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Der polyglotte Minitrupp

Es ist schon immer wieder interessant, wie sich die Zeiten ändern bzw. wer was auf wen argumentativ anwenden darf, ohne in Verdacht zu geraten.

Wir wissen ja alle mittlerweile, dass der Begriff Avantgarde obsolet ist, vor allem das damit verbundene Militärische wird gerne dazu ins argumentative Feld geführt. Daher staunt man schon, wenn in einer Vorstellungsveranstaltung von Zeitschriften ihre Macher als „polyglotte Minitrupps“ gekennzeichnet werden.

Ihre Macher sind hochvernetzte Einzelgänger oder polyglotte Minitrupps.

Kiosk – Zeitschriften bitte! – Literaturhaus Frankfurt.

Damit kommt der ansonsten argumentativ verpönte militärische Komplex quasi durch die betriebliche Hintertür wieder rein. Zeitschriften wie Bella Triste oder Sinn und Form dürfen das schon mal sein:

kleine, meist in Bewegung befindliche Gruppe von Soldaten oder anderen zusammengehörigen Personen, die gemeinsam ein Vorhaben ausführen

Quelle: duden.de

Und in der weiteren Vorstellung der Bella Triste wird man dann schon handfester: Sie würden gewisse „extremistische Ästhetiken“ (Minute 15:00) verfolgen (Bella Triste – Wir wollen Literatur wieder promoten). Das würde vor allem auf die Jubiläumsausgabe Nummer 30 zutreffen, die im Schachtelformat ein Sammelsurium – ein Readymade – darstellt.

Irgendwie schon traurig, dass heute ein ganz normales Unikat-Dingens als extremistisch gilt. Man darf sich wahrlich nur noch wundern …

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