dadasophin.de

Kategorie: Lektüren

bump up the volume!

[>] mailinglisten als bungee jumping oder ein endloses sub-/unsubscribe-spiel: bump list macht genau das: in die maillingliste kommt man erst. wenn ein anderer rausgeworfen wurde. und ist man endlich drinnen. sitzt man staendig auf dem „heissen“ stuhl. inhaltlich wird genau ueber dieses procedere. ueber kultur und reglement von mailinglisten diskutiert. d.h. wenn man dazu noch kommt. 😉 – wir haben uns mal probeweise subskribiert und sind der meinung. das war spitze: „The person you bumped was on the list for 8 days, 06 hours, 41 minutes.“ (via net_art_review)

die autorin im flanell kraulen >> FINGER WEG!

[>] was mal subversiv akzentuiert war. ist heute wohnzimmer laune – der/die autor/in hautnah am chipsflanell kraulen oder „Enjoy your favorite poets in a cozy environment with refreshments and friends … bring some beer, wine, or a snack.“ (lesungsankuendigung lime tree) – keep your snacks safe. literature can do harm. in some joy divisions…

[>] wir lieben ja lexikalische verbindlichkeiten und trinken heute mit Ihnen selbstredend auf einen neuen betriebsbedingten begriff: „Official Verse Culture„. lime tree erfreut uns neben den subversiven couchings (= literarische snacktalks) auch mit einer schmalen analyse der auswirkungen von „creative writing“ und aehnlicher workshops. anhand eines textes im anno dannemals „new yorker“ (april 16, 2001) wird erlaeutert. wie glatt und gekonnt texte im kontext von creative writing kursen gestrickt werden: „it’s hard to imagine a more thoroughly professionalized and typical piece of mainstream writing. Prop this poem up in a chair and it will teach an MFA workshop all by itself.

der tendenz nach argumentiert lime tree fuer eine aufwertung des sozialen bezugs in diesen texten. wir wenden jedoch ein: richtig ist die feststellung einer „offiziellen poetischen norm„. besser ist es: sich mit genese und struktur dieser norm im literarischen feld zu beschaeftigen (wir verwenden den begriff des „literarischen feldes“ nach bourdieu gerade deshalb. weil dieser begriff kaempferisch akzentuiert ist – oder wie wir letzthin bei einer vorstellung von isabelle graws neuem buch „Die bessere Haelfte“ hoeren mussten: sie verwende diesen begriff nicht mehr. da er „zu kaempferisch“ sei).

our blog is lost in a junk filter – keep waiting

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THIS IS YOUR JUNK MAIL FILTER SPEAKING! DON’T FORGET TO MAKE RULES IN LIFE! EVERY TIME I MEET SPAM I BOW LIKE A RULER! oder vergessen Sie nie – auch ein junk mail filter kann sich irren. oder nicht dass Sie jetzt glauben. wir halten bloggen fuer spam! jedenfalls sollten Sie immer mal wieder durch den park gehen und in muelleimern wuehlen. EVERY TIME I MEET SPAM I BLOW A RULER!

// this was a caught in action advertisment – – social free and low bytes //>

avantgarde – ein konzept des 19. jahrhunderts

wir lassen uns ja immer wieder gerne belehren. dass die avantgarde ein terroristisches konzept (heute :: ja wieder hochaktuell!) und/oder eine ueberholte disziplin ist. das nicken wir seit peter buergers „neoavantgarde“-konzept ab (nach 1945 gaebe es keine avantgarde mehr. jeder neue aufguss ist nur „neo“ – nicht zu verwechseln mit dem aktuellen boom der „neo“-matrix!). nun dreht jean clair wieder am gleichen raedchen:

Avantgarde ist Geschichte. Der Begriff gilt fuer die Symbolisten, die spiritualistisch-okkulten Bewegungen des spaeten 19. Jahrhunderts bis hinauf zu den Surrealisten, den letzten Avantgardisten. Den Begriff auf ein Heute anzuwenden ist ein totaler Fehler, denn die Bedeutung von Avantgarde ergab sich ja nur aus ihrer Anbindung an ein politisches Projekt. Weil man davon ausging, dass Kunst die Gesellschaft beeinflusst. Rimbaud oder Breton wollten die Welt veraendern – in einem magischen Prozess, der eben ,Avantgarde‘ genannt wird.“ (Mit Ausdauer gegen den Popanz der Avantgarde – standard 10.05.2003)

in parts :: spieltheorie

PARTS zusammen mit dem Wertenetz bilden das zentrale Schema, um die Spieltheorie auf das Geschaeftsleben anzuwenden. Die einzelnen Elemente sind Komponenten eines einzigen Ganzen. Sie haengen stark voneinander ab und ueberschneiden sich haeufig. PARTS gibt dem Unternehmen die Moeglichkeit, ein bestehendes Spiel in ein vollkommen neues zu verwandeln. Jedes Element ist also ein strategischer Hebel, um Wettbewerbsstrategien systematisch entwickeln zu koennen.
(die teile und das ganze – spieltheorie fuer manager)

[>] Die Teile und das Ganze Bausteine der literarischen Moderne in Oesterreich – ausstellung des literaturarchivs marbach (13. 5.-31. 10. 04) – es geht um das zerfallen der teile ins ganze…oder….die summe des ganzen ist teilbar durch die wurzel des alltaeglichen…oder wir leben die moderne immer noch aus. (ausschnitt aus dem bauplan von doderers „die daemonen“)

Please decide:
– Yes, I believe in mankind and agree with this.
This opinion is old european bullshit!

(die startseite der archINFORM architekturdatenbank)

[>] schoen zum online mitlesen oder zum ausdrucken fuers nachtkaestchen oder einfach als eselsohr: elfriede jelineks „bambiland„:

Alles Volk hoch zu Panzer und runter zu Fallschirm, ach. Und was die Apaches erst an Kerosin brauchen, das hab ich vorhin ganz vergessen, oder hab ich es doch gesagt? Weiss nicht mehr, egal, das koennen Sie sich ueberhaupt nicht vorstellen! Die brauchen erst so- und soviel, und dann stuerzen sie trotzdem ab. Heute schon wieder einer, drei Insassen tot, einer verletzt. Es war ein Unfall. This was not an accident. Deswegen brauchen wir ja das ganze Oel. Wir verschwenden ja auch viel, besonders, wenn sie runterfallen, wo sie nicht runterfallen sollen.“ (bambiland)

und dazu gleich noch mehr: „Im Mediengewitter“ – ist das theater ueberfluessig – ebenfalls von e. jelinek…

die straße als heiße ware – creep poetry

„es ist eine der ironien unseres zeitalters, dass sich heute,
da die strasse die heisseste ware in der werbekultur geworden
ist, die strassenkultur selbst im belagerungszustand befindet. „
[1″>

die spannung zwischen den beiden sachverhalten. dass die strasse zum einen zur ware geworden ist (der flaneur war nur ein vorgaenger der heutigen konsumentin; andererseits wird die konsumentin heute wieder zur flaneurin, wenn man die kaufhausinseln unter dem aspekt des symbolischen kapitals begreift: ich sehe, also besitze ich) und zum anderen von den offiziellen institutionen streng ueberwacht wird (stichwort: surveillance [2″>), findet sich auch in aktuellen poetologischen und/oder avantgardistischen ansaetzen. innerhalb des avantgarde-spektrums – in diesem fall: der experimentellen literatur – werden jedoch zwei spannungszustaende sichtbar: die abgrenzung nach aussen – zum markt/zur ware und die abgrenzung nach innen – zur etablierten avantgarde, den arrivierten.

mit dem konzept der „creep poetry“[3″> bewegt brian kim stefans sich in diesem doppelten spannungsfeld: sein ansatz weist die arrivierten strukturen experimenteller literatur zurueck – vor allem die nachfolge der „language poetry“ (postlangpo) und die schule der „ellipticists“[4″> – und sucht anschluss an uebergreifendere strukturen wie online-vernetzungen und crossover communities. „creep“ fungiert dabei als eine„verschlagene“, unterirdisch schleichende technik oder im sinne certeaus als taktik im „sauberen“ raum [5″> (auch wenn brian kim stefans dem begriff nur eine placebofunktion zugesteht).

„creep poetry“ beruft sich in „klassischer“ avantgarde-manier auf die „radarfunktion“ von literatur bzw. geht noch eine spur weiter und interessiert sich fuer jene dinge, die sich unterhalb des radars befinden, rezipiert avantgardistische vorlaeufer wie breton als „moving target“ und situationisten in ihrer anarchistischen tendenz, die eigenen produktionsbedingungen im feld der kulturellen produktion zu ueberschreiten und in frage zu stellen. die ablehnung etwa der „language poetry“ resultiert fuer brian kim stefans vor allem durch deren zielsetzung, buecher zu machen und sich als autoren zu verstehen.

lesen sie weiter unter: avantgarde_under_net_conditions

—–
[1″> „reclaim the streets“ – in: naomi klein: no logo, s 321 2000
[2″> wie etwa die ueberwachung der strassen mittels kameras: „Digitale Videoueberwachung breitet sich aus“
[3″> der artikel „when lilacs last in the door, notes on new poetry“ wurde zuerst fuer die kolumne „metromania“ (third factory) eingefordert, dann aber von den editoren abgelehnt. er sei zu widerspruechlich und „verschlagen“.
stefans, brian kim: „loose notes on the „Creeps“-essay“
[4″> eine besonders ablehnende haltung wird gegenueber den „ellipticisten“ eingenommen: wenig informationen sind online zu dieser gruppierung zu finden. einziger uebereinstimmender bezugspunkt scheint die „elliptische“ konstruktion von gedichten zu sein nach folgendem schema: „I am X, I am Y, I am Z“. dabei ist die metaphorische spannung zwischen „ich“ und „X“ moeglichst „obskur“ anzusetzen. mittlerweile wird in schreibseminaren offenbar diese „elliptische“ technik am haeufigsten vermittelt und repraesentiert somit einen gewissen repraesentativen mainstream.
[5″> certeau, de michael: kunst des handelns, merve 1988

postmoderne && krawatten binden

[>] john barth exemplifiziert die postmoderne ganz neu: „It’s that which not only follows Modernism but follows from it. Postmodernism is tying your necktie while simultaneously explaining the step-by-step procedure of necktie-tying and chatting about the history of male neckwear – and managing a perfect full windsor anyhow.“ (john barth im interview via wood s lot)

[>] was machen ein auto und sein anhaenger mitten in der touristischen architekturhochsaison in mailand: sie markieren einen unfall im pflaster – „short cut“ sieht aus wie matrix. ist aber reale installationsware (hier das 3 d movie) – von michael elmgreen & ingar dragset (im interview) (via greg.org)

easycinema :: stehen ist leichter als gehen

„Humanisierung der Arbeit“ ist zum Schlagwort aus den
Siebzigerjahren mutiert, das nur noch Historiker interessiert.
„Wie moderne Arbeit aussieht“ – Marcus Schwarzbach, TAZ 26.5.03

[>] nach billigfluglinien (im grunde wollen wir alle doch nur zeit sparen – die umwelt ist uns ja prinipiell zweitrangig) kommt nun das billigkino: easycinema. der betreiber der billigfluglinie „easyjet“ (womoeglich bringt man das das eigene flugzeug gleich mit…) betreibt nun ein kino (bisher in england) ohne kasse (es gibt nur noch einlesegeraete fuer die zuhause via internet ausgedruckten karten). das popcorn bringt man sich auch selbst mit. wenns denn sein muss. (via metafilter)

[>] und warum gibt es weniger spanischsprachige weblogs? (pdf) (via metafilter) – und in polen sind 62% der weblogger frauen (das ist doch schon mal was!) – 12.000 weblogs allein im iran (nicht schlecht) – sie fungieren dort als alternatives medium zur zensurierten presse. – wir empfehlen (ja – wir sind spaet dran) die seite blocktalk live – als nachklang zur konferenz.

[>] gemaess unserer heutigen maxime „stehen ist leichter als gehen“ koennen wir uns den satz des aktuellen lyrikertreffen in muenster nicht verkneifen: „Wo steht der lyrische Nachwuchs, wo stehen die „lyrischen Aussenseiter“ heute?“ (aus der einleitung) – wir machen auch gerne wieder auf den „wortschatz des kanons“ in dieser einleitung aufmerksam: “ gewichtige Buchveroeffentlichungen“, „anspruchsvollen Lyrikzeitschriften und Anthologien“.

auch halten wir es fuer unfug. literatur, i.e. lyrik, mit derartig verquasten richtlinien zu belegen: „Ausgangspunkt des poetischen Prozesses ist sehr haeufig das panische Gefuehl, keine Woerter mehr zu haben, ohnmaechtig dem > ausgeliefert zu sein. Erst allmaehlich loest sich diese Stummheit, tastet sich der Dichter vor zu einem Versuch des Sprechens, der die Automatismen der > (Gerhard Falkner) ausser Kraft setzt.“ (aus der aktuellen lyrikpost 19 / 2003)