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Der Hofmeister (Lenz)

Gerade den Hofmeister von Lenz (1774) gelesen – schon ein ziemlich guter Text. Bei Lenz interessant, wie das Pekuniäre seine Texte durchzieht. Wem man sich wie stark und mit welchen Folgen aussetzt, um nicht nur soziales Kapital einzusammeln. Und adelige Frauen haben auch zu tun, um sich das schon erworbene Kapital permanent auszupolstern:

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Literaturzeitschrift mit AI Anspruch

CuratedAI ist eine Literaturzeitschrift, die ausschließlich Texte von AI veröffentlicht. Mit entsprechend großen Datenmengen lassen sich auch beliebig viele – auch gut lesbare – Texte erzeugen. In der Prosa kommen derzeit jedoch nur die Klassiker zum Einsatz: Jane Austen und Tolstoi.

Worauf man besonders gespannt sein darf: Wie werden sich die BIOS der AI-Autoren entwickeln. Derzeit spürt man noch einen gewissen anarchischen Hauch in der Bio:

Deep Gimble II is a Recurrent Neural Net, trained on public domain poetry and seeded with the titular phrase.

Und natürlich hoffen wir, dass es noch viel mehr davon geben wird und sich das Genre Public Domain Poetry rasch entwicklen wird.

Ein Buch lesen und am besten noch eins …

Vielleicht könnte man ja soviel lesen, dass man seine Lebensaussichten ins Unendliche verlängert. 😉

Oder was passiert dann mit den hochprozentigen Lesern?

Compared with those who did not read books, those who read for up to three and a half hours a week were 17 percent less likely to die over 12 years of follow-up, and those who read more than that were 23 percent less likely to die. Book readers lived an average of almost two years longer than those who did not read at all.

Quelle: Read Books, Live Longer – New York Times

zeitschrift für ideengeschichte: das dorf

passend zu den epischen naturwallungen aktueller prosa liegt nun das neue heft der zeitschrift für ideengeschichte: das dorf vor. selbst eine dorfflüchtige tu ich mir schwer mit editorialen beschwörungen des dörflichen als brutstätte von ideen und ihren praktiken, mit ideen umzugehen. da winke ich lieber schwachbrüstig von meinem fluchtbalkon. ideenfuchtig kann man überall sein. delle off!

worthülsen: sprachgewaltig

gänzlich herkömmliche texte sind sprachgewaltig (so auffermann im dlf) – z.B. valerie fritsch‘ winters garten. bei so viel naturschwere schlaf ich schon automatisch und sprachlos ein. geht’s noch gartenlaubiger? noch mehr essigleintücher – aber schnell. 😉

an der oberfläche der texte kleben

86%. mitunter blättere ich nur an den oberflächen der texte lang. mach mir nichts vor. das sammelbändchen habe ich nur erworben (billig!). um reinzulangen. in das was andere perpetuieren.

(endlich ein programm ohne autokorrektur) sehnsucht und revolution (sonderzahl 2015). nur entdeckt. weil ich mich etwas vertieft habe in das brecht-haus symposium richtige literatur im falschen (2015) und eine schmale netzwerkanalyse gemacht habe (erscheint in perspektive 82/83). wer mit wem und durch wen & wie oft. sowas halt. ist schon immer wieder interessant. vor allem: ab einem gewissen grad der bekanntheit und vernetzung ist alles so stark vernetzt. dass die signifikanz schwächelt. aber es liess sich dennoch interessantes rausholen. letztlich ist es für mich – die ich doch fast nur noch am rande agiere – auch ein wiederreinholen von verstrickungen. ein update des betriebs. das es braucht. damit ich darüber schreiben kann in meiner perspektive kolumne AXIT – aktuell hab ich mich darin mit dem wiener literatur museum beschäftigt (erscheint in perspektive 82/83).

in der literatur geht es immer um die literatur (reitzer). so beginnt die einleitung des sammelbändchens. und schon mag ich nicht weiterlesen. wie dieser anspruch auch weiter ausgeführt werden wird. interessiert mich schlicht der ansatz nicht. bei stangl ist die frage. ob man jede mikrofaser einer aussage von godard als anlass nehmen sollte. dass unternehmen über ihre praktiken schweigen (röggla). ist normal. schon als winziges rädchen unterschreibt man im arbeitsvertrag. über was man zu schweigen hat. das ist nicht schön für jene außen. die mit ihrem dokumentarischen blick. alles wissen wollen. immerhin könnte man dennoch über vieles reden. aber die meisten reden auch darüber nicht (gehälter. boni. sondervereinbarungen).

diese freien und ihr hang zur steuerberatung (streeruwitz). und das freudsche es habe ich schon lange nicht mehr in einem fliesstext gelesen. und allen texten merkt man an. den permanenten sound (ex-stil). besonders bei schmitzer. sound ist sympathisch gewiss. dabei sollte man hart daran arbeiten. ihn zu erwürgen. der eigene sound macht es einem zu leicht. der ist immer schon 3 sätze voraus. und setz macht sich’s arg leicht und nimmt schlicht ein schlechtes buch zum thema als vorlage. da lässt es sich gut abgrenzen und man wirkt verdammt mondän aktuell.

genau. sie habe ja nicht die absicht gehabt. eine schnelle eingreiftruppe literatur zusammenzustellen (reitzer). ja genau so kommt das auch rüber. der nachklang einer veranstaltung der wiener alten schmiede. und morgen würfeln wir das noch einmal & haben das gleiche ergebnis. im brecht-haus aktuell hörte sich das auch so an. nur nicht eingreifen in irgendwas.

vielleicht sollte man sich eher bifos ironie verständnis aneignen (der aufstand, 2015). dass eine gesellschaftliche bewegung die ironie als semiotische insolvenz verwenden soll. schon weil semiotische insolvenz verdammt gut klingt (sound repeat).

Hinterbedeutungen

Man füge dem Lexikalischen hinzu: Hinterbedeutungen.

In der FAS (08.02.215) in der Rezension zu Obrists „Kuratieren!“ gefunden.

Marcello: Das neumodische Theater

Ganz zufällig auf den unauffälligen Klickpfaden des alltäglichen Suchen und Findens entdeckt: Benedetto MarcelloIl teatro alla moda – ein satirisches Pamphlet auf die barocke Opera Seria aus dem Jahre 1720.

Den Librettisten kennzeichnet alles, nur keine fundierte Kenntnis seines Faches. Schließlich hätten sich die Klassiker – aka Griechen und Römer – auch nicht für die modernen interessiert. Und das moderne kennzeichne sich durch das Pochen auf Halbwissen in Mathematik, Malerei, Chemie oder Medizin aus. Handwerk sei daher, Fachausdrücke aus dem eben genannten einzuwerfen und durch Imitation – ergo: Aneignung – aus einem gewissen modernen Fundus zu entwenden. Das Libretto schließe man am besten ab mit dem üblichen Chor „zu Ehren der Sonne, des Mondes oder des Intendanten“.

Der Text ist 2001 neuübersetzt worden und ist noch erhältlich, bei Google Books kann er in Auszügen angelesen werden. Sabine Radermacher hat es übersetzt und auch ein knappes, aber interessantes Nachwort verfasst.

Lustig auch, dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit eben dieser Literaturgattung – dem Libretto – erst eine junge Disziplin der Literaturwissenschaft darstellt und sich folgerichtig Librettologie nennt.