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Kategorie: Lektüren

leipzig :: kaderschmieder der literatur

600 zu 20 lautet die entmutigende Formel für den schriftstellerischen Nachwuchs – jeder 30. kommt durch! In Leipzig nämlich, bei der Bewerbung auf einen der raren Studienplätze der erfolgreichsten Kaderschmiede des deutschen Literaturbetriebs. Zwar gibt es Schreibkurse allerorten, und mancher soll schon zum Autor gereift sein, ohne je einen Tutor, Mentor oder Lektor gesehen zu haben, doch Schreiben ist nur die halbe, respektive gar keine Miete. Auf den nachgeordneten Zirkus kommt es an: in Klagenfurt zu kämpfen, einen Verlag zu finden, anständige Auflagen zu verkaufen, auf Lesereise zu gehen. Wer in Leipzig immatrikuliert war und sich nicht dummerweise auf Lyrik verlegte, hat damit keine Probleme mehr. Leipzig ist das Entree für ein Leben als Berufsschriftsteller.

wie werde ich ein verdammt guter schriftsteller – florian felix weyh (buechermarkt, dlf, 17.02.05)

zeitschriften :: neue rundschau nr. 116

diesmal sind beide schwerpunkte der aktuellen neuen rundschau hoechst interessant: woerterbuecher und thomas mann.

was wir jedoch zuerst gelesen haben war. marlene streeruwitzens ausfuehrungen zu ihrer werther lektuere:

affirmation ist eine vorraussetzung fuer die entschluesselung des texts. vor allem auf der ebene der emotionalen motivation.

die textentschluesselung liest sich genauer. als der schluss hier angeben kann. schliesslich wurde der text auch zu goethes zeit durchaus „authentisch“ rezipiert. aber eben nicht nur. wie „moden“ so sind. zwiespaeltig und nicht jedermanns geschmack.

ich glaube. der geruch eines pfannkuchens ist ein staerkerer bewegungs grund in der welt zu bleiben. als alle die maechtigen gemeinten schluesse des jungen werthers sind aus derselben zu gehen.

georg christoph lichtenberg – werther (1755). in: goethes werther als modell fuer kritisches lesen. klett 1980

den thomas mann schwerpunkt leitet richard powers ein mit seiner lektuere des zauberbergs als parallelerfahrung zu seiner arbeit als netzwerker in den 80er jahren: in den docks.

missy elliott :: the cookbook

Doch da, wo man über all das gar nicht reden will, weil es doch um Musik geht, nennt Missy Elliott ihr sechstes Album The Cookbook, stellt sich mit Wäschekorb unterm Arm in Scarlet-O’Hara-Pose (als diese ganz, ganz tapfer war) vor abgeblätterte Fassaden von Südstaaten-Holzhäusern, als warte sie auf die Avon-Beraterin. Redet davon, dass Feminismus überflüssig ist und Emanzen nur mit Wasser kochen, und von der Wichtigkeit, den richtigen Mann zu kriegen. Schwört auf Low-Carb. Und die Bässe blubbern dazu wie das Fett in der Catfish-Friteuse.

der jojo-effekt (FR, 09.07.05)

es stellt sich die frage. was man von mainstream-hiphoperinen will?! das neue album von missy elliott (alle songs checken auf mtv) ist gut. manchmal ueberraschend gut. die videos sind durchaus anders als der herkoemmliche kettchen stampf krampf. dass sie in einem mtv interview so unausgegorenes ausposaunt. bleibt dahingestellt. immerhin macht sie den schwenk zurueck. dass jede frau aufstehen soll und den herd fallenlassen. 🙂 ob sie wirklich was gegen den feminismus hat. waere noch abzuklopfen. da reicht vielleicht diese eine interviewstelle nicht. (kann uns vielleicht jemand verraten. auf welches video/cover sich die rezensentin beruft? merci vielmals :-))

steppenwolf :: als hoerspiel (online)

nach der schulzeit hat uns hesse nicht mehr verfolgt – am steppenwolf sind wir damals jedoch nicht vorbeigelaufen. das glasperlenspiel war fuers erste genug gewesen.

heute dann den steppenwolf in einer doch guten hoerspielfassung von radio bremen und hr begonnen. den ersten teil gibts online als flashversion. aber es lohnt eigentlich nur zuzuhoeren. der rest ist eher spaerliches beiwerk. 🙂

danke – dr. download! danke mtv!

wir sind ja so froh. wenn wir morgens aufstehen. und uns rasch auf die systemischen beine geholfen wird. und uns unter mithilfe von dr. download klargemacht wird. wie wir glatt systemtechnisch voellig neben der spur liegen. danke mtv!

Drdownload

terrorismus und franchising

Al-Kaida sollte man sich weniger als geschlossene Organisation, sondern als Franchising-Unternehmen vorstellen. In Istanbul waren es türkische Gruppen, in Madrid marokkanische.

die saat geht langsam auf“ – walter posch – islamwissenschafter im interview (standard, 08.07.05)

aufzeichnungen eines notorischen schwimmers

bis auf das wort „leichtfuessigigkeit“ wuerden wir das buch sofort unters nachtkissen legen oder damit prompt abtauchen:

Wer wusste zum Beispiel, dass es bis 1900 den Beruf des Badegehilfen gab? Dass es unter Oxford-Absolventen zum guten Ton gehörte, sich in den venezianischen Canal Grande zu stürzen? Dass die französischen Küsten zu Saison-Salons mit festen Kleiderordnungen avancierten? Dass Lord Byron mitunter im Meer speiste? Mit sommerlicher Leichtfüssigkeit präsentiert uns der schwimmsüchtige Schriftsteller die Stationen seiner Bade-Biografie.

badetaschentauchglich – paul morand als schwimmer (NZZ, 07.07.05)