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das leben ist jetzt :: chinas gegenwartsliteratur

Der alte Wan kann einfach nicht verstehen, was mit seinem Sohn los ist. Den serioesen Beruf, die Oelmalerei, hat er einfach aufgegeben. Und auch sonst unternimmt er in letzter Zeit nichts, worauf man als Vater stolz sein koennte: Mal druckt er sich aufs T-Shirt die Worte „Ich bin zu vermieten. Preis nach Absprache“ und spaziert damit durch die ganze Stadt; mal laesst er sich in einem Glaskasten voellig von Insekten zerstechen, „um eine praktische Erfahrung von der eigenen Existenz zu machen“, wie er dann meint. „Aktionskunst, Aktionskunst- die reine Kunst von Bekloppten“, findet der Vater und beschliesst also eines herrlichen Nachmittags, sich aufs Dach des eigenen Hauses zu setzen und solange nicht von der Stelle zu ruehren, bis der Sohn Vernunft annimmt.

grosse schatzkammer – ueber die chinesische gegenwartsliteratur, TAZ 13.12.03

das besprochene buch dazu:
Frank Meinshausen (Hg., Uebersetzer): „Das Leben ist jetzt. Neue Erzaehlungen aus China“, Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2003, 260 Seiten

weitere rezensionen:
deutschlandfunk
carpe librum
leselust
– spiegel

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