das Stadtguerilla-Konzept – unverzichtbar für die mentale Innenausstattung der RAF – kann also nicht „einfach als Verfalls- und Verzweiflungsprodukt der 68er-Bewegung“ (Kraushaar) gedeutet werden, wie viele das tun. Collagiert aus Theoriefragmenten Che Guevaras sowie der „Theorie des Partisanen“ von Carl Schmitt, hat sich Dutschke schon vor 68 eine „urbane Guerilla“ erträumt. An diesem Punkt wird niemand mehr vorbeikommen, der sich anschickt, aus Dutschke einen gewaltfreien Heiligen zu stilisieren.

Nach den Projektionen (TAZ, 23.02.05)

… rudi dutschke andreas baader und die RAF. hamburger edition
rudi dutschkes freunde und helfer (FAZ, 31.01.05)
… das opfer analysiert (tagblatt)
rudi und die raf (3sat)

jelinek :: aus der feder einer frau aber klingt …

Dass eine solche Sprach-, Gesellschafts- und Österreichkritik wie bei den Genannten schließlich immer von jenem melancholischen Ton getragen zu sein scheint, der sich aus einem zutiefst verletzten Gefühl der Menschlichkeit speist, wird oft übersehen, was zu Fehlinterpretationen führt. Ex negativo nämlich ist diese Kritik letztendlich doch auch eine konstruktive, da eine Welt gezeigt wird, wie sie nicht sein dürfte, der nurmehr mit Zynismus begegnet werden kann. Aus der Feder einer Frau aber klingt dies anscheinend immer noch unerhörter und gekränkter als aus der eines Mannes, sodass auch die Kränkungen ihrerseits weit unerhörter scheinen und darum oft, jenseits aller literarischen Qualitäten, ungehört versickern.

Der Nobelpreis für Elfriede Jelinek – nicht nur eine indirekte Genugtuung an Thomas Bernhard… (medienobservationen)

wir durften zu hause kaum moebel haben

„Wir durften zu Hause kaum Möbel haben. Alle Wände mussten frei sein für die Bilder. Popovas ,Raum-Kraft-Komposition‘ war sogar an der Decke montiert worden“, erinnert sich Aliki Kostaki. Die Tochter des Sammlers ist anlässlich der Ausstellungseröffnung von Athen nach Wien gekommen.

die odyssee der avantgarde (presse, 18.02.05)

china :: die mitte und die raender

Lange, teilweise beschwerliche Autofahrten sind in diesem Land heilsame Kuren, fort von städtischer Agglomeration hin aufs Land, dort wo Maos Revolution ihren grössten Rückhalt besass und wohl auch noch immer besitzt. Zwar weist Chinas Wirtschaft der Welt höchste Wachstumsraten auf, doch spürt die Bauernschaft, je nach Schätzung noch immer 60 bis 70 Prozent der Gesamtbevölkerung, von solch beeindruckenden Zahlen in der Regel wenig.

die mitte und die raender (NZZ, 21.02.05)

judith hermann :: ist an allem schuld

Nein, man kann Judith Hermann daraus keinen Vorwurf machen. Aber irgendwie ist sie schuld. Ist der gigantische Erfolg ihrer Erzählungsbände daran schuld, daß dieser Ton, dieser vornehm-mondän-gelangweilte Geschichtenton, den man einst so herrlich fand, aus der deutschen Gegenwartsliteratur, aus den Büchern der jungen Debütantinnen einfach nicht mehr verschwindet.

Fräulein-Plunder (FAZ, 13.02.05)

dandys sind adelige :: bei denen das geld langsam knapp wird

Dandys sind bei Wilde/Jelinek Adelige, bei denen das Geld langsam knapp wird. Leute, die immer nur für ihr Vergnügen gelebt haben – und jetzt kommen sie in ein Alter, mit 40, wo es langsam seltsam wird, immer noch zu feiern. Was ist der Dandyismus, wenn man ihn zu leben versucht? Irgendwann ist er nicht mehr glamourös, sondern einsam und kaputt. Man merkt ja irgendwann die Verfallserscheinungen, wenn man über 30 ist. Irgendwann wird man auch nicht mehr von anderen, jungen Körpern begehrt.

Wohllebenskünstler in der Armutsfalle – regisseur falk richter im interview (standard, 20.02.05)

zeyringers :: ueberfrachtungen

Der letzte Satz in dem großartigen Roman Leonardos Hände lautet bei Hotschnig: „Aber das stimmte nicht.“ Stadlers N. weiß mittendrin: „In Wahrheit stimmte das natürlich alles nicht.“ Überfrachtete Kürze.

Auf die Bedeutungstube gedrückt – klaus zeyringer (standard, 11.02.05)

🙂 no na net. herr zeyringer. die rezension von frau stadlers buechlein N so verkappt zu beschliessen?! in anbetracht der „ueberfrachteten kuerze“ einer rezension haette auf diesen plattitueden griff auch verzichtet werden koennen.

man setzt noch mehr auf die reaktion :: des publikums

Sieben Jungautoren lesen am Sonntag (20. 2.) Vormittag im Wiener Thomas Sessler Verlag aus ihren Romanmanuskripten. Eine Literaturveranstaltung wie viele andere – und doch ganz anders. Die Gäste haben nämlich die Wahl. In Form einer Stimmzettelabgabe direkt nach der Lesung wird darüber abgestimmt, was am besten gefallen hat. Die Reaktion des Publikums bei diesem erstmals abgehaltenen Autoren-Casting soll bei der Entscheidung darüber, welche der gelesenen Werke vom Molden Verlag im Herbst publiziert werden, mit berücksichtigt werden.

LeserInnen entscheiden mit, was Verlag veröffentlicht (standard, 15.02.05)

irgendwie suess. nicht!? ich finde ja auch. dass ich gerade bei lesungen gerne entscheide. ob ein buch weitergelesen werden sollte. 😉