dadasophin.de

kaufen! :: ein warenhausroman

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abb. geschichte des kaufhauses karstadt
© Archiv der Firma Karstadt-AG Berlin

das hat zwar zola mit seinem paradies der damen (das wir staendig ans herz legen!) weitaus besser gemacht. zola zieht das „paradies der damen“ als oekonomische kritik auf. das warenhaus ist dabei ein symbol fuer die durchkapitalisierung aller handlungen der angestellten und kunden. aber der text von nicole mueller „kaufen!“ nimmt einiges an kritik wieder auf. nicht uninteresssant – wenngleich mit etlichen platten tueden (wir wissen doch alle. wie es sein koennte. wenn wir in einer fest organisierten putzkolonne anfangen wuerden. da heisst es immer noch – ganz unten anfangen).

„Von dem Augenblick an, als ich als Putzfrau nach oben versetzt wurde, in die Etage mit Teppichen, Vasen, Bilderrahmen und Blumenschmuck, war es um mich geschehen. Ich war verzaubert und besessen vom Glanz des ewig Neuen, von diesem dauerhaften Versprechen, dass nichts sich verbraucht, von diesen Waren, die in der schwachen Abendbeleuchtung geradezu magisch zu glimmen schienen. Ich war verliebt in die makellosen Oberflaechen, in die mit barocker Stofffuelle inszenierten Interieurs, die von keiner menschlichen Hand gestoert wurden, von keinem Gebrauch aus dem Gleichgewicht gebracht oder in ihrer Schoenheit beeintraechtigt worden waeren. “

kaufen! ein warenhausroman – nicole mueller, nagel & kimche august 2004

„Wir werden ein paar Centimes an diesem Artikel verlieren, das gebe ich zu. Und weiter? Es ist wohl ein grosses Unglueck, wenn wir alle Frauen anlocken und sie, verfuehrt, toll gemacht von der Unmenge unserer Waren, uns auf Gnade und Ungnade ausgeliefert sind und, ohne zu rechnen, ihre Geldboersen leeren! Die Hauptsache, mein Bester, ist, dass sie Feuer fangen, und dafuer braucht man einen Artikel, der gefaellt, der Aufsehen erregt. Nachher koennen Sie dann alles uebrige ebenso teuer wie anderswo verkaufen, sie werden dennoch glauben, es bei Ihnen billiger zu bekommen.“

aus: paradies der damen – emile zola, edition ebersbach

doujinshi :: nicht kommerzielle mangas

„Mit Doujinshi bezeichnet man Manga und andere Werke (Anime, Artbooks, Romane etc.), die nicht kommerziell vermarktet werden. Dies bedeutet, dass sie meist von Fans gezeichnet sind, die den Vertrieb Ihrer Werke selbst uebernehmen (z. B. auf Messen wie der Comiket (Abkuerzung fuer Comic Market). Manchmal veroeffentlichen auch bekannte Mangaka Doujinshi unter einem Pseudonym.“ (doujinshi)

… was sind doujinshi

saveharry.com

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aus dem flyer: harry potter gegen coca cola – saveharry.com (pdf)

… Magischer Welterfolg in Serie? – Cornelia Voelklein (diplomarbeit 2000, pdf)

Zauberhafte Geldvermehrung dank Harry Potter (zdf)
… Wem gehoert Harry? (zeit)
… Alle Tassen im Schrank (wdr)
Harry-Potter-Seiten im Internet weltweit ueberwacht (heise 2000)
Harry Batman Potter (telepolis 2001)
… Zauberhafte Abziehbilder (zeit 2001)
… Markenname: Harry P. (verlagruhr)

vom weltbuerger zum flobal player :: harry potter

„Neben der rigiden Durchsetzung des Alleinvertretungsanspruchs war das Ziel der Konzernpolitik eine auf das amerikanische Design und den Film zugeschnittene weltweite Vereinheitlichung der bildlichen Repraesentation von Harry Potter. Bereits mit Erscheinen des vierten Bandes musste der Carlsen Verlag den Schriftzug des US-amerikanischen Verlags uebernehmen (s. Abb. 2). Mittels eines Style-Guides fuer die Lizenznehmer bestimmte Time Warner Entertainment das Aussehen der Merchandising-Artikel.“

Vom Weltbuerger zum Global Player. Harry Potter als kulturuebergreifendes Phaenomen – Ingrid Tomkowiak (pdf)

Eine Theorie zur sozialen Interaktion an Imbi§buden

wir sollten doch noch erwaegen. soziologie zu studieren. wir finden denn auch. dass soziologie eine lustige wissenschaft ist:

„Die erste Beobachtung fand am 18.05.1999 um ca. 17.15. Uhr am Schnellimbiss in der (anonymisiert) direkt neben der (anonymisiert) in (anonymisiert) statt. Nachdem einer der Beobachter mit einem versteckten Mikrophon praepariert wurde, steuerten zwei Beobachter zusammen zielgerichtet den Schnellimbiss an, waehrend der dritte, scheinbar nicht dazugehoerend, ungefaehr 4 Meter entfernt blieb und die Situation von dort aus beobachtete. Der Imbiss war ein umgebauter Wohnwagen, der wohl noch aus DDR Zeiten stammte. Ueber der Theke stand in grossen neongruenen Buchstaben *SCHNELLIMBIss*. Die Schrift der Angebotstafel und das sich direkt neben dem Imbiss befindliche ,,Dixiklo“ waren im gleichen Farbton gehalten.“

Eine Theorie zur sozialen Interaktion an Imbissbuden – Dirk Gersdorf, hausarbeit 1999

das MOMA :: der gral

hanno rauterberg erfreut uns ja immer wieder mit seinen betriebs- und kunstkritischen rezensionen. die den blick auf metafetzen lenken. die sonst unberuecksichtigt blieben oder schlicht sonst die einbahn nehmen. auch dieses schlaglicht auf das MOMA und die gralshafte zuruestung von kunst in einem museum ist ganz bemerkenswert:

„Nicht klar war, dass am Ende das Museum sich von der Kunst emanzipieren wuerde. Ja, dass es zu einer Art Mega- und Metakunstwerk aufsteigen sollte, zu einer lebendigen Skulptur, in der sich viele Wuensche des Publikums erfuellen. Da ist zum Beispiel der Wunsch nach Aura oder das Beduerfnis nach dem Eindruecklichen und Unvergesslichen. All dies bietet die MoMA-Inszenierung aufs schoenste: Sie erschwert den Zugang, hebt die Schwelle, die sonst immer weiter abgesenkt wird Ð und laesst so die Bilder und Skulpturen umso begehrenswerter und einmaliger erscheinen. “ (Exzess der Duldsamkeit – Hanno Rauterberg, zeit 26.08.04)

die deutsche literatur gleicht einem aquarium

sehr schoene metapher fuer den literaturbetrieb – wenngleich etwas zu aktuell. wie wir finden. seit kapitano nemo wissen wir naemlich auch. dass es nicht nur niedliche nemos im aqua atrium gibt. 😉

„Die deutsche Gegenwartsliteratur gleicht einem Aquarium, wo unter Einsatz aller Kraefte (der Verleger, Buchhaendler, Kritiker) und unter Verwendung des besten Futters (Preise, Stipendien, Fonds) die schoensten Zierfische gedeihen. Der Stolz aller Beteiligten laesst jedoch zuweilen vergessen, dass es Delfine und Haie gibt.“ (Schorschis Hafenbasar – ulrich greiner, zeit 26.08.04)

frech wie oskar

auch der neuen rechtschreibreform nicht entgangen:

„Oskarnominierung“ (buchanzeige)

das raetsels loesung :: in des pudels kernel

was schriftsteller sich so alles zusammenkneifen. wenn sie sich metaphorisch gehen lassen. wir sind dann doch immer wieder ueberrascht. was noch alles auf den gabenteller faellt:

„Denn schliesslich ist jeder Mensch, sobald er es will, ein Lichtraum in einer Person, er erzeugt und verbraucht den eigenen Strom und versucht im staendigen Funkkontakt mit der uebrigen Welt die Strassenbauordnung im weitesten Sinne, jawohl die Aeste von Baeumen, die Straeucher, und wenn es sein muss, die Verkehrszeichen, andere vertikale Leiteinrichtungen, Beleuchtungsmaste oder Aehnliches am Leben zu erhalten.“ (Mein Lieblingswort – Gyoergy Dalos, tagesspiegel 25.08.04)

das nennen wir mal eine wirklich oekologische loesung saemtlicher energiefragen! 🙂

roemermoden :: satyricon

„Roemermoden kommen so regelmaessig wie Rezessionen.“ (Ach, diese lasterhaften Roemer – rolf-bernhard essig, frankfurter rundschau 25.08.04)

Immer ein Vergnuegen: Die Neuuebersetzung von Petronius‘ „Satyricon“ wirkt frisch und ungeniert – und auch ein vergnuegen – die rezension. 🙂