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jelinek :: fuer die welt

wir hatten ja bereits ueber die vereinnahmung der figur jelinek in der forschung berichtet, vor allem durch die mehr als unpassende platzierung dieser forschung im oesterreichischen parlament. uwe mattheiss summiert daher ganz zutreffend:

Darum ein einfacher wie wirksamer Vorschlag: Man möge das Elfriede-Jelinek-Forschungszentrum schließen und aus den frei werdenden Mitteln Stipendien für Arbeiten über ihr Werk vergeben, auf internationaler Ebene und möglichst durch ein international besetztes Gremium. Man möge das àœbersetzen fördern. Ihr Werk gehört nicht à–sterreich, sondern allein der Urheberin. Es richtet sich nicht an eine Nation, sondern an die lesende Welt.

wem gehoert jelinek (standard, 19.06.05)

der lyriker :: als globalisierungskritiker

wahnsinnig schon. mit was sich lyrik beschaeftigen muss. wenn man tanja tueckers rede an die lyrik „licht aus dem herzen“ (berliner morgenpost, 18.06.05) liest. hat man den eindruck. dass lyrik quasi schon als ersatzmannschaft fuer globalisierungskritik herhalten kann:

Die Auswüchse der Informationsgesellschaft, des wuchernden Neoliberalismus, biotechnologische Innovationen, Ängste, Skepsis, Dissonanzen – im Kleinen wie im Großen finden sich Themen und Empfindungen in diesen neuen Gedichten: kleine Spracharchitekturen von begabten Wortakrobaten.

eine schlichte ahnung :: merkel ist konservativ

die lyrikpost gibt sich verdeckt angriffslustig oder sie meint das tatsaechlich ernst:

Die Vorfreude auf einen Regierungswechsel wird gedämpft durch die Ahnung, daß Frau Merkels Kabinett zum Teil aus Konservativen bestehen wird;

update: das kommt davon. wenn nicht gut kenntlich zitiert wird: das zitat stammt eigentlich aus der welt: „die zehn schlimmsten buecher der geschichte“ (19.06.05)

auf der unermuedlichen suche :: nach dem goldene alexandriner

„auf der unermuedlichen suche nach dem goldenen alexandriner“ – na gehts der jury noch gut? in engen zeiten greift man ja gerne auf die „goldenen zeiten“ zurueck. ob der alexandriner diese hoffnung wohl seinerzeit erfuellt hat? jedenfalls wird mit so eine begruendung heute preis verliehen. und die verleihung auch noch fuer den preistraeger erstmalig verschoben (warum?).

mitwelt durchstoebern – durs gruenbein erhielt den bad homburger hoelderlin-preis (FR , 20.06.05)

der neue lyriker :: ist unauffaellig radikal

joerg drews gehoert mittlerweile auch der fraktion „rette sich und andere. wer kann“ an. schliesslich muss man dem kapitalismus ein literarisches bollwerk wie lyrik entgegensetzen und sei es noch so „unauffaellig radikal“. eigentlich muesste man eine bonmot sammlung aufmachen fuer so was.

Jury- Mitglied Jörg Drews würdigte in seiner Laudatio Donhausers „unauffällige Radikalität“.

ernst-jandl-preis an michael donhauser verliehen (kleine zeitung, 19.06.05)

worschatz des kanons :: BEDEUTEND

bedeutend; -ste, – am bedeutendsten; bedeutsam; bedeutungslos;

beispielhafte verwendung:

peter rosei legt (…) sein wohl bedeutendstes werk vor.

quelle: klett-cotta buchankuendigung

eine neue linke :: muesste endlich die richtigen fragen aufwerfen

mark terkessidis setzt sich mit der wahlalternative WASG und der hoffnung einer neuen linken alternative auseinander. da deren argumente weit hinter den fragestellungen der globalisierungskritiker zurueckbleiben:

In der globalisierungskritischen Bewegung wird seit geraumer Zeit über die „Multitude“ gesprochen, also über die Vielheit. In dieser Debatte ist sicher nicht alles Gold, was glänzt, aber zumindest werden die richtigen Fragen aufgeworfen.

strebsame retter des grossen ganzen (TAZ, 20.06.05)

jahrbuch fuer lyrik :: der kleine ritterschlag

alle jahre wieder: erreicht uns das jahrbuch fuer lyrik des fischer verlags. stets ein genauer gradmesser der bekanntheit im literarischen feld – hier im hinblick auf das lyrische. 2006 nun als mitherausgeber norbert hummelt. der im ersten absatz seines nachwortes auf dieses betriebliche phaenomen der zeitschrift hinweist: wichtig sei es, ob man drin ist oder nicht und wenn ja. dann gleiche das einem „kleinen ritterschlag“.

… bereits die ausgabe der zeitschrift 1979 hat fuer diskussion gesorgt.