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Serners Seidenstrumpf missverstanden: Ann Cotten

Die neuen unangepassten Angepassten passen so richtig schön unangepasst, wenn auch im herkömmlichen wie auch immer schräg gestellt.

Mit Lyrik setze ich mich eher wenig auseinander, wenngleich sie mir nicht gänzlich fern ist, schon gar nicht weit weg vom Experiment, immer auch schon Sprachform, rausgebacken.

Aber: wenn man den Suhrkamps Neueinsteigern (Achtung: Fenster schliessen!) derzeit so zuhört (Und nichts an mir ist freundlich – Suhrkamp Avantgarde Verflachung – schliesslich ist schon, nicht freundlich zu sein, avantgardehaft!), so z.B. Ann Cotten, fragt man sich, warum plötzlich (Mix aus englisch/deutsch, Popzitat und (pseudo-)religiöse Verwendung von diesem und jenem Fremdwort) so en vague sein soll?!

Im Grunde sind die Texte von Ann Cotten auch nur heruntergedampfte experimentelle Literatur, angereichert um Anrufung von Pop und Aussenseitertum (man höre: neue Unfreundlichkeit) und sie halten immer schön den hohen Ton, den Strohhalmbruder!

was nützt das wohlwollen, wenn dir zuhause die zirkelschlüsse bis zum halse aufgetürmt nicht mal als hula reifen taugen. kannst du doch deine solipsie nie mehr so fröhlich durchführen …

Quelle: persönlich transkribiert von der MP3-Quelle: Ann Cotten, 3 durch 3, Kassel (mp3)

Und die Mischung aus hohem Ton, (pseudo-)philosophischer Schnipseljagd, tiefen Realismen (auf den Alltag runterziehen) ist ein alt bekanntes Rezept, aber erreicht eben nicht jene Schraubendrehung mehr, die sie selbst in der Zeitschrift Bella triste (17) fordert (online). Sie kupfert und kapert freilich schön an den Ecken und Kanten des klassischen Dichterbildes (schade, dass auch Frau davon sich einlullen läßt, wenn auch gekonntert), nur aufpassen muss man als Leserin, dass man nicht schlichterdings einschläft in diesem Singsang an Sprachanwalterschaft und Nicht-Verstanden-Haben(-Wollens) von Interfaces.

Im übrigen – ist nicht alles Null und Eins. Es gibt auch was dazwischen, das nennt sich Serners Seidenstrumpf endlich ernst nehmen und sich ihn über Gesicht und Text zu ziehen und mal wirklich unfreundlich sein. 😉 Ich empfehle, Ann Cotten vielleicht mal von bekannten Textpfaden wie Czernin und Stolterfoht abzugehen und sich umzusehen.

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