mit walter benjamin liesse sich fragen: literaturbetriebsliteratur? seit wann werden denn werke der schoenen literatur nach dem soziologischen betriebssystem klassifiziert? allerdings – leider werden sie es nicht, oder allzu selten. aber warum sollte man – so weiter mit benjamin – die „geologischen strukturen“ des buchgebirges erforschen? (walter benjamin: dienstmaedchenromane des vorigen jahrhunderts // in: aussichten)
warum :: darum: gilt es banalisierende aussagen wie jene unten angefuehrte ueber die rolle des bachmann wettbewerbes (die sich auch noch mit einem hinweis auf bourdieu auskleidet) zu entlarven als wettbewerbskonforme staffelei. darum: was bleibt ist die klein- und kleinstarbeit – ganz im sinne bourdieus. genau da anzusetzen. wo das literarische feld seine grenzen verteidigt:
ein modell des „zur institution der schriftsteller fuehrenden kanonisierungsprozesses“ entwicklen. das sich der „banalen“ instrumente und messlatten des betriebs bedient (bestenlisten, preise, stadtschreiberhuetten, kurspalaeste) und diese auf ihren kanonwert hin untersucht.
aus der raumflucht des literarischen betriebs eine anamorphotische verschiebung in der wahrnehmung vornehmen (mit allen verzerrungen und optischen taschenspielertricks) und damit aus der rolle des bittstellers in die des opponenten zu gelangen (wolfgang ullrich schreibt moderner kunst gerade die umgekehrte rolle in der nachfolge von raumfluchten auf schloessern zu // in: ullrich. mit dem ruecken zur kunst)
Informelle Pausengespraeche und abendliche Gesellschaften bieten neben dem finanziellen Gewinn, der den Preistraeger/innen zugestanden wird, Gelegenheit zu persoenlicher Begegnung mit Verlegern und Presse. Erfahrungs- und Gedankenaustausch unter KollegInnen und vor allem das Aufmerksammachen auf die eigene schriftstellerische Arbeit motiviert AutorInnen zur Teilnahme. Durch „social networking“ haben alle TeilnehmerInnen die Gelegenheit, soziales und symbolisches Kapital zu akkumulieren (um mit dem franzoesischen Soziologen Pierre Bourdieu zu sprechen) – was einen betraechtlichen Anteil am Reiz des Wettbewerbs ausmacht. Die urspruengliche Kritik an der Klagenfurter Literaturbetriebsamkeit ist in den letzten Jahren in den Hintergrund getreten. Grundlegend veraenderte Mechanismen auf dem Literaturmarkt (Kapitalisierung), eine radikalisierte Entertainementkultur im Fernsehen (Kommerz- und Quotenprogramme) moegen das Ihre ebenso dazu beigetragen
(moser: Vom Experiment zur Institution)