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kathrin roeggla :: zombies sind unter uns

wenn man so verlaengerte vitenaufstiege von autorinnen mitliest ueber die jahre. dann wundert eine gar nichts mehr – kopfschuetteln ist da schon gar nicht mehr angebracht. wenn eine autorin wie kathrin roeggla neoliberale manager und ich-agisten als „zombies“ bezeichnet. die sie mit hilfe von „interviews“ aus ihrer arbeits-reserve gelockt zu haben scheint. dann sollte sie sich selbst am neoliberalen agens des literaturbetrieblichen movens nehmen und ueber die eigene „zombiehafte“ praesenz und agiertheit im buchkapital reflektieren – es ist ja meisthin wesentlich einfacher. ueber angebliche „fremdbereiche“ zu berichten.

Was passiert eigentlich, wenn ein Schriftsteller oder eine Schriftstellerin selber zum Manager wird? Bedeutet es das Ende der Literatur? Oder wird es sich doch nicht ereignen, dass die Sphaeren von Wirtschaft und Literatur auch noch in den Autorenpersonen selbst, und nicht nur im Betrieb Kultur, immer mehr in eins fallen? Wenn man der Schriftstellerin Kathrin Roeggla gegenuebersitzt, kann einem diese etwas uebertriebene Befuerchtung deshalb in den Kopf kommen, weil auch sie dem Druck der Produktion, der Flexibilisierung und Dynamisierung der Arbeitsprozesse ausgesetzt scheint. Sie komme gerade aus Innsbruck und muesse sich jetzt erst einmal warm sprechen, sagt sie, weil sie so muede sei. Und ausserdem habe sie dauernd diese englischen Vokabeln im Kopf.

Ein Leben unter Zombies, taz 17.03.04

so ein „betriebsnudelhafter“ habitus. wie er aus vielen interviews „etablierter“ autorinnen spricht. ist uns zutiefst „zombiehaft“. weitaus zombiehafter als manch „elege“ eines neoliberalen managers.

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9 Antworten auf “kathrin roeggla :: zombies sind unter uns”

  1. noch dazu muss man ja leider sagen, dass die wenigen texte von frau ršggla, die ich bisher gelesen habe, furchtbar dršge, weil gewollt zeitgemŠ§ sind, das schaffen gute weblogschreiber ca. fünfzehnmal die woche wesentlich besser und nŠher dran am augenblick.

  2. Šh. blšdsinn natürlich. gute weblogschreiber schaffen es nicht besser, dršge und gewollt zeitgemŠ§ zu schreiben. ich wollte eigentlich gegenteiliges behaupten. jaja, preview nutzen, was.

  3. du sprichst mehrere punkte an. daher werde ich sie ein wenig trennen:

    „frau roeggla schreibt droege texte.“

    ihr buch „niemand lacht rueckwaerts“ war durchaus von guter experimenteller qualitaet. in oesterreich wird sie ja vor allem vor der experimentellen literatur folie rezipiert – mittlerweile in einem atemzug mit jelinek und bernhard.

    die letzten texte – soweit ich sie kurz ueberflogen habe – sind jedoch – das trifft auch auf ihre theaterstuecke zu – immer mehr in eine „masche“ hineingelaufen. einen „verkappten“ inneren monolog – ein durchaus „altes“ mittel in der literatur – von sprachfetzen bevorzugt der jungen, ich-aghaften, managerhaften klientel.

    das hat sich – unserer meinung nach – nicht mehr viel getan. da bewegt sich stets das gleiche muster – damit bewegt sich sich durchaus in den bahnen einer frau jelinek. deren hoerspiele mitunter aehnliche sprachmonologe auffaedeln. die sich – wenn man denn das wollen wuerde – leicht verknappen lassen wuerden. 😉 was wir natuerlich nicht anregen wollten.

    das aufgehen der experimentellen sprachkritik in – wie ja auch von dir konstatierten – „zeitgemaessheit“ ist unserer meinung dem bestreben geschuldet. im literaturbetrieb weiter zu kommen. als man mit experimenteller literatur sonst gelangen kann. das „ausweichen“ der strengeren sprachkritik in die flotte, zeitgemaesse managersprachkritik trifft genau den geschmack. den kritiker gerne und ohne grosse muehe im experimentellen, sprachkritischen bereich noch lesen.

    wir erinneren uns noch an den aufsatz von joerg drews in einem der letzten NDL. in dem er gerade auf diesen umstand verweist. der experimentelle kritiker liest eben gerade nicht mehr komplexe, weniger leicht zugaengliche texte, das ist ihm eigentlich unverstaendlich – damit ist er. wie drews gut herausstreicht. gerade noch am richtigen platz. um texte von frau roeggla als „schwer“ und „komplex“ einzustufen. andere textlagen. die weit sprachinnovativer und -kritischer arbeiten. sind fuer den kritiker laengst nicht mehr zu rezipieren.

    „gute weblogschreiber koennen das besser“.

    also wir haben die semantische doppeldeutigkeit erst im zweiten anlauf erkannt. wir hatten dich ganz gut verstanden. 🙂

    wir wollen hier keine diskussion anzetteln. ob weblogger die bessern texte schreiben. wir denken. dass es durchaus weblogs mit literarischen qualitaeten gibt.

    wenngleich wir immer wieder feststellen. dass es fuer einen laenger konzipierten text mehr vorlauf, konzept und strukturiertheit bedarf.

    sicherlich ist ein weblog aber eine moeglichkeit. literatur/texte zu platzieren. mit den je eigenen, dem medium und der aktualitaet geschuldeten voraussetzungen und bedingtheiten.

    wir machen beides. wenn die zeit uns laesst und wuerden keines von beidem gegeneinander ausspielen wollen.

    touchŽ patt! 🙂

  4. gegeneinander ausspielen wollen: neinnein. ich bin auch gar kein ršggla-kenner. mir kommen die texte, die ich kenne, (ein buch „abrauschen“ oder so Šhnlich, dass so neukšllnsounds aufzeichnet) eben als spontane notate, die nachrtrŠglich bearbeitet wurden und eben so ein „zeitgemŠ§es“, das hei§t, unmittelbares wollen, so kam mir das vor. aber ich müsste da nochmal nŠher nachschauen.

    frau jelinek würde ich nicht auf eine masche festlegen wollen (kinder der toten einer der gro§artigsten sachen aus den letzten jahren für mich, auch ganz anders als vieles vorher, meine ich).

    grundsŠtzlich: war das da oben natürlich von mir nur so hineingewatzt, klar.

  5. sind wir ein „roeggla kenner“? naja. wie man leute so kennt. die man jahrelang kannte. 🙂

    „abrauschen“ (1997) kam ja nach „niemand lacht rueckwaerts“ (1995) und war schon noch eine ziemlich „dichte“ collage-technik. wenngleich es schwer war. einige der protagonistinnen nicht im buch wiederzuerkennen (also einfach mal nachschlagen: wir waren die. die immer vor dem bankomat steht und kein geld kriegt ;-). aber wir denken. dass es immer schwierig ist. abstand zu gewinnen. wenn man selbst im „milieu“ des textes vorkommt. daher muessen wir diesem buch noch zuerkennen. dass es durchaus noch struktur hat. nicht nur sound abgreift. auch sound nachstellt und verstellt.

    „irres wetter“ haben wir schon nicht mehr wirklich gelesen. „really ground zero“ nur vermittelt durch die erstveroeffentlichungen in der TAZ. das hatte ja mehr mit „unmittelbarem“ boxen als mit literatur zu tun.

    wir sind dann schon gespannt auf das neue buch „wir schlafen nicht“ (fischer). was ja wohl – in auszuegen kann man ja die „strategie“ oder „richtschnur“ fuer das jeweils neue buch immer schon anlesen – genau dieser mitschnitt ins key-management sein soll. wir sagen. mal lesen. aber wir befuerchten. dass es eben genau das sein wird: ein mitschnitt. der sich als soundteppich durchs buch legen wird.

    insofern ist kathrin roeggla mittlerweile genau da angekommen. wo sie eigentlich nie hin wollte: in der popliteratur. die ja auf dem „absteigenden“ ast ist. aber als betriebliches zwischendeck immer noch schick daher kommt.

    zu frau jelinek laesst sich sagen. dass die „kinder der toten“ sicherlich nicht vergleichbar sind mit den texten von roeggla. aber wir sprachen ja von ihren hoerspielen. die mitunter mit der gleichen soundteppich qualitaet einherradebrechen (wenngleich ungleich schaerfer und experimenteller).

  6. wir wollten noch nachtragen: der artikel von joerg drews lautet „unterlassungssuenden“ und ist in NDL 1/03 erschienen.

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