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Kategorie: Lektüren

MENTAL :: zeitschrift der neuen lacan schule

manchmal sind wir immer ueberrascht. dass zeitschriften sowohl interessant als auch downloadbar sind: MENTAL – die zeitschrift der neuen lacan schule bietet ihre hefte als pdf download an. das aktuelle heft (may 2003 – 93 seiten) gibts hier.

ach ja via lacan.com.

Some advice for men in skirts

Wandering around Brooklyn in a skirt when you are a dude is a complicated affair, fraught with loaded symbols and multiple entendres, but three simple rules will get you a long way… (Some advice for men in skirts – Michael Brick, herald tribune, 5.11.03)

das waeren dann:
… kleine schritte machen
… keinen augenkontakt halten. ausser mit leuten. die einen ohnehin schon anschreien.
… bleiben sie auf alle faelle weit weg von der ABC Super Stores branch in the Fulton Mall (warum, lesen sie hier weiter)

buch vs. oz, gotham oder matrix

michael ondaatje hat sich zum jubilaeum des kanadischen literaturpreises „giller“ zu einer rede aufgeschwungen – er war selbst schon preistraeger. es ist immer wieder schoen die ollen „klassichen“ kamelien ueber buecher in reden zu finden: das buch als gut gehuetetes leserinnengeheimnis. das man am besten im safe aufbewahrt. damit niemand sonst spicken kann. und ah – da war ja noch die andere boese welt ausserhalb von buechern. die wir sorgsam beim umblaettern der seiten von den raendern wegwischen. 😉

If only a book could remain a secret, being chiselled away at in a room. For nothing gets better after that. There is of course the pleasure of sharing, but… but… when a book gets published, it enters a public planet that might be Oz, or Gotham, or perhaps the Matrix. It enters a hall of mirrors, and not all those mirrors are to be trusted. (Juries often pick the wrong books – michael ondaatje, toronto star)

benjamins nachlass

Benjamins Nachlass lagerte bislang in Frankfurt. Er umfasst Texte, die er bei seiner Flucht mit sich fuehrte und die testamentarisch an Adorno gingen. Des Weiteren handelt es sich um Briefe und Manuskripte, die die Gestapo in Benjamins Pariser Wohnung beschlagnahmt hatte, und schliesslich um Manuskripte, die Benjamin vor seiner Flucht aus Paris seinem Freund George Bataille anvertraut hatte, der als Angestellter der Bibliothèque Nationale arbeitete und sie dort auch versteckte. Bataille sollte sie bei Gelegenheit an Adorno weiterleiten. Das machte er auch; einen Teil allerdings vergass er in der Bibliothek, wo er 1981 vom italienischen Philosophen Giorgio Agamben gefunden wurde. Um diesen Teil des Pariser Nachlasses, den die Bibliothek sich inzwischen einverleibt hatte, kaempfte Reemtsma jahrelang erfolgreich vor Gericht.

Verschlungene Wege – Harald Jaehner, berliner zeitung, 31.10.03

interessant ist die verbindung zu agamben…

köln war mal “ein glanz”

Wer Koeln noch aus seiner Glanzzeit in den achtziger Jahren kennt, schuettelt heute nur den Kopf. Keine andere deutsche Grossstadt zerstoert derzeit in so unsinniger Weise ihr Kulturleben. Epizentrum der Erschuetterungen, die kein Ende nehmen wollen, ist Oberbuergermeister Fritz Schramma, der seiner Kulturdezernentin Marie Huellenkremer immer wieder mit populistischen Entscheidungen in den Ruecken faellt, die Oper durch vorzeitige Kuendigung der designierten Intendantin in Verruf brachte, die Museen kaputtspart und die beliebte Kunsthalle abreissen liess, ohne dass ein Neubau gesichert war.

Ansturm der neuen Realisten – Sebastian Preuss, berliner zeitung 01.11.03

rummy’s writing course

salon.com offeriert diesmal fuer jeden einen schreibkurs: rummy’s writing course – rummy rumsfeld erklaert in schoener bekannter schreibkursofferte. dass jeder ob jung oder alt. ob kandidat oder terrorist durch diesen kurs „honest writing“ lernen kann. (flash, und einfach den free account anwaehlen – nach einer werbepause folgt dann der flashfilm…)

in der simon-dach-strasse ist das grauen zu hause

mein strasseneckchen – wie sich ostberliner kiezstrassen entwickelt haben! ist das noch die simon-dach!? 😉

In der Simon-Dach-Strasse gibt es keine Kneipen, Kaschemmen oder Pinten. Nein. Hier existieren keine Wuehlisch-, Krossener- oder Boxhagener-Ecks. Nee. Hier sind alle fuenf Meter Cocktailbars aufgestellt worden. In der Simon-Dach-Strasse ist das Grauen zu Hause. (Nette Menschen trinken gerne – Andreas Scheffler, berliner zeitung 4.11.03 )

seismograph des unberechenbaren

Buecher, das ist fuer mich nicht das bedruckte Papier. Sie sind Landkarten menschlicher Erfahrung. Fuer mich sind Buecher die Verbindung zu Autoren, zu deren Texten ich Vertrauen habe – zu Buechner-Preistraegern wie Heiner Mueller, Gottfried Benn, Durs Gruenbein, Ingeborg Bachmann, zu Proust, Joyce, Robert Musil, zu Kleist, Montaigne, Madame de La Fayette bis hin zu Ovid. Das ist wie ein zweites Gemeinwesen. In einer Zeit, in der wir nicht wissen, wie rissfest die Wirklichkeiten sind, sind Netzwerke ueber 2000 Jahre, wie sie die Buecher darstellen, kein Luxus, kein Freizeitbedarf, sondern notwendiges Ueberlebensmittel. Es ist diese Vertrauenswuerdigkeit, wegen der ich die Buecher allen anderen Medien vorziehe.

Der Seismograph des Unberechenbaren
Auszuege aus der mit Improvisationen vorgetragenen Buechner-Preis-Rede – Alexander Kluge

wir trinken auch immer mit buechner tee! sie etwa nicht? gruenbein wuerden wir allerdings niemals einladen. 🙂

amazon volltextsuche :: printfunktion eingestellt

Amazon goes off-line with search program – Charles Storch (chicago tribune, 4.11.03)

amazon.com hat seine volltextsuche modifiziert. man kann zwar immer noch jede seite von ca. 120.000 buechern nach stichworten durchsuchen. aber diese suche nicht ausdrucken. der ausdruck enthielt das entsprechende exzerpt und einige seiten rund um das exzerpt.

autorenvereinigungen sehen darin eine verletzung des copyrights von buechern und vor allem einen verminderten anreiz. das buch auch zu kaufen.

sie versuchten u.a.. ihre buecher aus den amazon listen entfernen. amazon berichtet. dass bereits fuenf tage nach dem launch der neuen volltextsuche der verkauf von buechern um 9% angestiegen ist.

KODAK :: you press the button. we do the rest

image “You Press the Button, We Do the Rest”
What digital camera makers can learn from George Eastman – John Steele Gordon

john steele gordon empfiehlt der neuen digitalen kameraindustrie einen blick auf die geschichte der populaeren photographie des 19. jahrhunderts zu werfen, insbesondere auf den „macher“ dieser photographie: george eastman.

der photographische markt um 1860 war auf den professionellen photographen und serioesen amateur zugeschnitten, fuer den taeglichen laien gab es keine moeglichkeit. photographien selbst zu entwickeln. photographie war ein komplexes, teures und anstrengendes geschaeft.

eastman und seine mitarbeiter haben bald erkannt. dass genau dort der springende punkt im photographischen geschaeft liegt: eine kamera zu bauen. die ein optimum an film. ausruestung und mechanik verbindet. um sie auch einem laien an die hand geben zu koennen. (wir ueberschlagen hier mal die komplexeren technischen zusammenhaenge und innovationen. die eastman sofort fuer sich in anspruch nehmen konnte.)

1887 brachte eastman eine neue kamera auf den markt. die schmaler und billiger war. er nannte sie KODAK (er wollte einen namen der mit K beginnt und endet. womoeglich eine legende.). er schloss damit den „einfachen“ konsumenten an die industrielle fertigung an – der konsument als „knipser“ (nach bernd busch* liefert der fotograf lediglich die „latenten bilder“ – den rohstoff, der dann erst industriell verwertet wird, er wird zum „testfall der apparatur“; die unermuedliche suche nach dem „eigenen“ bild verkommt zur sehnsucht nach dem geschaeft: „sollten Sie nicht Ihre geschichte kodak-film anvertrauen?“ (anzeige der firma kodak))

die erste KODAK enthielt einen rollfilm fuer 100 photographien. zur entwicklung sandte man kamera und film an eastman. der die fertigen photos und die kamera mit einem neu eingelegten film retournierte.

eastman musste jedoch noch die oeffentlichkeit ueberzeugen. dass photographieren nun fuer jeden einfach zu realsieren ist. er setzte einen bis heute nicht vergessenen werbeslogan dafuer ein: „you press the button, we do the rest“.

wer wird der eastman der digitalen photographie sein? who knows? 🙂

* busch, bernd: belichtet welt. eine wahrnehmungsgeschichte der fotografie. fischer 1995

… wenige links zu kodak/eastman:
the wizzard of photography – georg eastman
history of kodak
georg eastman bei about.com
you press the button… – eine webadaption

The Kodak EasyShare DX3500 digital camera resurrects George Eastman’s century-old motto, „You press the button, we do the rest.“ Snap your pictures, put the $300 DX3500 in the $80 docking station, press the only button on the docking station, and watch the photos transfer to your PC for touch-up and printing. While your camera sits in the dock, the batteries recharge automatically.
Easier to Use—But Not Easy