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warhol :: als nicht-ort

die ortlosigkeit der avantgarde – vor allem heute – wird ja immer mal wieder beschworen (dabei gibt es ja nach anderen theorieansaetzen keinen ort, kein aussen im staat). interessantes gespraech von baudrillard ueber warhol:

„Auch Andy Warhol ist keinerlei Avantgarde oder Utopie mehr. Wenn er mit der Utopie abrechnet, dann ganz anders als andere Kuenstler, die sie sich schoen warm halten, fuer spaetere Zeiten. Er hat sich direkt im Herzen der Utopie angesiedelt, das heisst im Mittelpunkt von Nirgendwo. Er hat sich mit diesem Nirgendwo identifiziert. Er war selber dieser Nicht-Ort, der die Definition der Utopie bildet. Und so durchquert er den gesamten Raum der Avantgarde, um dort hinzugehen, wo diese einst hingehen wollte, naemlich nirgendwo. Aber waehrend die anderen sich noch den Umweg ueber die Kunst und die Aesthetik vorbehalten, geht Warhol gleich aufs Ganze und vollendet den Kreis mit einem einzigen Schlag.“ (Von Andy Warhol ausgehen)

gefunden ueber das aktuelle baudrillard-symposium im zkm

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12 Antworten auf “warhol :: als nicht-ort”

  1. aber bitte immer doch 🙂 darf man fragen. woran sie diplomieren. sicherlich um baudrillard herum. nicht wahr!

  2. Um ihn herum, kann man sagen. Baudrillard würde aber erst in meiner Diplomarbeit auftreten.

    Wenn die Wissenschaften zwischen einer Moderne und einer Postmoderne unterscheiden, dann produziert sie entsprechende Theoriekonzepte. Jene universalen der Moderne, von denen Lyotard wohl als erster meinte ihr Absterben zu diagnostizieren. SpŠter dann eben solche, die vergleichsweise partikulare Felder bestellen.

    Nun kann man der PartikularitŠt postmoderne Theoriekonzepte eine ganz gehšrige „Zirkulationskraft“ unterstellen. Sie sind handlich, lassen sich in vielerlei Kontexte implemetieren, was sich vor allem in vergleichweisen <sorry>populŠrwissenschaftlichen</sorry> Kreisen, z.B. den Feuilletons bemerkbar macht.

    Ich hab mal zwei FeuilletonjahrgŠnge analysiert und rund 80 Texte finden kšnnen, in denen Baudrillard in irgendeiner Weise angespielt wurde. In allen erdenklichen Kontexten, Terrorismus zeitbedingt der meistbemühte. Meiner These nach, dürfte das an der ZirkulationsfŠhigkeit seiner diversen Konzeptionen liegen.
    Wie ein Kunstwerk deutungsmŠ§ig offen ist, so seien es eben jene „Šsthetischen Denker“ seit Lyotard, die immer wieder interpretiert werden kšnnen. Als Existenzberechtigung für Theorie dürfte dies nicht reichen.

    Einen schšnen Gru§ nach Kšln

  3. Hi

    If that says that Warhol isn’t art then I disagree. Warhol is still influencing artists today and will probably continue to do so. That flipping Baudrillard I’ve never read anything sensible written by that man 🙁

    That is if I have read the post correctly 🙂

  4. das erinnert mich von fern an das portrait, das theweleit in seinem buch der kšnige 2y von warhol entwirft: sich zur leerstelle machen, bzw. zum relais, entpersonalisieren, auch institutionell.

  5. henning – das klingt ja interessant (koennte man irgendwann erfahren. wo das publiziert wird. das waere schoen). wenngleich wir ahnen. dass die these aufgehen wird. dass philosophie sich in phrasen immer mal wieder gut an populaere diskurse andocken laesst. war ja schon immer irgendwie so (u.a. adorno, benjamin). die postmodernen lassen sich freilich ganz „kommod“ immer mal wieder einarbeiten. schon weil es ne ganze weile „schick“ war.

    die medienkritik a la lovink und konsorten etwa hat ja lange jahre gut und ueppig aus diesem postmodernen kaestchen sich bedient (wie ueberhaupt etliche der „visionaere“ des internets). meisthin auch wirklich interessant und gewinnbringend.

    wenn man jetzt jedoch die neuesten ansaetze der doch nun etwas erschoepften medienkritik einer „new actonomy“ liest. wird man damit konfrontiert. dass man all dieses philosopheme eigentlich nicht zu lesen braucht. einfach einen act machen. 🙂

    wir vermuten. dass dort wohl mittlerweile mehr netzwerktheorie gelesen wird.

  6. crescentsi – no. this passage does not mean. that warhol didn’t influence art at all. it’s about his role in avantgarde-practice and how he did go much farther than other avantgarde fellows. for instance. warhol is near to duchamp.

    warhol did exclude the author position from making art and he did go very far in this. baudrillards philosophy is similar to this position in philosophy.

  7. roland – vielen dank fuer den tollen einwurf. wir haben ja noch nicht wirklich begonnen. uns mit dem „buch der koenige“ zu beschaeftigen. aber es uns ausgeliehen und gleich hinsichtlich warhol durchgearbeitet. wir denken das wird ein eigener beitrag werden. aber es ist wirklich sehr nah an baudrillards argumentation.

    ist die frage. bezieht sich theweleit darin auf baudrillard?

  8. Warhol is beyond Duchamp. This is an intuitive comment and I don’t want to qualify it any further 🙂

    Except, as you say he exluded the author/artist position – He took this further than Duchamp.

    But don’t forget the other Pop Artists. Their immersion into popular culture was like Duchamp’s alter-ego. Now, I suggest http://www.hooshla.com and beyond hooshla art is anything and anything is art, it is a question of perception alone………

    The palpableness of „postmodernity“ (sic) – its eclecticism and its acceptance of tradition, is simply a step towards nothingness and the intrinsic conception of knowing

    What is knowing? A good obsession until boredom appears…….

    the human condition as intrinsic – the inability to see anything as being beyond the perception of humaness.

    The state of being human, rather than the exactitude of the perception of things or mind

    Baudrillard uses palpable, theoretical models to interpret phenomena. Therefore, all he achieves is the asertion of the state of being human and needing to exercise curiosity.

    Simon 🙂

  9. sorry fürs spŠte antworten: im literaturverzeichnis taucht er nicht auf, und ich kann mir auch vorstellen, dass theweleit nicht gerade begeisterter baudrillardleser ist, zu zynisch und parlierend, denke ich mir.

    kurz google angeschmissen, hier eine rezension zu theweleits buch „der knall“ über den 11. sept und folgen, das ich nicht kenne, und da steht was von baudrillardablehnung:
    http://www.textem.de/theweleit.0.html

  10. roland – nein. im „buch der koenige“ kommt – so weit wir das auf die schnelle durchgegraben haben – baudrillard nicht vor. wir meinten. deinen einwurf so verstanden zu haben. dass theweleit und baudrillard eine aehnliche argumentationslinie hinsichtlich der arbeit/positionierung von warhol haetten. dem ist naemlich durchaus so. auch theweleit spricht von der „leerstelle“. die warhol in der kunst anstrebe – also die position des kuenstlers als nicht-ort; es gibt – so theweleit – keinen utopischen (kuenstlerischen) ort. auf den es sich hinargumentieren laesst. aber wir hoffen. das noch vor unserem urlaub ausfuehrlicher zu referieren – aber hoestwahrscheinlich wird die zeit zu knapp werden. 🙂

  11. du hast mich auch ganz richtig verstanden. die argumentation ist wohl ganz Šhnlich, aber mir persšnlich liegt theweleits, wie ich glaube, eher induktiver zugang, d. h. von konkreten geschichten, texten, sachen ausgehend, nŠher, und da unterscheidet er sich meiner meinnung nach deutlich von baudrillard, den ich zugegebenerma§en nicht so dolle kenne.

    aber ist das nicht ein tolles buch? diese gegenüberstellung elvis und warhol zum beispiel, und au§erdem wird nabokov mal so richtig schšn abgefeiert. richtig umgeschmissen hat mich übrigens das buch der kšnige teil 1 orpheus und durchgestrichen eurydike, da gehts aber hauptsŠchlichum benn und die frauen.

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