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doris moser :: der ingeborg-bachmann-preis

langsam kommen auch die germanisten und soziologen in sachen literaturbetrieb und literarisches feld in die gaenge. ein weiterer puzzlestein im betrieblichen gefuege ist das aktuell erschienene. beim bachmannpreis auch zitierte buch von doris moser der ingeborg-bachmann-preis (boehlau 2004, leider 49 euro!).
vor allem intessant daran ist (wenn man das inhaltsverzeichnis (pdf) studiert und das vorwort (pdf). dass sich moser (endlich!) um eine studie bemueht. die die grundlagen von bourdieus soziologischer analyse des literarischen feldes auf die „hiesigen“ verhaeltnisse gegenprueft.

„Auf der Grundlage der Kapitaltheorie Pierre Bourdieus wird der Ingeborg-Bachmann-Preis als ein Boersenplatz beschrieben. Die Boersen-Metapher beruht auf der Analogie der Prozesse im Kapitalhandel insgesamt, sei er nun oekonomisch oder kulturell codiert. Aus dieser Perspektive treten in Klagenfurt Autor/innen als Anleger/innen auf, die mit einem Portfolio aus unterschiedlichen Kapitalien (u. a. Veroeffentlichungen, Preise, Bekanntheitsgrad, Verlag, Beruf, Alter, Geschlecht, Herkunft) zum Handel zugelassen (in diesem Fall von der Jury eingeladen) werden. Analog zum oekonomischen Boersenmodell wird also der relative Wert des Autorenportfolios und seine
Performance zu bestimmen sein: ist der Wert gefallen, drohten gar Schreib-Konkurs (Blockade) und literarischer Ausgleich, oder ist er gestiegen, brachte die Teilnahme am Wettbewerb einen neuen (lukrativeren) Verlagsvertrag, einen Preis vielleicht und nachhaltiges Ansehen?“ (aus dem vorwort)

am interessantesten scheint der abschnitt zu den „folgen“ fuer die autorinnen. wie sich die bilanzen mit einem auftritt beim bachmann-preis aendern. bekannter tatbestand ist ja ohnehin. dass schon die einladung ein freilos fuer eine buchveroeffentlichung ist (falls die autorin nicht bereits einen verlagsvertrag in der hinterhand hat). offenbar hat moser auch interviews mit den teilnehmerinnen gefuehrt und daraus ganz im sinne von bourdieu eine distinktionsgewinn-analyse gemacht. sehr spannend. 🙂

… die zeit mit einer launigen besprechung des ex-teilnehmers peter roos (zeit 24.06.04)
… die dissertation von doris moser Boerse. Show. Event. Der Ingeborg-Bachmann-Preis als Modellfall des Literaturbetriebs

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