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es ist einfach und ungefaehrlich. reaktionaer zu sein

Es ist einfach und ungefährlich, reaktionär zu sein. Doch das Feuilleton darf nicht in diesem kulturkonservativen Rückgriff verharren. Es muß sich hervorwagen. Der Rückgriff ist ohnehin suspekt. Die Kritiker beziehen sich auf einen sehr beschränkten Kanon, der ein Bürgertum repräsentiert, das nicht mehr handlungsfähig ist und Menschen vorführt, die sich nach innen richten, verharren und verstummen. Das Theater ohne Drama wird aus diesen Traditionsbeständen ausgeblendet. Es wird eine literarische Tradition ignoriert oder sogar überheblich abqualifiziert, die verweigert, was das bürgerliche Zeitalter einen Charakter, eine Persönlichkeit nennt. Die auf Diskurs setzt, auf das Experiment und auf eine „Ping-Pong-Dramaturgie“ verzichtet.

Die Angst eines zerzausten Bürgertums (welt, 17.01.05)

die burg :: ein staubfaenger mehr

schon irgendwie peinlich. frueher gabs diese sandalen- und ausstattungsfilme. mit mehr oder weniger historischem detail und aufwand. viele davon waren eher staubfaenger als historisch genau. na. war eben film und geschaeft.

heute ist es noch peinlicher. leute (prominente und/oder weniger prominente) stellen sich freiwillig in sandalen- und ausstattungsfilme. ehrlich ist zumindestens in diesem genre prosieben. die ihre neue staubfaengerreihe „die burg“ wenigstens als comedy bezeichnet.

die burg – prominent im kettenhemd (prosieben)
… „burg“spektakel“ (standard, 13.01.05)

Wegen der grandiosen Marktanteile möchte Pro Sieben nun aus der »Alm« die »Burg« kreieren. In Niederösterreich wird gerade ein entsprechendes Gebäude zurechtgestylt, ab 23. Januar sollen sich dort weitere Prominente endgültig zu Lachnummern machen. Im Gegensatz zur »Alm« ist Pro Sieben mit dem Burg-Format nun tatsächlich zum Erfolg verdammt. Die Produktionskosten dürften schon alleine wegen der notwendigen Modifizierungen am alten Gemäuer wesentlich höher liegen als beim Almspektakel. Mindestens 17 bis 18 Prozent Marktanteil erhoffen sich die ProSieben-Strategen von der Show. Die wird übrigens noch um einiges schärfer und für die Prominenten härter als das Bauerndasein jenseits der Baumgrenze. Diesmal soll es – ähnlich dem Big Brother-Format – mehrere Gruppen geben, die exakt die hierarchischen Gegebenheiten des Mittelalters widerspiegeln sollen: Eine Gruppe soll es geben, die, unterprivilegiert und jeglichen Luxus beraubt, den »Pöbel« mimen muss, und eine Gruppe, die sich als »Adel« geriert. Duelle werden entscheiden, welcher der untergehenden Prominenten in welchen Bereich einziehen darf.

die soap-flut (jungle world, 15.12.04)

der rabiate sorokin :: das radikale moegen

ZEIT: Früher haben Sie die Werkausgabe von Virginia Woolf beim S. Fischer Verlag mitbetreut, heute verlegen Sie den rabiaten Russen Wladimir Sorokin. Ein weiter Weg?
Ruge: So ein großer Abstand ist es nicht, beide sind Autoren, die etwas Radikales gewagt haben und gerne experimentieren – solche Texte mag ich. Ich habe mich mit Joyce beschäftigt, ich liebe Gogol, der auch in seiner Zeit etwas ganz Neues gemacht hat, ich liebe auch Kafka, Robert Walser und Broch. Aber ich schätze auch das präzise, gute »amerikanische« Erzählen, das vermeintlich konventionell daherkommt und doch auch hohe Liteartur ist.

»Radikale Texte mag ich« – Ein Gespräch mit Elisabeth Ruge, der neuen Verlegerin des Berlin Verlags (zeit, 13.01.05)

schon interessant. dass sorokins texte als rabiat bezeichnet werden. sind sie doch eine gemaessigte experimentelle formation. nicht uebermaessig schwierig und auch nicht uebermaessig avantgardistisch. ein forscher stilist! 😉 insofern kann man radikalitaet auch „moegen“.

turning the pages :: british library

schon eine ziemlich schoene sache. das umblaettern in alten buechern mit dem entsprechenden text (als text und audio) und einer vergroesserungsmoeglichkeit.

turning the pages

ein beispiel: the gulf book

the manuscript known as the golf book is famous for its lively depictions of sports and pastimes. it takes its name from one of its illustrations which shows an early game of golf. only parts of the original manuscript survive. including the calender which is exhibited here.

die multitude :: das zwischenreich

Es steht zu befürchten, dass in vielen Bereichen, in denen Mutitude gelesen wird, gerade die Schwächen des Buches auf Zustimmung stoßen werden: Erlauben sie es doch, sich relativ komfortabel in einem schattenhaften „Zwischenreich“ einzurichten, in dem weder die Schärfe wirklicher philosophischer Auseinandersetzungen, noch der Ernst politischer Debatten bestimmend ist. In diesem „Zwischenreich“ geht es übrigens auch nicht um die Mühen wirklicher wissenschaftlicher Forschung. In ihm scheinen eher Verhältnisse zu bestehen, wie in der kleinen Geschichte von Mark Twain über einen Yankee, der beständig anbot, mit 1000-Dollar-Noten zu zahlen. Da niemand darauf herausgeben konnte, kam der Yankee auch nie in die Verlegenheit zu zahlen.

das projekt der mulittude – frieder otto wolfs rezension zu negri/hardts „multitude“ (freitag, 53/04)

die technik widerlegt benjamin

Wenn also das Kunstwerk im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit seine Aura verliert, wie Walter Benjamin feststellt, dann erhalten die Reproduktionsmittel im Moment ihrer Obsoleszenz eine Aura.
Ja genau, die Technik widerlegt Benjamin. Je spezifischer und umfassender die technische Zivilisation sich entwickelt, desto mehr verschwinden die Archive. Das Medium wird die Message, die Technik ist wichtiger als das Produkt. Alles ist archivierbar, ist kopierbar. Damit kommen wir in den Zustand der Auflösung der Geschichte: Das historische Gedächtnis geht verloren durch die ständige Verbesserungen der Techniken seiner Aufbewahrung. Und Innovationen wie die Neuerfindung des Rades haben wieder eine Chance.

im wettbewerb mit den toten – gespraech mit boris groys (freitag, 01/05)

das strandbad wannsee

ein kurz darauf gegruendetet >>berliner freibaeder-verein>ordnung>ruhe und ordnung

weltstadtbad in preussens arkadien. das beriner strandbad wannsee und seine aussenanlagen (gartenkunst, heft 2 2004 – pdf)

… zum strandbad wannsee
… strandbad wannsee – september 2004 – photographien von christian reister
… streit um strandkoerbe – Geht die Sanierung des Strandbades Wannsee baden? (zdf)
… hilfe fuer strandbad – private stiftung will strandbad wannsee sanieren (zdf)
… packt das piercing aus! der wannsee in berlin (zeit)