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Sofia Coppola: The Virgin Suicides

Ich fand bereits Sofia Coppolas Film Marie Antoinette (2006) ziemlich verschärft – ein Ausstattungsfilm, ja + nein, vor allem ein Film über Machtverhältnisse. Um Machtverhältnisse dreht sich alles in ihrem Film The Virgin Suicides, ihr Debütfilm aus dem Jahre 1999 nach einer literarischen Vorlage von Eugenides.

Es klingt zwar immer ein wenig angestaubt, aber es ist tatsächlich so, dass man den beiden Filmen anmerkt, dass eine Frau Regie führt. In beiden Filmen stehen Frauen im Mittelpunkt, die in Machtverhältnissen stehen, die sie nur bedingt (mit-)beeinflussen können. Marie Antoinette entwickelt eine bonbonfarbene Konsumlust und entwickelt sich zur Konsumikone ihrer Zeit, die Selbstmord-Schwestern schaffen diesen Ausbruch nicht, sie bestellen Reisekataloge und Modejournale, schwelgen in fremden Welten, ohne das Haus verlassen zu könnnen. Die Pubertät als Atom. 🙂

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und wieder eine literaturzeitschrift …

Vor allem Literaturzeitschriften, die mit dem unschlagbaren Slogan aufwarten: Texte, die in keines der gängigen Schemata passen (Quelle: IDIOME – experimentelle Prosa – Literaturwerkstatt Berlin) sollte man gleich online liegen lassen.

Jedes neue vom Stapel gehende Magazin will Gängiges vermeiden und in keine Schemata passen. Das ist Küchenjargon – vor allem, wenn man sich ein wenig näher informiert, wird gleich von einem Jahrbuch für Prosa 2008 (Quelle: Prosawerkstatt Idiome) gesprochen. Schön, dass man immer gleich das Jahrbuch anstrebt – Text raus & K(l)assenarbeit!

Gilmore Girls und Boswell

Nach langer Pause habe ich mir wieder eine Folge der Gilmore Girls angesehen und bin prompt über das Referenzenszenario gestolpert, dass diese Serie so anspruchsvoll sein läßt.

Gerade noch mit James Boswell befasst gewesen, schon finde ich ihn flott zitiert bei den Gilmore Girls wieder. Während sich das Paar über die Stadt London unterhält, fällt ein Satz von Samulel Johnson: „When a man is tired of London, he is tired of life“ (Quelle). Das könne ja nur einer sagen, der noch nie eine Fernbeziehung gehabt hat. Rory Gilmore kontert haarscharf darauf: „Boswell war ja immer in seiner (Johnsons) Nähe“. So kalauernd also das, was von James Boswell heute übrig geblieben ist. Ich empfehle nur, lesen Sie sein Journal, das Londoner Tagebuch. 🙂 Da bleibt mehr als nur seine Beziehung zu Johnson zu entdecken.

Und immer noch da: die schreibende Kommode

Und im Gegensatz zum schreibenden Lageristen haben wir dann denn Autor in der kommoden Sofaecke, der jeden Wimpernzucker zu Papier bringt:

Martin Walser liegt auf einer Chaiselongue im Foyer eines Frankfurter Hotels. Er tut, was ein Autor am liebsten tut: Er schreibt.

Quelle: Die Neigung zum àœberfluss (Kölner Stadtanzeiger, 5.11.07)

Endlich wieder da: der schreibende Arbeiter

Das passt dem Feuilleton – die Zuschreibungen des Lebens. Endlich wieder ein Autor an der Werkbank. 🙂 Demnächst bei mehr Erfolg dann …

Der schreibende Lagerarbeiter Johann Trupp

Quelle: Berliner Wettlesen (OE1)

Bestseller-Liste und Verlag: kann die Laune heben

Insgesamt ein lesbares Interview mit Urs Widmer, das auch eine ganz neue Sicht auf Bestseller-Listen bietet. 🙂

Wenn ich den „Spiegel“ kaufe, schaue ich immer zuerst auf die Bestseller-Liste, ob da drei Bücher vom Diogenes Verlag drauf sind, das bedeutet nämlich, dass mein Verleger guter Laune ist. So gesehen, habe ich große Verehrung für Donna Leon.

Quelle: Die Sprache hat immer Recht, Wiener Zeitung 12.10.07

Die Quote machts …

Das nenne ich mal ein retardierendes, jedoch auch innovatives Moment:

Ein quotenjunger, quotenexperimenteller Quotendebütant aus einem Quotenkleinverlag (Thomas von Steinaecker, 30)

Quelle: Die Shortlist hat gewaltige Lücken (Welt 12.09.07)

James Boswell durchwandert London anders

Vielleicht eine Frühform der situationistischen Psychogeographie findet sich in James Boswell Journal, genauer gesagt im Londoner Tagebuch von 1762-63:

Dempster, Erskine und ich hatten diesen Tag ungeduldig erwartet; wir wollten zu dritt von einem Ende Londons zu anderen wandern. (…) Die Vielfalt, der wir bei unserer Wanderung begegnen, ist in der Tat erstaunlich. Wie der Spectator schreibt: ein Ende von London unterscheidet sich im Aussehen und in den Gewohnheiten der Menschen vom anderen wie ein fremdes Land.

Boswell, James: Journal, Reclam 1996, S 22-23.

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Meine Schlager, die ich nie wollte :-)

Als ich letzthin sagte, ich würde so eher gegen Hip-Hop Musik hören, meinte man mir sagen zu müssen, dass man mir das nicht ansehen würde. 🙂

Als ich darauf meinte, nach was ich denn aussehen würde so musikgeschmackshaft, erhielt ich den Hinweis, wie eine, die Schlager hört! 😉 Na gut, dachte ich mir, dann muss eine Playlist als Beweis her (siehe linke Spalte, Kasten zwei). Ich mag vielleicht nicht so aussehen, aber Schlager höre ich definitiv nicht. Das könnte ich weder Adorno noch Walter Benjamin antun, ehrlich nicht. 🙂 Und: wie Death-Metallige sahen die anderen auch nicht wirklich aus. 😉

Lady Mary Montagu: Romane wie von der Gräfin d’Aunois

In Lady Mary Montagus Briefen aus Wien (Schendl Wien 1985) beschweren sich ihre Briefpartner darüber, dass sie nichts Sensationelles, Kurioses, Phantastisches und auch keinen wirklichen Klatsch berichtet.

Sie grenzt sich jedoch von diesen durchaus gängigen Wünschen ab, denn sie will „die schlichte Wahrheit sagen“ (S 74). Sie wolle auch keine Romane schreiben „wie die Gräfin d’Aunois“ (S 74). Und damit beginnt es spannend zu werden. 🙂
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