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Kategorie: Lektüren

Eine Theorie zur sozialen Interaktion an Imbi§buden

wir sollten doch noch erwaegen. soziologie zu studieren. wir finden denn auch. dass soziologie eine lustige wissenschaft ist:

„Die erste Beobachtung fand am 18.05.1999 um ca. 17.15. Uhr am Schnellimbiss in der (anonymisiert) direkt neben der (anonymisiert) in (anonymisiert) statt. Nachdem einer der Beobachter mit einem versteckten Mikrophon praepariert wurde, steuerten zwei Beobachter zusammen zielgerichtet den Schnellimbiss an, waehrend der dritte, scheinbar nicht dazugehoerend, ungefaehr 4 Meter entfernt blieb und die Situation von dort aus beobachtete. Der Imbiss war ein umgebauter Wohnwagen, der wohl noch aus DDR Zeiten stammte. Ueber der Theke stand in grossen neongruenen Buchstaben *SCHNELLIMBIss*. Die Schrift der Angebotstafel und das sich direkt neben dem Imbiss befindliche ,,Dixiklo“ waren im gleichen Farbton gehalten.“

Eine Theorie zur sozialen Interaktion an Imbissbuden – Dirk Gersdorf, hausarbeit 1999

das MOMA :: der gral

hanno rauterberg erfreut uns ja immer wieder mit seinen betriebs- und kunstkritischen rezensionen. die den blick auf metafetzen lenken. die sonst unberuecksichtigt blieben oder schlicht sonst die einbahn nehmen. auch dieses schlaglicht auf das MOMA und die gralshafte zuruestung von kunst in einem museum ist ganz bemerkenswert:

„Nicht klar war, dass am Ende das Museum sich von der Kunst emanzipieren wuerde. Ja, dass es zu einer Art Mega- und Metakunstwerk aufsteigen sollte, zu einer lebendigen Skulptur, in der sich viele Wuensche des Publikums erfuellen. Da ist zum Beispiel der Wunsch nach Aura oder das Beduerfnis nach dem Eindruecklichen und Unvergesslichen. All dies bietet die MoMA-Inszenierung aufs schoenste: Sie erschwert den Zugang, hebt die Schwelle, die sonst immer weiter abgesenkt wird Ð und laesst so die Bilder und Skulpturen umso begehrenswerter und einmaliger erscheinen. “ (Exzess der Duldsamkeit – Hanno Rauterberg, zeit 26.08.04)

die deutsche literatur gleicht einem aquarium

sehr schoene metapher fuer den literaturbetrieb – wenngleich etwas zu aktuell. wie wir finden. seit kapitano nemo wissen wir naemlich auch. dass es nicht nur niedliche nemos im aqua atrium gibt. 😉

„Die deutsche Gegenwartsliteratur gleicht einem Aquarium, wo unter Einsatz aller Kraefte (der Verleger, Buchhaendler, Kritiker) und unter Verwendung des besten Futters (Preise, Stipendien, Fonds) die schoensten Zierfische gedeihen. Der Stolz aller Beteiligten laesst jedoch zuweilen vergessen, dass es Delfine und Haie gibt.“ (Schorschis Hafenbasar – ulrich greiner, zeit 26.08.04)

frech wie oskar

auch der neuen rechtschreibreform nicht entgangen:

„Oskarnominierung“ (buchanzeige)

das raetsels loesung :: in des pudels kernel

was schriftsteller sich so alles zusammenkneifen. wenn sie sich metaphorisch gehen lassen. wir sind dann doch immer wieder ueberrascht. was noch alles auf den gabenteller faellt:

„Denn schliesslich ist jeder Mensch, sobald er es will, ein Lichtraum in einer Person, er erzeugt und verbraucht den eigenen Strom und versucht im staendigen Funkkontakt mit der uebrigen Welt die Strassenbauordnung im weitesten Sinne, jawohl die Aeste von Baeumen, die Straeucher, und wenn es sein muss, die Verkehrszeichen, andere vertikale Leiteinrichtungen, Beleuchtungsmaste oder Aehnliches am Leben zu erhalten.“ (Mein Lieblingswort – Gyoergy Dalos, tagesspiegel 25.08.04)

das nennen wir mal eine wirklich oekologische loesung saemtlicher energiefragen! 🙂

roemermoden :: satyricon

„Roemermoden kommen so regelmaessig wie Rezessionen.“ (Ach, diese lasterhaften Roemer – rolf-bernhard essig, frankfurter rundschau 25.08.04)

Immer ein Vergnuegen: Die Neuuebersetzung von Petronius‘ „Satyricon“ wirkt frisch und ungeniert – und auch ein vergnuegen – die rezension. 🙂

was die literatur treibt :: serie in der stuttgarter zeitung

eine ganz lesenswerte reihe in der stuttgarter zeitung zum thema „was die literatur treibt“ (hoert sich ja arg gemeinwirksam an, die bisherigen texte sind aber durchaus lesbar):

teil 1: Das neue Erzaehlen vom Kinde – denn das Leben ist nun mal besser als Nichts – Ulrike Frenkel (23.08.04)

„Eine solche Haltung, die dem problematischen Gegenstand Elternschaft literarisch ambitioniert und zugleich positiv begegnet, ist in Deutschland derzeit allenfalls in den Liedern Funny van Dannens zu finden („Bitte mach mir ein Kind, sagen so viele Frauen / weil Kinder die Zukunft sind, in die wir gerne schaun / Der Mann sagt okay, wird sofort gemacht / und nachher finden sie, das hat“s jetzt voll gebracht“). “

teil 2: Korrekturen und Turbulenzen – Franzen, Eugenides und jetzt Chang-rae Lee – Der US-Familienroman hat transatlantisch Konjunktur – Julia Schroeder (25.08.04)

„Eins haben die neuen Familienromane mit den erwaehnten Buechern anderer Genres gemein: Sie fungieren als Labore, in denen gesellschaftliche Entwicklungen simuliert, nachvollzogen und entworfen werden. Es sind nicht grosse Utopien oder fantastische Szenarien, die diese Autoren da entwickeln, aber immerhin ein paar Gegengifte zum konservativen Backlash in den USA. Das wird die Praesidentenwahl im Herbst kaum beeinflussen, und es erklaert gleich gar nicht ihren Erfolg bei deutschen Lesern.“

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schiller ausstellung :: GštterplŠne und MŠusegeschŠfte

zugegeben der titel der schiller ausstellung „Goetterplaene und Maeusegeschaefte“ im schiller nationalmuseum klang zuerst mal ganz „ausgefuchst“ und nach der recherche zwar „entkleideter“. aber auch interessanter (wir sind ja nicht wirklich ein schiller fan. wenngleich die verschwoerung des fiesco zu genua wirklich was hat). die austellung will den „gott“ schiller in das alltaegliche brotgeschaeft einbinden. schiller sei einer der ersten autoren. der von seinen texten zu leben versucht hat (stichwort: seiner selbst und anderer ernaehrer). 🙂

interessant ist vor allem. wie dieses „brothafte“ arbeiten greifbar gemacht werden soll:

„Die Marbacher Jahresausstellung illustriert diesen Zwiespalt mit Hilfe von Handschriften und Manuskripten, fruehen Druckerzeugnissen und Widmungsexemplaren, Gemaelden und Skulpturen, aber auch mit Alltagsgegenstaenden und Kleidungsstuecken des Dichters.“

wir wuerden uns gerne schillers kleidung und alltagskram widmen. 😉

schoen auch die unterschiedliche akzentuierung zweier zeitungen zu dieser ausstellung:

„den Zwiespalt Schillers zwischen kuenstlerischen Ideen und taeglichem Kampf ums Ueberleben beschreibt“ (welt, 23.08.04)

„die Bedeutung des Dichterwerks von Schiller fuer die „einfachen Leute“ und sein taeglicher Kampf ums Ueberleben als Familienernaehrer“ (rote fahne, 19.08.04)

we come in peace

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das muenzfernrohr als meerstecher

… die produktpalette
… das produktvideo des herstellers SeeCoast Manufacturing
… das muenfernrohr als „view to make a profit
… oder wir betreten NeuFundLand:

„NeuFundLand ist im uebertragenen Sinne zu verstehen, denn es war einmal ein Mann, der im Westen Deutschlands lebte und auszog in den Osten. Er wollte seine Vergangenheit hinter sich lassen und Muenzfernrohre aufstellen, hindurchblicken und neues Land entdecken, um das alte vergessen zu koennen.“

… der film NeuFundLand (2002) (das presseheft als pdf)

kometensucher

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aus: Firmenschriften der Firma Steinheil & Soehne, Muenchen 1867 (archiv achromat – eine kleine fundgrube!)

„Kometensucher, ein zur Aufsuchung von Kometen dienendes Fernrohr, welches moeglichst lichtstark sein und bei geringer Vergroesserung ein grosses Gesichtsfeld besitzen muss. (…) Da solche Instrumente selten fest aufgestellt, sondern meist im Freien benutzt werden, so muessen sie bequem transportabel und schnell aufstellbar sein; auch ist darauf zu sehen, dass der Beobachter beim Durchmustern einer groessern Region des Himmels die Lage seines Kopfes nicht sehr zu aendern braucht. Es wird deshalb bei altazimutaler Montierung das Okularende des Fernrohrs so kurz wie moeglich gemacht, oder man wendet auch ein gebrochenes Fernrohr, wie bei kleinen Universalinstrumenten, an (vgl. Altazimut). “ (aus: meyers konversationslexikon, 1888)