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gib deinem spiesserdasein ein zuhause :: lbs

Problematisch sind insofern ja auch nicht Genealogie und Phänomenologie der Neocons, sondern der Verdacht, dass sie — aus ökonomischen und zugleich modischen Motiven — den Rückgriff auf längst überwundene Geschlechter-Rollen proben. Die erschreckenden Studien wissen von immer mehr 25-jährigen Akademikerinnen, die ihren Platz am heimischen Herd und bei Aufzucht und Hege der lieben Kleinen sehen; die glauben, ihre ökonomische Unabhängigkeit auch deshalb ohne weiteres aufgeben zu können, weil ihre Generation in joblosen Zeiten wie diesen gar keine Freiheit mehr erwerben könne. Passend dazu wird von immer mehr 27-jährigen Männern erzählt, die sich in härtere Karrieren fügen, weil ihnen die Frauen zuhause „den Rücken frei halten“. Dass derlei Denken der patriarchalischen Vergangenheit entlaufen ist, scheint zusätzlich von modisch-spießigem Reiz zu sein — eben der Abgrenzung zuliebe. Auf diese Weise werden auf dem Feld der Geschlechterdiskussion aber auch ein paar Errungenschaften der Jetztzeit ausgegrenzt, die, um im Neocon-Sprachambiente zu bleiben, insofern nicht mehr alle Tassen im Schrank hat.

Vati, ich will Spießer werden! (sueddeutsche, 28.02.05)

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