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genre weblog :: in den netzkunst rahmen setzen

pommerland hat im kommentar zum beitrag „genre weblog?“ auf prozesse den entscheidenden faden in der diskussion aufgenommen. ob und wie ein weblog bzw. das schreiben in weblogs im allgemeinen netzdiskurs zu positionieren ist. uns erscheint die diskussion. ob ein weblog literarisch ist oder die literatur weblogartig einfach zu fern von diskursen. die schon seit einigen jahren im bereich „netzkunst“ oder „netzliteratur“ gefuehrt werden. ein literarischer weblog waere dann eben nur die „abgespeckte“ version einer wie auch immer avancierten netzliteratur (vor allem was die technische auspraegung betrifft. hat ein weblog gegenueber hypertextuellen verfahren auch manche nachteile).

wenn sich der eigene schreibprozeß, das spüre ich schon, dem medium wirklich annähert, dann muß ich als schreibender anfangen, mich mit skriptsprachen zu beschäftigen und selbst programmieren. dann wird aber auch die frage nach „weblog“ oder nicht mehr „weblog“ obsolet. dann sind wir vielleicht auch wieder bei einer avantgarde, die neue werkzeuge, neue formate generiert. ich hab keine ahnung von literaturkritik, aber nicht jede gute literatur muß avantgarde sein, und das meinst du, oder?

pommerland im kommentar zum beitrag „genre weblog?“

deswegen fuerchten wir. dass mit der begriffsbildung „literarischer weblog“ nicht etwa eine schneise in richtung „netzkunst/netzliteratur“ geschlagen wird. sondern eine zurueck in die (print-)literatur gewuenscht wird (was auch an den unterschiedlichen versuchen zu sehen ist. weblogs (s. die dschungel – schnittstellen tueren) oder weblogaehnliche muster (NULL, pool) schliesslich ins printformat zu ueberfuehren.

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5 Antworten auf “genre weblog :: in den netzkunst rahmen setzen”

  1. Nicht das Muster soll ins Printformat überführt werden, sondern was mich wirklich interessiert, das ist: Welches Muster kann für welche Art von Printformat weiterführende Inspirationen liefern? In der Tat interessiert mich nicht ein E r s a t z herkömmlicher Printmedien durch Netzmedien-Modelle, sondern eine Ergänzung Vermehrung: Kunst ist (auch) etwas, das zu der Welt noch hinzukommt.

    Ich argumentiere umgekehrt: Der schon formal scheiternde Versuch der sog. Pop-Künste, realistisch zu sein, soll im Netz fortgesetzt werden; dagegen wirkt hochartifizielles Arbeiten geradezu als Widerstand. Zu meiner Realismus-Kritik siehe hier.

  2. tja. so ist es mit den rezeptions moden: mal ist das realistische widerstaendig. mal das hochartifizielle. die frage stellt sich fuer einen ohnehin nicht. ob man das eine UND das andere macht. je nach modischer aufnahme. freilich hat es auf den ersten rezeptionsblick das realistische leichter. aber es soll ja auch immer ein publikum fuer lyrik geben. 😉 wir sehen den widerstand nicht zwischen den „grossen“ literarischen oder kuenstlerischen bloecken (realismus – artifizielles). wir sehen die kaempfe eher ueber diffizileren feldern laufen: etwa zwischen „klassischer“ experimenteller literatur und experimenteller literatur. die sich diesen avanciertheiten des experimentellen feldes nicht unterordnet (also die linie des widerstands laeuft fuer uns viel feingliedriger. wir nehmen das realistische oder den pop nur zur kenntnis. die auseinandersetzung spielt aber nur bedingt eine rolle).

    was die muster fuer das printformat betrifft. erscheint uns diese versuchtsanordnung in die anfaenge des hypertextuellen stuermen und draengens zurueckzurufen. viele der hypertextautoren sind/waren (z.b. mark amerika) herkoemmliche printautoren. die immer auch beide terrains bespielt haben. auch auf ihren versuch des „dschungels“ scheint das in gewisser hinsicht zuzutreffen. da ist nichts uninteressant daran. es knuepft nur an diskussionen an. die schon vor zehn jahren gefuehrt wurden.

    aber vielleicht bewegt sich dadurch manches in einigen bereichen weiter. wer weiss.

  3. Sie irren, was meine Interntionen anbelangt, aus Den Dschungeln ein Buch zu machen. Ich habe das zwar tatsächlich vor, gleichwohl wird es vollständig anders aussehen als das Literarische Weblog. In diesem Fall geht es mir um einen ästhetischen Transformationsprozeß: das heißt, dasjenige herauszuarbeiten, was ein mögliches Identisches wäre, tatsächlich aber die Differenz zu belassen, da sowohl das Weblog selbst als auch die Zwischenschritte zum Buch über das Netz zugreifbar bleiben sollen. Dieses Verfahren, so hoffe ich, macht einerseits das Neue deutlich (die Struktur des Neuen), andererseits bewahrt es Altes; was letzteres insofern nötig ist, als nicht j e d e r neue Prozeß zugleich ein Fortschritt ist: Etwa gehen in der Weblog-Form ‚ältere‘ Gedanken verloren, die dennoch ihr erkenntnistheoretisches und vor allem poetologisches sowie poetisches Recht haben. Was vor allem am strengen Zeitstrahl und der tatsächlich überkommenden Sukzessivität liegt. Simultanität läßt sich derzeit – „zeitgleich“ wahrgenommen – tatsächlich noch besser im Printmedium als hier im Netz gestalten. Das heißt aber nicht, es ginge um Rückkehr. So etwas wäre völlig absurd. Sondern es geht, jedenfalls mir, um Gleichzeitigkeiten in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit. Die Vorstellung einer „reinen“ Netzliteratur ist für meinen Geschmack ausgesprochen ideologisch, und Ideologie ist i m m e r ein Feind von Wahrheit; es gibt da keinerlei Ausnahme.

    Daß wiederum manche Diskussionen bereits vor zehn Jahren geführt wurden, ist für mich wirklich kein Grund, aran nicht anzuknüpfen. Denn wirkliche Kunst-Ergebnisse hat es meines Wissens in der NetzLiteratur bis dato nicht gegeben, also Kunstwerke, die avanciert sind und zugleich nicht den Gedanken (in diesem Fall = die starke Emotion) des Kathartischen verraten. Darum aber ist es mir getan: diesen zu bewahren. Sie finden übrigens b e i d e Bewegungen sowohl formal als auch inhaltlich in meinen Romanen, was mir nicht den heftigen Widerspruch eines ganz ebenso absurden Buch-Traditionalismus eingetragen hat.

  4. Upps, im letzten Satz fehlt ein „nicht zuletzt“: „… was mir nicht zuletzt den Widerspruch eingetragen hat“. Leider gibt es bei Ihnen keine Korrekturfunktion… oder ich finde sie gerade nicht. Deshalb ist’s hier nachgetragen.

  5. naja – man muss sich zum einen schon anmelden. um ueberhaupt in den „genuss“ des bearbeiten seiner eigenen kommentare zu kommen. falls der wunsch besteht. muessten wir das dann im level des users anpassen. 🙂

    das nur technisch gesagt dazwischen.
    ——-

    schoen – wir nehmen ihnen ihre intention freilich ab. sie fuehren sie ja immer wieder hinreichend aus. von ihrer intention koennen wir natuerlich jetzt nicht mehr ganz absehen. haben aber nur EINEN moeglichen rahmen aufgezeigt. in dem diese form der transformationen ins printformat ansonsten gelaufen sind (s. POOL, NULL). davon wollen wir nicht gaenzlich abgehen. da warten wir ab. was und wie das arbeitsbuch DSCHUNGEL dann im printformat aussieht.

    was die ideologie betrifft. so haben wir nie von einer „reinen“ netzliteratur gesprochen. was sollte das auch sein. es ist fein zu unterscheiden. in diesen neuen bereichen. „netzliteratur“ ist ohnehin bis dato zu „literaturlastig“. wir selbst sehen uns immer noch mehr in der printversion beheimatatet als im „virtuellen“. wir werden den sprung in der form wie es etwa net.artisten handhaben. nie schaffen. wir sind zu sehr „behaftet“ auf dem papier. 🙂 was nicht gaenzlich schlimm ist. aber manchmal wuenschten wir. wir haetten mehr abstand dazu.

    die wirklichen „erkenntnisse“/das wirklich „neue“ hat es in der netzliteratur wahrlich noch nicht gegeben. die spielen sich auf anderen feldern im netz ab (net.art, virtual communities, wikis etc.). das ist uns immer praesent gewesen. aber wir knuepfen eben an diese anderen „felder“ an. nicht an die eher beilaeufigen „erkenntnissen“ der netzliteratur. wir moegen das wie auch immer immanente nicht so sehr.

    was sie mit kathartisch meinen wollen. hatten wir ja schon an anderer stelle besprochen. uns erscheint es muessig. diese dinge voneinander zu trennen. warum sollte was „neues“ unemotional sein? was meinen sie mit diesen antagonismen? sprechen sie vielleicht vom rein technischen. das sich emotional distanziert?

    leider lesen wir nur wenige „primaere“ printerzeugnisse. 🙂 wir sind ja eher die „unkathartischen“ theorieleser. 😉 welches buch von ihnen wuerden sie uns fuer den „einstieg“ empfehlen?

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