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welt am draht

heute am morgen bei „StephanInBerlin“ (mit dem schoensten panoramafoto der welt) das motto des tages gefunden: „welt am draht“ –

„Telefone als Transportmedium aus „Welt am Draht“ (Simulacrum)“ – er weisst darauf hin. dass „matrix“ dieses simulacrum aus „welt am draht“ von fassbinder geklaut haette…;-)(StephanInBerlin)

vergessen Sie alles. was Sie bisher gelesen haben. Sie sind als leserin keinen pfifferling mehr wert…mein name ist nobody. christopher nobody (wenn Sie selbst eine kontrolleinheit waeren. wuerden Sie verstehen. warum ich nicht gloria heisse)…ich bin also eine indexikalische spiegelmaschine (Sie wissen schon so eine reale simulation des irgendwie effekts aus dem physikunterricht. nicht der rede wert)…ueberlegen Sie mal kurz. sprayen Sie ihr konterfeil in den naechsten spiegel: was sehen Sie?! na!? einen spiegelhut fuer den wimpernansatz oder eine simple wanze ihrer selbst (DER bandsalat ist von IHNEN wie?!)….

imageoder womoeglich laesst sich fassbinders „welt am draht“ auch durch die dreistufige simulakrum ordnung von baudrillard fassen: das simulakrum dritter ordnung wird durch die kontrolleinheiten der erstellten simulation wie einstein oder christopher nobody abgedeckt. wenngleich diese beiden laengst den zustand ihrer ordnung begriffen haben und wissen. dass sie bestaendig generiert und ueberwacht werden (fruehe form des foucaultschen panoptikons; vgl. aehnlich wie in pleasantville ist die digitale simulation einer stadt vor allem im schwarz weiss zu hause – farbe gibt’s erst in der naechsten stuft des simulakrum). wo KE einstein und nobody hin wollen: in das simulakrum zweiter ordnung – die ihre stadtsimulation generiert und erkennen jedoch das hut-ab-schachtel-prinzip des realen – auch das ist nicht die reale welt mit signifikant und signifikat eintraechtig beim kaffeeklatsch. 🙂

fassbinders „welt am draht“ ist selbst ein simulakrum hoechster ebene – die 70er jahre in hoechster stimulanz und simulation – jeder kitschaschenbecher steht am richtigen fleck. das gruene oder rote oder blaue telefon wie ein knallbeutel stets knochenscharf im bild (insofern ist die verbindung zu matrix schon vorhanden – wenngleich handys von heute nicht mehr diese symbolhafte leinwandpraesenz haben wie ein knackrotes telefon. das den bildschirm zu haelfte ausfuellt und von unten greift eine hand zum hoerer oder drueckt simpel ein knoepfchen). die praesenz von spiegel/flaechen/bild/schirmen ist bis ins pervers-kitschige ausgereitzt: so befoerdert sich gleich zu beginn vollmer (leiter des simulationsprojektes) per stromschlag in den tod und liegt tot unterhalb einer gesprungenen scheibe. was bereits auf seinen gang in die untere simulakrum ebene drei hinweist. auch wenn nur der mann der sicherheit nach seinem tod guenter lause dort wiedergefunden werden kann.

sicherlich wirken die apparate in fassbinders film heute antiquiert. aber wer sich fuer mediengeschichte faszinieren lassen kann. wird nicht nur die alten telefone interessant finden. wie wir seit alexander kluges science fiction farce „Willi Tobler und der Untergang der 6. Flotte“ wissen. kommt es nur darauf an. die simulation moeglichst perfekt zu arrangieren oder moeglichst offensichtlich zu dearrangieren. kluge hat das mit einem raumschiff cockpit aus pappkarton geschafft. obwohl eindeutig der karton erkennbar ist. bleibt man trotzdem im science fiction kontext haften. (naja – kluges film rangiert mitunter auch in der kategorie der schlechtesten science fiction filme…).

oder glauben Sie nicht auch. dass der kaffee ausserhalb der realitaet lila sein koennte? oder Sie treffen dort eddie constantin in einer kneipe. die immer nur schumann spielt. oder sie weiden sich an dem simplen paradox. die schildkroete wird dort immer schneller sein als Sie hier. HABEN SIE NICHT KAESEKUCHEN BESTELLT?! fassbinder sonnt sich in „welt am draht“ trotz allem im triumph des leeren blattes – tabula rasta! in der roellchenarchitektur der 70er jahre. und ueberall sitzen sie. die frauen. als abstandhalter. wenn Sie mich schon fragen: eine prognostische fehlinformation der simulation von 5.8 % . na das ist doch mal was. da laesst sich schon ein wenig jeff koons maessig am firmenpool spiegelreihen spielen: ICH HEISSE GLORIA UND SIE?!

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3 Antworten auf “welt am draht”

  1. Hallo – Ich habe nun 3- 4-Mal Deinen Text gelesen. So richtig verstanden hab ich noch nicht. Allerdings ist der Text ja auch recht voll mit nicht ganz einfachen Modellen. Die Sache mit dem Simulakrum interessiert mich. Wie war das bei Matrix? Das Hin- und Herschlüpfen zwischen den Welten geschieht via Telefon, nicht wahr? Wie ist das bei Faßbender? Ebenso? So verstehe ich die Inhaltsangabe des Films (http://german.imdb.com/Plot?0070904).
    Jedoch: Bezieht sich Baudrillards Idee des S. auf diese Parallelwelt? Bei Lem und sein Phantas… sehe ich den Zusammenhang recht eindeutlich.

  2. hallo henning – sorry fuer die verspaetung. aber ich musste noch ein projekt abschliessen…
    dass der text nicht gleich zugaenglich ist. liegt vielleicht daran. dass er eine mischform zwischen theorie und literatur darstellt. ich habe fassbinders film nun eigentlich das erste mal richtig durchgaengig gesehen. und war komplett begeistert. ist wirklich ein sehr guter film und meiner meinung nach. kann in der komplexheit der visuellen und literarischen interpretation matrix nicht mithalten…

    was die einarbeitung der simulakrum ebene von baudrillard betrifft. war mehr ein probelauf. ich hatte gerade von der – wohl gemerkt – genealogischen abfolge der simulakren ebenen gerade davor gelesen und konnte mir vorstellen. dass auch fassbinder – auch wenn der film natuerlich mit der gleichzeitigkeit der ebenen spielt – eine art abfolgemodell mitverarbeitet hat.

    „welt am draht“ waere dann verkehrtrum zu lesen – ein wenig wie kleists beruehmter satz – dass man das paradies nur verkehrtrum wieder betreten kann. also den film von der hoechsten simulationsebene aufrollt und dann zurueck zum realen zu kehren versucht (was im uebrigen bei fassbinder in einer kubusartigen endszene endet. in der protagonist versucht das reale dadurch zu verifizieren. dass er an den rollaeden des zimmers hantiert. diese aber nicht oeffnen kann und nur dadurch glaubt. im realen angelangt zu sein. da seine „liebe“ auch vor ort ist. die ihn ja kurzerhand aus der zweiten ebene in das reale rausprogrammiert hat).

    diese letzte parallelwelt. in der einstein als mittelsmann zur zweiten welt dient (im realen. in der ersten welt. wurde ja darauf verzichtet. einen mittelsmann hineinzuprogrammieren. da die gefahr erkannt worden war. dass die verbindung irgendwann aufgedeckt und gefaehrlich werden koennte). wird auch in baudrillards „agonie des realen“ als „substituieren des realen“ bezeichnet: es geht nicht mehr wie in der zweiten ebene um eine parodistische oder verdoppelnde funktion des realen. sondern um die ersetzung des realen durch zeichen.

  3. fortsetzung…kommentare haben eine begrenzte zeichenzahl 🙂

    bei fassbinder laesst sich das gut erkennen. da die dritte simulationswelt immer erkennbar bleibt als durch maschinen programmiert. als zeichen. die immer mal wieder enden (z.b. wenn einen augenblick fuer den protagonisten die strasse endet und einen augenblick spaeter wieder fortgesetzt ist – ein programmierfehler quasi). insofern ist fassbinders film natuerlich auch ein film ueber die „fehler“, die „schnittstellen“, die luecken dieser verschiedenen abstufungen zwischen realem und simulation und eben nicht ein film ueber „eine programmatische, fehlerlose signalmaschinerie, die saemtliche zeichen des realen und peripetien (durch kurzschliessen) erzeugt“ (baudrillard – agonie des realen, s 9, merve). 🙂

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