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Kategorie: Lektüren

culture jamming :: als schwarz-weiss fehler

die blogchronik der kommunikationsguerilla verweisen mit guten recht sehr verhalten auf einen disserationsansatz (abstract, pdf) in sachen „culture jamming“. der sich zum einen eher einseitig dem „aestethischen“ dieser praxis/taktik zuwendet und dabei das aktivistische dieser praxis vermissen laesst (es laesst sich eben nicht trennen. das ist der klabauter-haken dran und das ist gut so) und zum anderen auch inhaltlich die taktik als schwarz-weiss folie versteht:

Des utopischen Charakters dieses idealen Diskurses sind sich die Künstler (und Aktivisten) des Culture Jamming sehr wohl bewußt. Ihr Vorgehen ist deshalb parasitär: wenn die Potentiale einer alternativen Bedeutungsproduktion durch die zur Verfügung stehenden eigenen Mittel begrenzt sind, so ist es notwendig, die symbolischen Mittel des Gegenübers zu gebrauchen und umzupolen, die Bedeutungen seiner Zeichen umzucodieren und die so entstehenden dissidenten Botschaften wieder in die massenkulturelle Kommunikation einzuschleusen.

krieg der zeichen (abstract zur diss. christian hartard, pdf)

dazu waere folgendes anzumerken:

… die kommunikationsguerilla bezeichnen diesen ansatz etwas griffig als „kunsthysterisch“. was uns ein wenig hosenbundgriffig erscheint. aber es ist dem zuzustimmen insofern. dass wieder schoen bildungsbuergerlich zwischen kuenstler und aktivist unterschieden wird (solche abstracts und aufsaetze liest man am besten an diesen feinheiten runter – auch eine form der dekonstruktion).

… dass ein ansatz wie „culture jamming“ von einem gaenzlich anderem bild eines moeglichen protagonisten der aktion ausgehen. ist doch seit vielen jahren nicht nur in der theorie gebraeuchlich. (vgl. etwa das konzept der „temporary consensus zones“ (TEZ) des medienkollektivs next 5 minutes. das mit kurzfristigen allianzen arbeitet)

… selbst mark dery spricht nicht von einem gegenueber (black & white). dem man die (symbolischen) mittel klaut und irgendwas umzupolen versucht. sondern vom dazwischen. dem raum zwischen empfaenger und sender. der genutzt werden soll. um rauschen zu erzeugen. ob das rauschen dann botschaften erzeugt ist sekundaer und wieder eingeschleust werden muss es erst gar nicht (das hat dann wieder was von enzensbergers baukastenprinzip (pdf) – das ikeaprinzip fuer aktivisten?!). 😉

Part artistic terrorists, part vernacular critics, culture jammers, like Eco’s „communications guerrillas,“ introduce noise into the signal as it passes from transmitter to receiver, encouraging idiosyncratic, unintended interpretations.

Culture Jamming: Hacking, Slashing and Sniping in the Empire of Signs – mark dery

fassaden :: spitzer

hat doch ein bisschen was von pan tau 🙂

die dreissigjaehrigen :: eine wickie generation

Es hat schon etwas von Dreistigkeit, wie sich hier eine Kohorte von Publizisten eines Alters selbst zur Generation stilisiert. Eine „Generation“, die kein gemeinsames prägendes Erlebnis gemein hat, ausser dem Waren- und Kulturkonsum ihrer Kindheit. Wer mit Nutella und Wickie aufgewachsen ist, gehört dazu. Für die Friedensbewegung waren sie zu alt, und die Umwälzungen von 1989 konnten Sie auch nur passiv beobachten. Sie haben keine verlorene Jugend, wie sie die „Lost Generation“ des ersten Weltkriegs beklagte, sie sind keine Antihelden eines verlorenen Kriegs, wie die Flakhelfer. Nicht einmal eine kläglich gescheiterte Revolte wie die Achtundsechziger können sie sich auf ihre Designerfahnen schreiben.

Kursbuch 154 – Die Dreissigjährigen (satt.org – via le lounge)

na – es ist zwar gut. mal ein wenig den „generations-begriff“. der ja heute gerne und schnell bei der hand ist. zu hinterfragen. aber so „wild“ und ungehemmt diverse initiationserlebnisse wie weltkriege. 68er und friedensbewegung in eine linie zu schwatzen. nunja. da sollte man sich selbst auch mal gedanken ueber diese begriffskonstellationen machen. 🙂
und die 30er generation – wenn wir schon davon sprechen wollen – hat durchaus mehr als wickie zusammenhalt zu bieten (von wickie zu wikki? ;-)). wir finden das generell in anspruch nehmen von ganzen tainmentschichten immer irgendwie zu platt.

Weblog ist kleine Form

le lounge électronique ist reif fuer die bloggerfreie insel. 🙂 das kennen wir nur zu gut:

Ich kann’s echt nicht mehr lesen. Blog Assimilationen in Marketing- respektive à–konomie-Strukturen. Preisbloggen, Tsunami- und überhaupt Katastrophenbloggen, Politik- und Kampagnenbloggen, Jamba und Mazda Werbebloggen, Liebes-Scheiss-Tagebuchbloggen, Newschannelbloggen, Redundanzbloggen, first-mover und Verkündungsbloggen. Stop making mediarevolutions. Weblog ist kleine Form. Danke.

die frage darf man dann jedoch stellen: was dann bloggen? bzw. welchen anspruch stellt man ans eigene blog. der ist ja oftmals weit hoeher. als man tatsaechlich in permanenz umsetzen kann. wir lesen halt keine tagebuecher und meisthin auch keine blogs. die nur it-infos servieren oder hardware-dispute. 🙂 dafuer lesen die wohl keine infos zu theorie und diskurs.

und: bloggen hat immer mit der redundanzschwelle zu kaempfen. denn infos kommen immer schon aus diskursen und quellen. die auch schon von wo. etc peter. wir wuerden zum einen sagen – zumindestens trifft das fuer unseren bloghaushalt zu: das blog als notizzettel nutzen und dann und wann was meta- oder matertechnisches bauen und realisieren. mehr ist aufgrund von eigenem zeitbudget und fremder resonanz nicht moeglich und bringt auch nichts. das sich taeglich klar zu machen. ist wohl der einzige weg. jeden morgen in den blog zu gehen. 🙂

die klassenarchitektur :: der weltverhaeltnisse

So wird die Klassenarchitektur der Weltverhältnisse sichtbar, die in der Katastrophe stabil bleibt. Und diese Klassenarchitektur, wie sie sich auch und gerade im touristischen Verhältnis der Fernreisenden zu den dienstbaren Menschen und paradiesischen Landschaften der Tsunami-Region zeigt, ist keinesfalls Natur. Genauso wenig wie die globale klassenlose Gemeinschaft, die viele sich in der Katastrophe abzeichnen sehen, nicht das Werk der Natur, sondern eines komplexen Zusammenspiels von ökologischen, ökonomischen, politischen und kulturellen Prozessen wäre.

Doch, es gibt Diskursbedarf – tom holert (TAZ, 13.01.05)

hoeren. ohne zuzuhoeren :: muzak

sehr interessanter artikel ueber das „muzak“-konzept. der beruechtigten. nicht mehr wahrgenommen fahrstuhlmusik. das sich mittlerweile in ein offensives konzept verwandelt hat. das live-style darstellen und mitentwickeln soll:

Die Ära funktioneller Musik, wie sie Muzak definiert hatte, ging mit den sechziger Jahren zu Ende. Ein neues Muzak-Konzept, von Firmen wie Yesco oder AEI entwickelt und von der Firma Muzak später selbst übernommen, nannte sich Vordergrundmusik – man setzte dabei auf Originalsongs in deutlich höherer Lautstärke. «Wir sehen unser Produkt als Marketing-Tool, um Lifestyle zu entwickeln. Es geht um Markenbildung und Markenerlebnis», sagt Jeffrey Marshall, der bärbeissige Deutschland-Chef von DMX-Music, einem der heute weltgrössten Anbieter funktioneller Musik. Der Paradigmenwechsel – von Hintergrundmusik mit ihrem Konzept kalkulierter Verhaltenssteuerung zu Vordergrundmusik als Marketinginstrument zur Markenaufwertung – hat sich heute durchgesetzt.

hoeren. ohne zuzuhoeren (NZZ, 13.01.05)

… sehr schoen laesst sich dieser „paradigmenwechsel“ auch auf der muzak seite nachvollziehen. wenn man aufgefordert wird. einer klassischen einkaufsszene musik oder muzak beizufuegen. 🙂

ich kann nicht beweisen. wer ich bin

Das Meer hat meine Uniform mitgenommen, meine Lebensmittelkarte, meinen Dienstausweis, meinen Pass; es hat alles mitgenommen‘, sagte er. ‚Ich kann nicht beweisen, wer ich bin. Warum sollten sie mir glauben?

eine stadt am meer. Der indische Schriftsteller besucht die Überlebenden des Tsunami auf den Nikobaren-Inseln (zeit, 13.01.05)

die traenen aus den augen weinen

es hat schon immer wieder eine gewisse ignoranz gekostet. texte der empfindsamkeit zu lesen. und einfach ueber all die traenenmarathone hinwegzulesen. 🙂 hier ein ganz ausgewaehltes beispiel:

Dem jungen Franz standen bei diesen Worten die Tränen in den Augen, denn alle Szenen, die sie miteinander gesehn, alles, was sie in brüderlicher Gesellschaft erlebt hatten, ging schnell durch sein Gedächtnis; als nun Sebastian noch hinzusetzte: »Wirst du mich auch in der Ferne noch immer lieb behalten?« konnte er sich nicht mehr fassen, sondern fiel dem Fragenden mit lautem Schluchzen um den Hals und ergoß sich in tausend Tränen, er zitterte, es war, als wenn ihm das Herz zerspringen wollte. Sebastian hielt ihn fest in seinen Armen, und mußte mit ihm weinen, ob er gleich älter und von einer härteren Konstitution war. »Komme wieder zu dir!« sagte er endlich zu seinem Freunde, »wir müssen uns fassen, wir sehn uns ja wohl wieder.«

Ludwig Tieck: Franz Sternbalds Wanderungen, erstes Buch – 1. Kapitel

… dazu vertiefend
… Männerfreundschaften in der Literatur des 18. Jahrhunderts

zu viel leute meiner generation :: haben keine motivation

der neue song von samy deluxe „generation“ plus video (real audio) ist wieder sprachlich und hiphopmaessig ein flacher gassenhauer: „zu viel leute meiner generation haben keine motivation und inspiration … sind immer besoffen und immer nur stoned.“ – so what?!

der mac mini :: schon eine kleine groesse :-)

also was dieses macianer immer an ersparten haben muessen – die bettkante voll davon. wir koennen hier mal sagen: es hat uns jahre des wartens und der ausdauer bei ebay gekostet. um dann endlich einen einigermassen funktionionstuechtigen g4 hier stehen zu haben. dann hat es wieder zeit gebraucht. um nach und nach die einzelteile etwas zu verbreitern und zu erhoehen. 🙂

schon deshalb und nicht nur deshalb: ist der neue mac mini die loesung. die fuer uns quasi um jahre zu spaet kommt. wird aber womoeglich viele weniger umtuchte trotzdem-macianer erfreuen und zugreifen lassen.

und unter uns: unser derzeitiger g4 ist nicht wesentlich besser ausgestattet als dieser billig mac mini (da kommen wir grade so prozessormaessig ran …). wir finden das ziemlich prima – und wenn das schmalding auch noch funktioniert wie ein g4 oder g5. was will man mehr – da ueberlegen wir schon. ob wir da nicht irgendwann querruesten. 😉