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RAF :: keine “bildermaschine”

Die RAF war insofern alles andere als eine „Bildermaschine“. Sie selbst hat fast gar keine Bilder produziert, wenn man einmal von dem Sonderfall der Videoaufnahmen im Kontext der Schleyer-Entführung absieht. Die RAF ist vielmehr durch Bildaufnahmen strategisch erobert und nachhaltig besetzt worden. Gerade die Entwendung einer Bildersprache durch ganz andere, zum Teil staatliche Kräfte ist es gewesen, die das heutige Gesamtbild des RAF-Phänomens geschaffen hat. Ein Hauptanliegen jeder RAF-Ausstellung müsste also darin bestehen, das bislang Unsichtbare sichtbarer zu machen – wozu die gesamte Inkubationszeit der RAF mit ihren subkulturellen und teilweise selbst schon popkulturell vermittelten Verflechtungen gehören würde – und die massenmedial konditionierten Zeichen aus dem Vordergrund zu drängen. Womit man es auf diese Weise zu tun hätte, wäre nichts weniger als eine Korrektur des Wahrnehmungsfeldes, das sich bislang an der ebenso abstrakt wie rätselhaft erscheinenden Abkürzung ausgebildet hat.

Wolfgang Kraushaar, Zwischen Popkultur, Politik und Zeitgeschichte. Von der Schwierigkeit, die RAF zu historisieren, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 1 (2004), H. 2, abschnitt 4
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