Blauer Montag ist ein älterer Text (1967), der jetzt neu bei Nautilus aufgelegt wurde.
Letztes Wochenende gekauft und in einem Zug durchgelesen. Zum einen fand ich das Thema sehr interessant – Blauer Montag (zu den unzähligen Bedeutungen des Blauen Montag: Wikipedia, leider wird der Begriff im Buch selbst nicht wirklich begrifflich erklärt.) in Verbindung mit den Themen Zeit und Arbeitsdisziplin und zum anderen hat John Holloway, den ich noch wenig kenne, die Einleitung dazu verfasst.
Obwohl der Text schon älter ist, ist er noch recht süffig zu lesen, was vor allem an den unzähligen Beispielen liegt. Der argumentative Bogen vom Beginn der Industrialisierung bis zu den 60ern (obwohl auf der ersteren eindeutig der Schwerpunkt liegt) wird ganz stringent durchdekliniert. So erfährt man viel über den Besitz von Uhren und was das seinerzeit alles mit sich gebracht hat, u.a. auch eine Uhrensteuer (nur nicht auf Holzuhren ;-)), dass man als Arbeiter kein Bummelrecht hat, welche Funktion der Blaue Montag in den Zünften hatte oder zu haben glaubte und dass eine goldene Uhrkette die kapitalistische Ewigkeit bedeutete.
Es liest sich rasch und amüsant. Schade nur, dass der eigentliche Ansatz, den Thompson wohl mit diesem Essay ausarbeiten wollte, dass Zeit und Arbeitsdisziplin eben auch konträre, widerständige Formen (Bummelei, Blauer Montag) hervorgebracht haben, erscheint mir zu wenig klar herausgestellt.
In gewisser Weise übernimmt diese Präzisierung das Vorwort von Holloway: der Kampf um die Zeit ist für ihn dann ein Kampf um die kapitalistische Tagesordnung, der Klassenkampf ein Kampf um Prioritäten und Zeit. Es geht für Holloway um diese abstrakte, herrschende Tagesordnung (die Uhr), die zersetzt werden soll. Wir seien dann der aktive Bestandteil, der an der Uhr friesst. 😉 Thompsons Essay zeigt für Holloway diesen gefrässigen Weg gegen die Industrialisierung auf.