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christoph w. bauer :: aufstummen

ICH GEH DANN, STUMMT SIE, Rascheln schlägt ihr entgegen, der FC hat verloren, das weiss er doch schon längst, hat er doch beim Frühstück schon gelesen und ihr, ein Spiel bleibt uns ja noch, anstatt guten Morgen ins Ohr kredenzt, wem uns, wollte sie fragen, las aber in seinen Blicken, dass der Zeitpunkt absolut ungünstig war, jetzt, nach gestriger Schlappe, Gemeinsamkeiten zu diskutieren, oder was davon geblieben war nach beinahe zwanzigjähriger Ehe, sieht ihn über eine Zeitung gebeugt, seine Hände, seinen Rücken, Körperteile eines Mannes, den sie irgendwann zu lieben geglaubt, den sie, dreh dich um, stummt sie, sag was, keine Antwort, nichts.

Christoph W. Bauer: Aufstummen. Haymon 2004

… rezension Beredtes Schweigen (standard, 21.01.05)
… rezension wenn ein blick anklopft (die presse, 15.01.05)

anmerkung: die oesterreichische literatur laesst sich ja immer diese wortkreationen einfallen wie hier „aufstummen“. die einen gegensatz schon im wort enthalten. bis auf ein paar aufmerker – wie man so sagt. ist das jedoch ein gaenzlich herkoemmliches stueck text. 🙂

FM4 :: kein hintergrundmedium

Wir sind kein Hintergrundmedium für Amtsstube und Friseur, kein glatt „durchhörbares“ Tagesbegleitradio ohne „Ausschaltimpulse“. Uns kann/muss man bewusst zuhören, und wer Wörter mit mehr als drei Silben oder Gedanken mit mehr als zwei Wendungen nicht verstehen will, den lässt FM4-Oberstudienrat Martin Blumenau hundert Mal „Think more, party less“ schreiben.

bildungsbuergertum rules – okay – zum „bildungsauftrag“ von FM4 (die presse, 22.01.05)

wo ist die erde wirklich sicher?

Als im Jahre 1755 die Nachricht vom Erdbeben in Lissabon im Postkutschentempo durch Europa ging und die ungeheure Zahl von 30 000 Toten überall blankes Entsetzen auslöste, da ergriffen Theologen, Dichter und Philosophen das Wort. Sie sprachen als metaphysische Experten. Voltaire schrieb ein Gedicht über das Desaster und klagte Gott an, Rousseau widersprach ihm und beschuldigte die Zivilisation, das Unglück herausgefordert zu haben. Aus Königsberg vernahm man die Stimme des Professors Immanuel Kant, der nüchtern feststellte, dass der Mensch kein Recht habe, von den Naturgesetzen Gottes „lauter bequemliche Folgen zu erwarten.“

Feste Burg. Risikoreichtum und die Metaphysik des Versicherungswesens (FR, 25.01.05)

in einem ort :: von la mancha

Nun haben zehn Professoren von der Madrider Complutense-Universität, wie sie sagen, das Rätsel gelöst. Das Dörfchen Villanueva de los Infantes in der Provinz Ciudad Real sei jener sagenhafte Ort, in dem der hagere Landjunker lebte und von dem er zusammen mit seinem „Schildknappen“ Sancho Pansa auszog, Abenteuer zu erleben, Heldentaten zu vollbringen und mit gezückter Lanze gegen jene Windmühlen anzustürmen, die er in seinem erhitzten Kopf für gefährliche Riesen hielt.

Im Rhythmus von Rosinante (FAZ, 25.01.05)

gradmesser fuer die lage des ortes: die reisegeschwindigkeit von rosinante in verbindung mit der des esels rucio 🙂

jelinek :: briefmarke ff.

Nein! Niemals. Damit muß die Gesellschaft leben, daß sie den Frauen im Außen keine Macht zugestehen will. Ich werde das keinesfalls camouflieren. Und zur Ikone eigne ich mich zuallerletzt. Ich kann ja kaum mein Originalgesicht in der Öffentlichkeit zeigen, wie soll ich es da aushalten, gleich zu so vielen aufzutreten, die alle ich sind? Das hielte ich nicht aus.

Elfriede Jelinek will keine Jelinek-Briefmarke (FAZ, 25.01.05)

allee der kosmonauten :: ausstellung

Für die Hauptstraße des Bezirks war schnell ein klangvoller Name gefunden: Allee der Kosmonauten. Der Name drückte all das aus, was man den Menschen hier auch architektonisch versprach: Fortschritt und Zukunft, Utopie und Weite. Das Kino, das gleich hinter dem S-Bahnhof Springpfuhl gebaut wurde, hat man dann „Sojus“ genannt, mit einem roten Stern auf dem j, eine sozialistische Traumfabrik.

„das neue mache ich mit“ (TAZ, 13.01.05)

… das pressematerial (pdf)
… seite der ausstellung

… Heimeliges Mahrzahn: Besuch im ehemaligen Vorzeigewohnviertel (tour de ost)
… wie die nachbarn so leben (berliner morgenpost, 20.01.05)

die marke mozart erfahrbar machen :: durch suessigkeiten?

Der Marktwert von Wolfgang Amadeus Mozart beträgt nach jüngsten Berechnungen 5,04 Mrd. Euro. Mit diesem Wert unterstrich der Geschäftsführer der Österreich Werbung (ÖW), Arthur Oberascher, auf der in Salzburg stattfindenden „Austrian Travel Business“ (atb) die Bedeutung des Mozartjahrs 2006 für den heimischen Tourismus. Mozart rangiert demnach unter den 50 Topmarken weltweit. Selbst der Marktwert des Musiksenders liege hinter dem Mozarts, so Oberascher. Die Marke Mozart verfüge zudem über eine der breitesten Produktpaletten und sei mit allen Sinnen erfahrbar – Musik, Bild und selbst in Form von Süßigkeiten.

mozart ist milliarden wert (salzburger nachrichten, 25.01.05)

sabine hassinger :: putzbuch

Putzutensilien haften sich an Putzobjekte wie Patches, die das Leben im Alltag bereithält. Putzwerk begegnet auf allen Dingen, ob fremd oder privat, öffentlich oder intim, drinnen oder als Makrostruktur oder Halden. Den Unterschied machen die Besitzverhältnisse: Putzobjekte sind unten, ökonomisch betrachtet ist schon das Bücken ein Aufwand, denn „das Bücken bewirkt einen hohen Energieverlust wird als verlorene Arbeit gesehen“. Die Betätigung der Utensilien, das Reinigen-von ist gleichzeitig „Selbstabwasch“, Selbstbefragung der Musiktherapeutin Sabine Hassinger.

das belassen der dingordnung: eine putzoekonomische pflicht (standard, 24.01.05)

… rezension des buches „putzbuch“ von sabine hassinger, ritter verlag 2004

bachmann boerse

War man vor der Preis-Lesung gefragt bis gehandelt, ist man sofort nach Durchfall literarischer Aussatz.

Bachmanns Börse. Autobiografie und Ethnologie. Über den literarischen Kapitalismus am Wörthersee (standard, 21.01.05)

… veranstaltung dazu im wiener literaturhaus – 25.01.05: doris moser „der ingeborg-bachmann-preis. boerse. show. event“
… der ingeborg-bachmann-preis (boehlau, 2004, vorwort und inhalt – pdf)