dadasophin.de

ich habe immer eher ungeordnet und wahllos feministische theorie gelesen

Ich habe immer eher ungeordnet und wahllos feministische Theorie gelesen – wie Theorie überhaupt, ich lese bloß gezielt für Arbeiten, die ich vorhabe. Mich hat immer das Denken von Frauen interessiert, auch wenn es nicht unbedingt vordergründig feministische Theorie ist, was sie schreiben, also von Hannah Arendt, der großen politischen Denkerin, bis zu Zeitgenossinnen wie Barbara Hahn, Eva Meyer, Barbara Bronfen und andre. Leider habe ich mich (noch) zu wenig mit Judith Butler beschäftigt, aber das habe ich vor.

im glashaus des maennlichen denkens – elfriede jelinek im interview (standard, 04.03.05)

das zitat :: und der greifvogel

Das spielt auf meine Verwendung von Zitaten an. Ich hacke sie mir ja wie ein Greifvogel, noch blutend und tropfend, aus fremden Textkörpern heraus, reiß sie an mich und lasse mich von ihnen dann voranzerren, meist hinunter, die Fleischfetzen sind ja ziemlich schwer, und jeder von ihnen eröffnet neue Bedeutungsfelder, bis ich eben unsanft am Boden aufschlage. Etwa so unelegant wie ein Albatros.

interview elfriede jelinek: „bis ich am boden aufschlage“ (profil 10/05)

genial dagegen :: robert misik

Here he comes! Der Entertainer unter den Sozialkritikern! Der Mann, der mit Pointen auf George W. Bush schießt, als kommandiere er Cruise Missiles. Michael Moore, Amerikas dickste Smart Weapon: Lachen für den Frieden, Witzeln gegen Rechts, Pointen für den Regime Change. Das Publikum tobt.

aus: robert misik: genial dagegegen (aufbau, maerz 2005)
zit. nach: ueber den mehrwert der mageren zeiten (standard, 06.03.05)

kingpeng :: linda stift

literarische debuets koennen richtig zum einschlafen sein. irgendwie lesen sich manche texte wie kurz vor dem einschlafen. jedes wort wird genauestens positioniert im text. fast zu genau. aber laengst kriegt man nicht mehr alles mit. weil man ja schon fast eingeschlafen ist:

Nick steht auf und beugt sich über das Geländer. Dabei rutscht der Spaghettiteller von seinen Oberschenkeln und zerbricht in zwei glatte Teile. Die von der Spaghettisauce verschmierten Zigarettenstummel und die grauen Nudelreste bilden am Boden ein Nest wie von einem schlampigen Vogel, dem die Lust am Bauen vergangen ist.

linda stift: kingpeng, deuticke 2005 – aus der leseprobe

klogeruch und spitzenunterwaesche (standard, 05.03.05)
… kingpeng knallt aus der tube (kurier, 05.03.05)
mein bruder, das horn, pavel und ich (presse, 26.02.05)
… im eins live klubbing: am 08.04.05
… kochen, schwitzen und vom tod traeumen (berliner zeitung, 17.02.05)
das befremden (TAZ, 08,02.05)

das bild des kristallpalasts :: im weltinnenraum des kapitals

Wenn die aktuelle Welt als „Empire“ im Singular behandelt wird, verpasst man die Pointe, dass die aktuelle Kapital- und Komfortwelt eine hochgradig exklusive Struktur ist. Ich nehme dagegen von Dostojewski das Bild des Kristallpalasts auf, mit dem er schon in den 1860er-Jahren die westliche Konsumwelt auf den Begriff gebracht hat. Man muss heute seine „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ wieder lesen – das ist die Magna Charta der Globalisierungsgegnerschaft und des antimodernen Ressentiments. Man kommt von Dostojewskij sowohl zu Attac als auch zu den Islamisten. Der große Vorteil der Kristallpalastmetapher besteht darin, dass man schon am Namen das Entscheidende abliest: Hier hat man es mit einem Gebäude zu tun, das eine enorme Innen-Außen-Differenz aufrichtet. Der Ausdruck „Empire“ hingegen suggeriert, dass alles bereits vom System erfasst ist. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass Negri eine Mystik des Dagegenseins pflegt, die das Ganze als Gegner braucht – so wie einst der Christ die Welt als Folie für Weltflucht brauchte. Ich lese das wie eine Totenmesse für den Linksradikalismus.

therapie fuer die linke – peter sloterdijk im gespraech (falter 23/04)

einzug in die literaturgeschichte: die arena text+kritik

Dies ist immer eine Art Nobilitierung: Wem die Zeitschrift „Text+Kritik“ eine Nummer widmet, der kann mit dem Einzug in die Literaturgeschichte rechnen. Im Grunde stünde den Geehrten von da an ein ordentlicher Titel zu – etwa Sir Eckhard (Henscheid) oder Dame Marlene (Streeruwitz).

nostalgie ist immer suesses gift (welt, 05.03.05)

wie man ein intellektueller wird

Achten Sie auf kleine, aber wichtige Details: wenn Ihnen im Urlaub der Sinn danach steht, den neuesten Schmöker von Dan Brown zu lesen, dann packen Sie Ihn bitte in den Umschlag eines vom Umfang her einigermaßen passenden Elfriede-Jelinek-Romans ein. Sie weisen sich damit geradezu als Leuchtfeuer der österreichischen Zivilgesellschaft aus.

wie man ein intellektueller wird – christian ortner (presse, 07.02.05)

aus dem jelinek-rezensions-woerterbuch

rezensionen ueber jelenik und ihre texte werden immer mit netten rezensionsbildern und -andenken – meisthin ganz wunderbar gesucht und entsetzlich schnell gefunden – ausstaffiert. daher werden wir das hier jetzt mal sammeln. irgendwie vorschnell eintueten. damit wir uns weiterhin nicht mehr so darueber aufregen und schnell hier nachschlagen koennen und sagen. alles schon so oder aehnlich dagewesen im rezensionsbimbam.

ad. personam
… jelineks kopf > eine krampfige Zitatzettelboutique (FAZ, 03.03.05)

ad. textem
der Jelinek-Qualm (FAZ, 03.03.05)
Textgeschwafel (FAZ, 03.03.05)
semantisches Rinnsal (standard, 04.03.05)
wortschwall (wird dauernd verwendet, zuviele quellen :-))
Frauenstammtischhumor (FAZ, 21.02.05)

to bee continued …

die besten jahre :: la meglio gioventu

irgendwie wird man den geschmack des abgesangs in den letzten jahren nicht mehr los. und die jahre des/der politischen aktiven kommen einem in diesem filmen vor wie eine maechtige anekdote:

… die besten jahre – trailer

Ich liebte die Filme von Visconti, als ich ein junger Mann war. Ich bin gegen den Strom geschwommen: in den siebziger Jahren dachten meine vom Kino begeisterten Freunde, dass ich etwas unorthodox bin! Rossellini war ihr Idol und mit ihm verglichen war Visconti nur ein sperriges Wrack. Ehrlich gesagt liebte ich beide und ich habe nie verstanden, warum man für einen von beiden Partei ergreifen mußte. Das Gute am Kino ist, dass man viele verschiedene Dinge sehen und lieben kann, sogar gegensätzliche: Kino hat keine Regeln, sagt Godard, darum lieben es die Leute immer noch! Daher: Visconti genauso wie Rossellini. In Die besten Jahre kann man beide Einflüsse erkennen. Natürlich ist der Film ganz anders als ihre Filme – anders könnte es gar nicht sein.

interview mit dem regisseur marco tullio giordana (pdf)

… rezensionen
… das leben ist schoen (jungle world, 03.03.05)
viele falsche opfer (zeit, 03.03.05)
die dinge des lebens (FAZ, 04.03.05)
fette jahre, zahnlose zeit (TAZ, 05.03.05)

… www.lamegliogioventu.com