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Benjamin hat blogähnlich gearbeitet

Walter Benjamin als Blogger. Wer hätte das gedacht. 🙂

Mark Amerika ist mir immer sympathisch gewesen aufgrund der theoretischen Linien, die er immer wieder zu ziehen vermag. So entdeckt er Walter Benjamin und seine Arbeitsweise als blogähnlich, weil er einer der ersten gewesen sei, der unterschiedliche Materialen (Bilder, Texte, Diagramme, Literatur) vermischt und neu zusammengestellt hat. Das Passagenwerk sei quasi ein Paradebeispiel für dieses Arbeiten:

Walter Benjamin was a blogger, remixologist, hypertextualist, and theoretical performer before any these terms saw the light of day. Back in the first half of the 20th century, when he was on fire with the discovery of what would eventually become critical theory, he was sampling and remixing all manner of images, texts, diagrams, poetry, etc.

Quelle: Benjaminian Blogstyle (Professor VJ)

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BellaTriste: Der sagt über den was und der über den

Das liest die lauchtige Leserschaft von Kleinst- und sowieso Magzinen am Liebsten – bekanntere Autorinnen schreiben zu weniger bekannteren Autorinnen, was auch immer gern oder weniger gern.

Genau so stellt man sich die deutschte Gegenwartsliteratur immer vor – ein Stammtisch des àœber-Nehmens:

Lutz Seiler über Nico Bleutge. Ulrike Draesner über Anja Utler. Sabine Scho über Daniel Falb. Brigitte Oleschinski über Ron Winkler. Hendrik Rost über Ulrike Almut Sandig. Raphael Urweider über Steffen Popp. Andreas Altmann über Carsten Heinrich. Kathrin Schmidt über Monika Rinck. Alexander Nitzberg über Norbert Lange. Jan Wagner über Bastian Winkler. Norbert Hummelt über Lars Reyer. Nicolai Kobus über Nora Bossong. Hauke Hückstädt über Henning Ziebritzki.

Quelle: BellaTriste – Jetzt neu

Diskussion des Avantgarde-Begriffs (Deutschlandfunk)

Eine ganze Diskussionssendung zum Avantgarde-Begriff: Die Arbeit muss Fragment sein.

Sehr schön – selten wird der Avantgarde-Begriff öffentlich diskutiert und eher noch weniger im Radio, wenngleich der Ansatz – laut Sendebeschreibung – eher vom Negativen auszugehen scheint:

Die Welt muss wieder erzählbar werden, verständlich, unterhaltend. Der sich in der Sicherheit des Erzählens wiegende Romancier hat offensichtlich Erfolg, nicht nur im Handel, auch bei der Kritik. Und längst wird in akademischen Zirkeln debattiert, ob die Avantgarde gescheitert sei, ja ob es sie je gegeben habe.

Quelle: Die Arbeit muss Fragment sein (Deutschlandfunk, 27.04. – 20:10, Livestream>)

Die SI im Archiv

Auch Debord und die SI kommen nun in den White Cube – das Museum.

Also – schließlich findet alles ins Archiv, und auch wenn die Rezensentin der FR darauf beharren will, dass die SI noch ein Geheimtip sei. Dann wäre wohl geheim noch mal genauer zu klären – kommt eben auf die entsprechende Situation an. 😉

Radikalität hat ihren Preis. Guy Debord, der Wortführer der Situationisten, bezahlte seine konsequente Missachtung der Medien und der Öffentlichkeit mit Armut und Isolation. Allerdings musste der Utopist sich auch nach der Auflösung der Situationistischen Internationale 1972 nicht vorwerfen lassen, seinem Ziel, die vom Markt korrumpierte Kunst zugunsten gesellschaftlicher Intervention abzuschaffen, untreu geworden zu sein.

Quelle: Die Idee von der Abschaffung der Kunst (FR, 12.04.07)

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Hunger auf Leben: Brigitte Reimann

Hunger auf Leben, der Film über das Leben der Brigitte Reimann, macht Lust, mehr von ihr und über sie zu lesen.

Ein wenig kursorisch fand ich ihn schon, zufällig in der Nacht hingezappt auf Hunger auf Leben, ein Film über das Leben von Brigitte Reimann. Das beste daran – abgesehen vom deutschen Staraufgebot und Martina Gedeck, fand ich die Schlusszene, in der Brigitte Reimann plötzlich allein war mit dem Schreiben und dem Krebs, kein Mann und kein Literaturfunktionär in Sicht. Egal, ob das historisch so auch verbürgt ist (ich las gerade, dass sie zu dieser Zeit mit einem Arzt in vierter Ehe verheiratet war).
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Archäologie von Netzen und Netzwerken

Wieder so ein spannendes Buch: Gießmann, Sebastian: Netze und Netzwerke. Archäologie einer Kulturtechnik 1740-1840 (transcript Verlag)

Ha – und schon wieder Athanasius Kircher. 🙂

Eine weitere frühere historische Entwicklung (von Netzen, Anm. ri) sind kombinatorische Schemata, die sich spätestens in Darstellungen bei Athanasius Kircher als dichtes Gewebe repräsentieren.

Quelle: Einleitung zu Netze und Netzwerke (PDF)

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Chanel: Werbung als Nouvelle Vague

Nur die Musik von Godards Filmen katapultiert mich automatisch in etwas zurück, was Mark Terkessidis heute wohl „die Zukunft küssen“ genannt hat: man war eben so politisch wie poetisch emotionalisiert, es waren die endlichen 80er, in denen ich die ersten Godard Filme gesehen habe. Mein Lieblingsfilm von ihm noch heute – Pierrot le fou (Pierrot der Narr) mit einem gänzlich wunderbar anarchischen Belmondo. Auch wenn der Mann (Belmondo) die Theorie und die Frau (Anna Karina) die Praxis eingenommen haben. Heute favorisiere ich in einem Art postromantischen Ideal auch Godards Chinesin.
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Das Außen machts nicht mehr lange – Terkessidis fürchtet sich nicht

Auch wenn ein Außen theoretisch ja eine diskurswürdige Angelegenheit sein mag, praktisch lassen sich dazu genügend Beispiele finden. Und: Mark Terkessidis auch mal poetisch prophetisch, Wahnsinn! 🙂

Tatsächlich ist ständige Angst erbärmlich und lähmend. Es geht um mehr als ums eigene Überleben, um privates Glück in der häuslichen Festung, um mehr als um individuelle Lösungen für Armut und Schlaglöcher. Erst wenn man den Terror der Furcht als Beschneidung der eigenen Lebensmöglichkeiten begreift und sich der Gefahr stellt, dann hat man die Freiheit der Wahl und die Möglichkeit zur Veränderung. Dann küsst man die Zukunft.

Quelle: Das stumme Aufblitzen des Außen – Mark Terkessidis (TAZ, 28.03.07)

Vorträge: Ist die Kunstkritik am Ende?

Die Rolle der Kunstkritik hat – wie ihr ursrpüngliches Umfeld: das Feuilleton der Zeitungen – in den Prozessen der Meinungsbildung an Bedeutung verloren. Anspruchsvolle kritische Auseinandersetzung findet generell schwer Gehör. Die Gründe dafür sind vielfältig, nicht zuletzt aber in Qualitätsmängeln der Kunstkritik selbst zu suchen.

Quelle: Ist die Kunstkritik am Ende?

Mit Vorträgen – alle im PDF zum Download – von Klaus Zeyringer (Ehrenrunden im Salon), Barbara Basting (Von der Kunstkritik zum Leserservice), Sabeth Buchmann (Kritik der Institutionen und/oder Institutionskritik) und Thomas Lang (Wechselnde Laufrichtung).