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Kategorie: Lektüren

der perlentaucher :: und die konfirmationsfeier

der perlentaucher heute wieder schoen kommentierend:

Sehgal erklärt: „Mir geht es aber eher um das Erleben und Feiern von Fülle. Affirmativ zur Freude überzugehen ist etwas, das mich in meiner Arbeit interessiert. Ein verantwortungsbewusstes Produzieren mit einer Freude zu koppeln, mit etwas nicht Asketischem, nicht Protestantischem.“ (Klingt nach Konfirmationsfeier.)

heute in den feuilletons – 09.06.05

fontane :: in london

Das ergiebigste Feld indes bleibt doch immer die Malerei. Es gibt geradezu Fabriken, die sich mit der Anfertigung von Murillos, Rubens und Tizians beschäftigen. Was England beherrscht, und zwar mehr als sein Parlament, das ist die Mode. Die »Fashion« fordert jetzt alte Bilder, gleichviel ob gut oder schlecht, nur alt, nachweislich alt, und versteht sich von einem Maler von Ruf. Da wachsen denn die Van Dycks, de Crayers, Snyders und Rembrandts aus der Erde, und wundert sich der Käufer, in leiser Ahnung eines Betruges, über den verhältnismäßig niedrigen Preis (das böse Gewissen läßt die höchsten Forderungen denn doch nicht zu), so heißt es: »ein glückliches Ohngefähr, die Unkenntnis des Vorbesitzers, setzen uns in den Stand usw.« Ich hörte noch gestern von einem Galerie-Inhaber sprechen, der seine wirklich schöne Sammlung zehnmal verkauft und schließlich doch noch die Originale besessen habe.

manufaktur in der kunst – theodor fontane. in: fontane, theodor: ein sommer in london. 1854 (source: wikisource.org)

fenster in eine andere zeit. erinnerung an den auslandskorrespondenten theodor fontane (berliner zeitung, 09.06.05)

was ist ein :: meisterdenker

Aber was ist ein Meisterdenker? Versucht man aus Balzers Beispielen einen Kern herauszuarbeiten, dann sind Meisterdenker jene Theoretiker, die es wie Foucault, Lacan oder Derrida schaffen mit ihren Arbeiten in außerakademische Medien hineinzureichen, für die sie nicht gemacht sind. Damit werden sie zu einem allgemeinen Gesprächsstoff, in dem einem Wortfetzen, Namen, Gedankenbrocken immer unter eben dem Label dieser Denker entgegen geschleudert werden. Das man sich über den dabei anfallenden Schwachsinn so aufregt, das der ganze Kosmos um den Meisterdenker zu nerven beginnt, ist verständlich. Man sollte aber die Resonanzen, die die Meister erzeugen ruhig auch wieder auf den Text zurückwenden. Dabei kann es zu tollen Aufladungen kommen, die Balzer leider nur abwehrt.

tigersprung ins vergangene – cord riechelmann (berliner zeitung, 09.06.05)

standortfragen :: hoerspiel

ein sehr gutes hoerspiel heute abend gehoert: standortfragen (pdf) von karin bellingkrodt (2003 RBB)

Sie sitzen auf einer Grünanlage inmitten der Großstadt und fragen sich, ob das nun der richtige Standort sei. Eine Frage, die die drei immer erneut bewegt: Karl, den arbeitslosen Schauspieler, Persiko, den Legastheniker und Egon, der Mitropa-Kellner war, als es die Mitropa noch gab. Sie gehören zu denen, die es nicht geschafft haben, die Krisen des Lebens zu überwinden und auf der Straße gelandet sind.

ode an den :: gartenzwerg

also langsam fragt man sich ja wirklich. was mit buch und wasserglas alles so versucht wird. lesungen in weingaerten und pfadfinderlagern geht ja gerade noch so hin. aber wer schuetzt die armen kleingaertnerkolonien vor den autorinnen?

Zwölf Lesungen standen an diesem heißen Samstag auf dem Festivalprogramm, Lesungen junger Autoren und Autorinnen in den Lauben von Kleingärtnern, sozusagen privat, zwischen Gartenzwergen und Hirschgeweihen. Ein hübscher Versuch, junge deutschsprachige Literatur und deutsche Wirklichkeit aufeinander prallen zu lassen, gar miteinander zu verwirbeln.

die grosse liebe (TAZ, 31.05.05)

join the republic of lauda :: das virtuelle sexy staatchen

endlich greifen auch kapitalhirsche die idee des virtuellen staates auf und machen daraus ein buchen-und-staaten-konzept:

In der virtuellen Welt „Republic of Lauda“ ist immer Urlaub und man holt sich das Urlaubsfeeling in den grauen Alltag, wo man sich am meisten danach sehnt.

republic of lauda – a state of mind

und vergessen sie nicht auf die angeblich so frech und sexy und anders in szene gesetzten alltagssituationen! (verantwortlich fuer die werbekampagne ist die wiener agentur JWT – die sich selbst pionierstatus in der werbung verleiht.)

join the republic (diestandard, 07.06.05)

delete :: die entschriftung des raumes

Sommer 2005, ein Straßenzug im 7. Wiener Gemeindebezirk – Für den Zeitraum von zwei Wochen verschwinden alle Werbeaufschriften, Reklameschilder, Piktogramme, Firmennamen und -logos. Die unsere Städte charakterisierende Schicht aus Zeichen- und Signaltechniken, die gewöhnlich den Raum zwischen der Architektur und denn urbanen Bewegungsströmen ausfüllt, wird eliminiert, der öffentliche Raum ‚entschriftet’. Das Kunst-Projekt Delete! bringt die Geschäftstraße gleichsam zum Schweigen: Die unmissverständlichen, eineindeutigen Botschaften werden gelöscht und machen einer unberechenbaren Offenheit, verstörenden Virtualität Platz.

delete! die entschriftung des raumes (steinbrener/dempf)

… die pressefotos
… „jetzt drehen wir den spiess um„. christoph steinbrener und rainer dempf im interview (standard, 03.06.05)
zur urbanen oekonomie der aufmerksamkeitgeorg franck im interview (standard, 07.06.05)
speed – kann es sein. dass die architektur fuer diese (geschaefts-)welt zu langsam geworden ist? – ute woltron (standard, 03.06.05)
die identitaet der oberflaechen – konrad paul liessmann (standard, 03.06.05)

oesterreich :: wenn man bedenkt. dass

warum heissen begleithefte grosser oesterreichischer ausstellungen zum bedenkjahr 2005 so:

Trümmer. Träume. Topfenstrudel

… zum rueckzug des begleithefts (hier und hier)
„entstellend“. steit um broschuere zum staatsvertrag (presse, 09.06.05)