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wer redet im krimi :: der moerder

Täter, die über ihre Tat reden, sind in der Kriminalliteratur des 20. Jahrhunderts keine Seltenheit. Wenn Täter beginnen, über einen Mord zu sprechen, reflektieren sie die Tat und machen sie zu einer Handlung, die Nachdenken lohnt. Wenn ihnen in der Kriminalliteratur Gelegenheit gegeben wird, über ihr Verbrechen zu reden, wird ihnen in gewisser Weise ein »Mitspracherecht« an den erzählten Ereignissen zugestanden. Wenn der Mörder in einem auf dem Krimi-Schema aufgebauten Roman »ich« sagen und ungeschützt aus seiner Sicht über sein unrechtmäßiges Handeln berichten kann, kommt er dem Leser näher, kann er von diesem eher verstanden
werden.

»Ich werde einen Menschen töten.« Redende »Mörder« in Kriminalromanen und Kriminalnovellen – Elisabeth K. Paefgen (zeitschrift fuer den deutschunterricht, 2/04, pdf – via alligatorpapiere)

wasn zoo :: verleger im schaufenster

das ist ja richtig suess. nich. verleger hocken sich nun selbst in die schaufenster. wird auch zeit. schliesslich machen das buecher und schaufensterpuppen schon ne ganze weile. dauert aber nich lange so ne performance. ne halbe stunde bloss. und wo bleiben die autorinnen. wir plaedieren fuer laengere aufenthalte von autorinnen in schaufenstern! schliesslich ist schaufenster nicht viel anders als zoo oder aquarium. nur fuettern ist verboten.

verleger im schaufenster

das frauenromaenchen :: vor dem fall

hendrik werner von der berliner morgenpost outet sich als leser sogenannter „frauenromaenchen“. denen eigentlich noch nie wirklich ein emanzipatorischer ansatz nachzusagen war. es sei denn. man glaubt dem genretypischen output von verlegern und autorinnen. 🙂 dieser sparte des literarischen feldes dann gender studyistinnen entgegenzustellen. ist womoeglich den windmuehlen gleich ohnehin schon der fall (oder plappert die gender theorie die inhalte der romaenchen nur nach – muesste man mal nachsehen). aber sehr spitzfedrig gebruellt. wir sind amuesiert!

Diskreditieren doch die mit oberflächlichen Geschlechterklischees gespickten Romane von Claudia Keller („Beim nächsten Mann wird alles anders“) und Gaby Hauptmann („Suche impotenten Mann fürs Leben“), Amelie Fried („Traumfrau mit Nebenwirkungen“) und Ildikà³ von Kürthy („Mondscheintarif“) die Emanzipationsgeschichte so sehr, daß man dogmatische Suffragetten oder gender studies-Absolventinnen auf die sendungsbewußten Damen ansetzen sollte.

ach, frau hauptmann! – hendrik werner (berliner morgenpost, 19.04.05)

der bezug aufs andere system

welche rolle koennte die soziologie im system der potentierten beobachtung noch haben – wenn wir ohnehin andere als bezugssystem beobachten – hat schon auch etwas wahnhaftes. wenn man baekers beschreibungen liest:

Wozu braucht man einen systematisch auf Beobachtung und Beschreibung festgelegten Beobachter, wenn bereits jeder (fast) jeden beobachtet, um sich in dieser Gesellschaft zu orientieren? Gut, man könnte sagen, dass die meisten Beobachter damit beschäftigt sind, so zu tun, als würden sie die anderen nicht zur Kenntnis nehmen. Blitzschnell werden die jeweils neuesten Einsichten aus der Beobachtung zweiter Ordnung dissimuliert, um anschließend so tun zu können, als wäre man nach wie vor nichts anderes als identisch mit sich selbst.

beobachterbeobachtungen – dirk baeker (TAZ, 19.04.05)

just playing :: bingo

Bingo

… the bingo robbers (preview movie – ziemlich lange vorschau! – sehr witziger nachspann)
… eine moderne bingo halle (mit 360 grad view)
bingoholics – charitable gambling (lawrence.com)
… die bingo typen (the bingo players)
thursday night at the bingo (real audio (5:12) – eine tochter begleitet ihre mutter zum bingo – transkript der sendung)
… zur geschichte des bingo spiels (wikipedia); der vorgaenger des bingos: beano
… eine wirklich detailgenaue darstellung des bingospiels
… noch eine grossansicht einer bingo halle
… a study of superstitious beliefs among bingo players (journal of gambling issues)

debuetanten :: bleiben in norwegen oft debuetanten

Mehr als ein Drittel der norwegischen Autoren, die im letzten Jahrzehnt mit einem Roman debütierten, hat bislang kein Nachfolgewerk vorgelegt. Aber: Je kleiner der Verlag, in dem das Debüt erschien, desto größer die Wahrscheinlichkeit eines zweiten Buches.
Dies geht aus einer Untersuchung des norwegischen Branchenmagazins „Bok og samfunn“ hervor, das die Programme von sieben Verlagen über den Zeitraum von 1994 bis 2001 hinweg beobachtete.

aus der untersuchung des norwegischen branchenmagazins „bok og samfunn“ (zit. nach brandoff)

die literarischen mitesser

eine unglaubliche. durch verschiedenste suchergebnisse entdeckte fundstelle: die literarischen mitesser von moritz gottllieb saphir (1795-1858):

Früher wurde man zum Ritter geschlagen, jetzt gibt es Leute, die zum Literaten gegessen werden. Wenn man sechsmal mit einer literarischen Clique zusammen ‚Cotelettes mit Goldrüben“ verzehrt, dabei auf alles das schimpft, auf was sie schimpfen, vom Höchsten bis zum Kleinsten, und alles das lobt, was sie loben, vom Geringsten bis zum Gemeinsten, so ist man am sechsten Abend zum Literaten gegessen, so kann man am siebenten Tage in der Stadt herumgehen und so thun, als ob man selbst ein Literat wäre, und sagen: ‚Ich bin ein gegessener Literat“, das heißt, nicht ein Literat, der gegessen worden ist, sondern ich bin zum Literaten gegessen worden, das heißt, ich habe mich selbst zu einem Literaten gegessen, das heißt, nicht ich habe mich selbst zu einem andern Literaten gegessen, sondern ich habe mich selbst zu mir selber zum Literaten gegessen!

zitiert nach: schriftstelle . mag fuer literatur

die kunst einzuschlafen (projekt gutenberg)

literaturpreise :: und der filzstift

In Argentinien hat erstmals ein Gericht einen namhaften Autor – Ricardo Piglia – zu einer Geldstrafe verurteilt, da dieses es als erwiesen erachtete, er habe 1997 den Premio Planeta auf illegitime Absprache hin gewonnen. Dass einige der von spanischen Verlagskonzernen gestifteten Literaturpreise manipuliert sind, ist ein offenes Geheimnis.

wie man sich bettet. so luegt man – literaturpreise der spanischsprachigen welt im zwielicht (nzz, 14.04.05)

licht und schatten :: koreeda hirakazu

die kulturnation hat ja schon ausfuehrlich auf die filmreihe des japanischen kultur instituts in koeln hingewiesen: du bist nur die gegenwart – filme von koreeda hirokazu (webseite des filmemachers – japanisch). maboroshi no hikari (ein nicht unbedingt typischer ausschnitt, real audio – das presseheft zum film, pdf) ist wohl das. was man einen sehr ruhigen film nennen wuerde. :-). sehr interessant war der einsatz von farbe, licht und schatten (der titel heisst in der uebersetzung auch „licht der illusion“). wir wuerden eher von standbildern. als von einem film sprechen – er wirkt wie filmisches instandsetzen.