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Marcello: Das neumodische Theater

Ganz zufällig auf den unauffälligen Klickpfaden des alltäglichen Suchen und Findens entdeckt: Benedetto MarcelloIl teatro alla moda – ein satirisches Pamphlet auf die barocke Opera Seria aus dem Jahre 1720.

Den Librettisten kennzeichnet alles, nur keine fundierte Kenntnis seines Faches. Schließlich hätten sich die Klassiker – aka Griechen und Römer – auch nicht für die modernen interessiert. Und das moderne kennzeichne sich durch das Pochen auf Halbwissen in Mathematik, Malerei, Chemie oder Medizin aus. Handwerk sei daher, Fachausdrücke aus dem eben genannten einzuwerfen und durch Imitation – ergo: Aneignung – aus einem gewissen modernen Fundus zu entwenden. Das Libretto schließe man am besten ab mit dem üblichen Chor „zu Ehren der Sonne, des Mondes oder des Intendanten“.

Der Text ist 2001 neuübersetzt worden und ist noch erhältlich, bei Google Books kann er in Auszügen angelesen werden. Sabine Radermacher hat es übersetzt und auch ein knappes, aber interessantes Nachwort verfasst.

Lustig auch, dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit eben dieser Literaturgattung – dem Libretto – erst eine junge Disziplin der Literaturwissenschaft darstellt und sich folgerichtig Librettologie nennt.

 

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