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baudrillard :: als superreferenz

wir entdecken ja auch immer wieder. was wir vor zehn oder fuenf jahren in einem art „rausch“ rezipiert haben. dass das heute neu gelesen mit alle der fuer-und-wider rezeption in den medialen kontexten mitunter schon fremd wirkt. wir hatten vor einiger zeit mal wieder baudrillard aufgeschlagen und waren ueberrascht. was da so alles zu lesen war. das zugleich bekannt und fremd erschien. wir lesen daher immer wieder in schueben texte neu. um genau dem zu entgehen. was die sz rezension anspricht: dass u.a. baudrillard (das trifft ja fast alle poststrukturalen texte) zur superreferenz wird und „einschlaegige“ begrifflichkeiten einfach so alltaegliche halterungen werden (wer weiss denn noch genau. wo und in welchem zusammenhang der begriff „diskurs“ von foucault abgehandelt wird).

„Vielleicht ist er, stellvertretend fuer seine Theorien und Texte, einfach zu oft umgarnt und vereinnahmt worden. Ueber Jahrzehnte hinweg mussten seine Begriffe und Theoreme herhalten fuer die theoriebeduerftigen Aktionen anderer. Man schmueckte sich mit ihm, peppte alle moeglichen Texte zur Kunst mit ihm auf, bis seine immer auch etwas hochtrabenden Koordinaten — „Simulakrum, Metastase, Viralitaet, Transpolitik, Pataphysik oder Hysterese“ — zu Stereotypen wurden und man sie, soweit man sie ueberhaupt je verstanden hatte, zuletzt nicht mehr hoeren konnte. „Die Kuenstler der achtziger Jahre“, sagte Baudrillard, „brauchten eine intellektuelle Waehrung und nahmen meine Theorie als Referenz. Das war ein grosses Missverstaendnis, und
ich habe ihnen das auch immer gesagt: Wenn ihr die Simulation, also die ironische Verdopplung der Realitaet, ernst nehmt, dann muesst ihr mich vergessen. In der Simulation gibt es keine Referenz mehr.“ (Jean Baudrillard wird 75, sueddeutsche, 20.07.04)

wir denken natuerlich. dass es schwierig ist. es muss sich wohl die waage halten (das klassische sprachexperimentelle in uns ruft ja regelmaessig zur „maessigung“ in der unreflektierten verwendung von begriffen): bei oftmaliger verwendung von begriffen immer auch mal wieder nachfassen und -blaettern. im alltaeglichen gebrauchszusammenhang ist es jedoch fast unmoeglich. jede „begriffsmarke“ neu zu kontexten. da werfen auch wir einfach mit „praxen“, „praktiken“, „diskursen“ und „habitus“ um uns. beieindrucken werden wir uns damit ohnehin nur selbst. 😉

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