motivpostkarte „blankenberghe – la plage et le pier“ (gelaufen 1918)
kurzinfo zum badekarren
das erste modell von benjamin beale 1750 in margate in betrieb genommen (obwohl wohl bereits um 1730 schon gesehen worden… nunja). margate wie brighton waren die grossen vorreiter im badebetrieb – margate hatte auch den ersten „pier“ fuer das flanieren auf dem meer zu bieten. gross in mode war der badekarren dann im 19. jahrhundert und nach dem ende der geschlechtertrennung (1901 in england) wurde er immer weniger benutzt und stand dann ne weile am strand als umkleidekabine, nach 1920 dann gaenzlich ohne verwendung.
das baden mit badekarren erfolgte nach strengen regeln: man musste sich einen karren „mieten“ (die schlangen waren bei gutem wetter in den grossen badeorten immens). nach der eintragung in ein strandbuch gings zum karren, einer hoelzernen wagenkonstruktion mit dunklem innenraum (es gab wohl einige modelle mit lichteinfall von oben). waehrend man seine kleidung ablegte in einen wasserdichten behaelter und die strandkleidung anlegte. wurde das pferd angespannt (in seltenen faellen wurde der karren durch menschen oder (dampf)maschinen gezogen) und der wagen dann so weit ins wasser gefuehrt. dass der boden des wagens auf wasserhoehe kam (also ganz so tief war das „baden“ – nicht schwimmen! – nicht angelegt). der wagen hatte zwei tueren, eine fuer den zugang vom strand aus und eine fuer den ausgang ins meer. ueber eine kleine treppe stieg man dann zum baden ins wasser mit hilfe eines fuehrers gleichen geschlechts – den dippers, die die badenden unter wasser tauchten (3 x unter wasser war wohl eine medizinische indikation – wie jane austen aber erlaeutert, wurde die indikation jedoch gerne ueberzogen).
etliche dippers waren fuer ihre rauhbeinigkeit bekannt – andere beruehmt, da sie bedeutende persoenlichkeiten „untertauchten“ wie etwa die dipper martha gunn und old smoaker. nachdem die dippers den badenden wieder in den karren halfen. wurde eine flagge am karren gehisst als zeichen, dass man wieder auf den strand gezogen werden wollte.
postkarten mit frauen vor badekarren waren daher sehr beliebt, weil sie quasi in „natura“ nicht zu sehen waren. maenner und frauen waren in ihren badekarrenecken raeumlich getrennt, eine art jalousie, die ueber den ganzen ausgang des badekarrens gezogen werden konnte, verhinderte die einsicht vom strand her.
alain corbin (meereslust, fischer) macht auf die vorherrschende rolle des adels im baederbetrieb aufmerksam. er trug vor allem zur finanzierung bei (in deutschland mischten dann auch kaufleute und beamte bei der finanzierung mit, aber den grossen anteil finanzierte der adel). daher auch das strenge procedere (es wurde schlicht vom badebetrieb im binnenland uebernommen) und die standesunterschiede. frauen und maenner aus unteren gesellschaftsschichten mussten auf einen badekarren verzichten, auf umkleidekabinen auch und konnten den strand in der „zweiten zone“ nicht benutzen. diese zone wurde auf extra holzplanken durchquert, die dem adel eine bessere fortbewegungsmoeglichkeit auf dem strand boten.
weitere blankenberghe motive:
… pier (1890)
… strand um 1890
… leuchtturm
… strand mit badehaeuschen um 1913
… nochn pier um 1890
… blankenberghe heute
links zur „bathing machine“ oder zum „badekarren“:
… bathing machines (wikipedia)
… beale’s bathing machines (quasi der „erfinder“)
… bathing machine dress 1815
… How to dress in the water (1906)
… MUSEO DEI BAGNI DI MARE Dalla Manica alla Tasmania 1750 – 1950
links im losen zusammenhang:
… belgische leuchttuerme auf historischen postkarten
… thomas mann und travemuende (pdf)
…macht serner mit einem schoenen und interessanten Eintrag Lust auf Sommer: kurzinfo zum badekarren …