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mia may (1884-1980)

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mia may in „ehre“ (1917)

man koennte die arbeit von mia may so zusammenfassen:

mia may (1884-1980), geb. in wien als maria pfleger, wurde bekannt als ehefrau des „tausendsassas“ joe may und koenig der „supermonumentalfilme“ (kritiker willy haas) und schauspielerin in joe mays filmen. nach dem selbstmord ihrer tochter 1924 stieg sie aus dem film aus und ging 1934 mit ihrem mann ins exil nach hollywood. sie fuehrte mit ihrem mann ein wiener restaurant, nachdem dieser seine arbeit in hollywood erfolglos fortgesetzt hatte, und lebte nach dem tod von joe may 1954 weiter.

man koennte die arbeit von mia may aber auch ganz anders buendeln:

mia may war ein kind des theaters – schon mit fuenf stand sie auf der buehne und spielte sich durch die kinderrollen bis zum 14. lebensjahr. 1902 heiratet sie joe may – eigentlich julius mandl (er nannte sich nach seiner frau „may“ und „joe“, weil es englisch klang) -, mittlerweile eine erfolgreiche operettensaengerin unter dem kuenstlernamen „herma angelot“, spaeter „mia may“. nach ihrer heirat pausierte sie, weil joe may ueber ein elterliches vermoegen verfuegte. nachdem er das durch spekulationen verloren hatte. nahm sie wieder ein engagement auf dem theater an: in der operette „clo-clo“.

da das stueck lange pausen fuer die umbauten zwischen den szenen erforderte, zeigte joe may einen film in diesen pausen, damit das publikum nicht das theater vorzeitig verliess. obwohl joe may keine eigentliche erfahrung mit film hatte. ebnete dieser „pausenfueller“ seinen weiteren weg zum film.

mia may spielte in fast alle seinen filmen mit. sie war jedoch – was meisthin nie erwaehnt wird – auch co-autorin, zeitweise geschaeftsfuehrerin der may-film gmbh und cutterin. hauptsaechlich war sie jedoch neben asta nielsen, henny porten und pola negri eine der grossen „diven“ des stummfilms. ab 1920 zog sie sich aus der filmarbeit zurueck. um ihrer tocher eva may (1902-1924, eine ebenfalls sehr engagierte frau. die drehbuecher fuer ihre eigene reihe „eva-may-reihe“ schrieb) platz zu machen. ab 1924 – nicht nur durch den selbstmord ihrer tochter bedingt – zog sich sich ganz aus dem filmgeschaeft zurueck. weil sie – angeblich – keine gute kritiken mehr erhielt.

in filmen wie „das indische grabmahl“ (1921, drehbuch thea von harbou und fritz lang (lang hatte gerade mal seinen film „spinnen“ (1920) abgedreht, „das indische grabmahl“ fuehrte auch zum bruch zwischen joe may und fritz lang. joe may hatte fritz lang „entdeckt“, lang sollte auch regie fuehren, may hielt es gegenueber seinen geldgebern – der film war neben „metropolis“ einer der teuersten seiner zeit – fuer besser, keinen unbekannten als regisseur zu lancieren; es wird ihm jedoch auch unterstellt, dass er nur selbst fuer den erfolgsfilm zeichnen wollte.) spielte mia may frauenrollen. die so 1920 nicht moeglich gewaesen waeren: im „indischen grabmahl“ reist die hauptdarstellerin alleine nach bengal. um ihren verlobten zu suchen – wie david sheperd betont – waere das in einem amerikanischen film zu dieser zeit nicht denkbar gewesen.

im monumentalen achtteiler „die herrin der welt“ (1919/20, eigentlicher titel: die graefin von monte christo – nach dem kassenschlager im ausland „der graf von monte christo“) spielt sie eine frau – maud gregaards – die sich durch die gesamte welt schlaegt, um im kapitel sechs „die frau mit den milliarden“ rache an allen zu nehmen, indem sie mit hilfe des „ophir-schatzes“ die welt zu beherrschen beginnt. das neue genre „adventure film serie“, das joe may aus dem ausland uebernommen hat. sollte alles uebertreffen. was bis dato im stummfilm aufgeboten wurde – der berliner-boersen-courier berichtet von diesen technischen etappen ganz ausfuehrlich.

die lichtbuehne (1919) fasst den film dann buendig zusammen:
„der fertige film misst rund 20 kilomenter. was ungefaehr die strecke berlin-nauen gleichkommt. und enthaelt rund eine million kleiner einzelbilder. von denen jedes ungefaehr 1,8 x 2,4 cm misst. er wiegt nahezu 150 kilo. die hoehe der aufeinandergestellten filmrollen. deren durchmesser ungefaehr 40 cm ist. betraegt 1,50 m. die kosten aber dieses films belaufen sich auf nahezu acht millionen mark.“

gedreht wurde der film in der „may-stadt“ woltersdorf (dort wurde auf 100 morgen land schon mal eine ganze chinesenstadt, ein baaltempel oder ein ophistempel gebaut) und in den „May-Ateliers“ in weissensee (das beruehmte doppel-glashaus).

was mia may nach ihrem ausstieg aus dem filmgeschaeft ab 1924 gemacht hat. laesst sich nur ueber die rolle ihres mannes nachzeichnen. obwohl dieser in der emigration u.a. auch mit billy wilder filme gedreht hat, haelt er sich zunehmend mit b-filmen ueber wasser. was sie dann nach dem tod ihres mannes – ab 1954 – gemacht hat. wird nicht mehr ausgefuehrt.

immerhin laesst sich ein gemeinsamer grabstein finden.

——
kurzer biographischer abriss zu mia, joe und eva may
… interview mit david sheperd zum „indischen grabmahl“, der infoartikel
… bilder von mia may: 1,2, 3, 4, 5, 6
umfangreiche seite zu „herrin der welt“

… zum may-atelier in weissensee: bild und infos dazu, und hier
… abriss zu joe may
… zur may-stadt in woltersdorf – dem klein-hollywood

zwei interessante buecher. in denen man ev. mehr noch zu mia may finden koennte:
… Kamera-Auge und Spuernase – Der Detektiv im fruehen deutschen Kino, KINtop Schriften 5, Stroemfeld, ISBN 3-878-777-73-6 (joe may machte seinen erfolgreichen anfang im weimarer kino mit detektivfilmen)
… Joe May. Regisseur und Produzent, Muenchen: edition text + kritik 1991. 198 Seiten, 48 Abbildungen, ISBN 3-88377-394-8

… zum kritiker willy haas
… zur operette clo-clo von lehar
… zu fritz langs spinnen(1919/20)

… Grenzerfahrungen. Zwischen >>Rajahs>Yoghis>Devadasis

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