wir lieben ja so nette nichtigkeiten. so pseudoschwagerhafte nullsummenspiele. anh macht das mitunter ganz praechtig. das problem dabei ist. es gebaerdet sich ein absatz zugleich demuetig und triumphal. und dann schleichen die hingearbeiteten philosopheme einander um den letztendlichen brei:
Zu verschwinden wie Pynchon kann sich immer nur ein Künstler leisten, der schon berühmt ist. Der nicht-berühmte Künstler verschwände einfach, und damit h ä t t e es sich dann. Man wäre ihn, indem er verschwindet, einfach los.
demut und kunst (die dschungel)
das nichtabstandnehmen-wollen von den polen beruehmt/ demut/ sichtbarkeit und nicht-beruehmt/ lautstark/ verschwinden macht das thema immer wieder am gleichen rahmen auf. dabei ist der polare rahmen das problem. pynchon ist mittlerweile kult/mythos. weil alles schon so lange her ist und weil heute das keiner mehr bringt! und pynchon zog sich nach seinem ersten roman v. aus der oeffentlichkeit zurueck
nach bourdieu wuerde sich die frage nach dem verschwinden des nicht-beruehmten kuenstlers nicht stellen. weil er:
a. immer im feld des moeglichen agiert (das literarisch/kuenstlerische feld bietet alle moeglichkeiten, entwicklungslinien etc.)
b. dieses moegliche kann als „strukturelle luecke“ genutzt werden.
c. ABER: die strukturelle luecke muss entdeckbar sein. d.h. aussicht haben. auch akzeptiert zu werden (vgl. die diskussion in soziologie und politik um anerkennung).
eine (kleine) gruppe von menschen muss sich fuer diese strukturelle luecke interessieren, sie als „vernuenftig“ im diskurs ansehen.
schoenes beispiel bei bourdieu – die avantgardegruppe „incohérents„. die sich nicht als vernuenftige strukturelle luecke durchsetzen konnte. (vgl. bourdieu: die regeln der kunst, s 372).
anh nuetzt fuer seine neuen ansaetze ja auch nicht anderes als „strukturelle luecken“ im literarischen feld. die noch wenig genutzt. neues in das literarische feld einbringen wollen (u.a. technische mittel wie weblog, tagebuch etc.).
Also, ich halte anhs Ansatz für völlig am Fan:tum unserer Tag vorbei argumentiert. Da ist es ja eher so, daß nur die, die die Fresse aufreißen, in den MASSEN:medien als Autoren wahrgenommen werden. Wobei das Fresse:aufreißen nicht wörtlich zu nehmen ist – es reichen auch Skandälchen, Teilnahme am Bachmann-Preislesen oder sonst etwas. Aber eigentlich weiß ich gar nicht, auf was anh hinaus will. Das Werk kann auch so entdeckt werden, wenn die LeserInnen z.B. fern ab des Mainstreams einfach mal selber schauen. Oder sich umfassender als nur bei (achtung, speibalarm) LESEN! informieren.
Und daß der Betrieb eh kein Muß ist, dürfte doch auch klar sein. Dazu verweise ich nur auf die Ausstellung und das Buch Kurze Karrieren, die zeigt, daß es letztlich auch keinen Zwang zum Verharren im Betrieb gibt.
ja – das problem mit anhs poetologischen thesen ist. dass sie aus einem zu schmalen „kuenstlertums“-begriff schoepfen. dieses herkoemmliche denken „ich bin kuenstler und wichtig. kommt her meine publkumsschaefchen“ ist einfach zu kurz gegriffen. im grunde klammert er sich an den „genius“-begriff. der ja beinhaltet. auch wenn mich keiner beachtet. bin ich trotzdem ein genie. auch ein verkanntes. 😉
und ja. letztlich gibt es keinen zwang zum verharren. aber im betrieb ist man immer. aber die frage bleibt nur. wo deine koordinaten im feld sind. 🙂