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joachim lottmann: die “clever gemachten” fleissarbeiten

auch wenn man mit den pop literaten nicht immer einer meinung sein muss. muss man jedoch einraeumen. dass sie gerne auch fehdefuehrend sind. so schlaegt sich dieses wochenende joachim lottmann tapfer in der taz mit „nichts als die wahrheit„. gerade noch mussten wir autoren wie gregor hens im bachmann betriebsfest lauschen. schon werden sie von lottmann gestellt: alles nur kunstgewerbliches geklimper gegenueber etwa einem buch von biller („esra“). in diesem erfrischenden tonfall geht es dann betriebskundlich zur sache und das hat man so schon lange nicht mehr im feuilleton gelesen (danke, joachim lottmann!):

Er (goethe, anm.) haette dann vielleicht das Leben vieler deutscher Gegenwartsautoren gefuehrt. Nie etwas riskieren, nie etwas erleben, alle Energie in den Aufbau des beruflichen Netzwerkes stecken: Jeden Tag mit den Vertretern von Gremien sprechen. Jeden Tag auf irgendeiner Provinzbuehne das wertlose Geschreibsel aufsagen, die „clever gemachten“ Fleissarbeiten. Jeden Tag dieselben Kollegenfragen: Fuer wen schreibst du gerade? Was kriegst du dafuer? Wen kennst du da? Nie eine inhaltliche Frage. Immer nur: „Der Betrieb“. Und wer einmal nicht den verabredeten Sermon schreibt, dem wird nie verziehen. Der fliegt raus. Der kommt nie mehr an die Fleischtoepfe der ueber 1.000 Literaturpreise in der Bundesrepublik.“ (joachim lottmann – nichts als die wahrheit, taz 5./6. juli 2003)

besonders der letzte punkt. falls man von den literaturbetrieblichen vorgaben abweicht und damit quasi aus dem betriebswirtschaftlichen feld der literatur ausgeklammert wird. ist sehr interessant. 🙂 deutlicher haetten wir es nicht lesen wollen.

und nach all den bachmannnoesen textlagen haben auch wir uns gefragt. ob autorinnen heute noch was anderes „erleben“ als ihre ich-etagen oder – ach ja heute heisst das ja – ich-a(n)ge(h)n. 🙂 man hatte in klagenfurt nun unausweichlich das gefuehl (!). dass die naechste subjektivitaetsschiene in der gegenwartsliteratur einzug gehalten hat. alles. was nicht gaenzlich handwerklich daneben liegt. kommt im herbst auf den buechertisch. wir fragen uns dazu nur immer wieder. leben wir sprachlich gesehen schon wieder hinter dem (post-)modernen mond?!

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