die frage des auratischen
Gut möglich, daß so dem konkreten Notebook eines Dichters einmal ein ebenso auratischer Erinnerungswert zukommt wie Goethes Schreibtisch in Weimar. Abgenutzte Tasten, blankgewienerte Handballenauflagen, die Reste eines umgeschütteten Kaffees, der sich bei der Arbeit über das Tastenfeld ergoß: Während der geschriebene Text selbst nur mehr eine technisch produzierte Datenmenge ist, wird dem Arbeitsgerät die Handschrift des Dichters eingeschrieben sein, die Dateireste und Gebrauchsspuren, in denen ein ganzer Schreibabschnitt eines Autorenlebens nachzulesen sein wird. Das Gerät selbst, die technische Maschine wird so zur Insignie des Auratischen. Und mehr: zum eigenen Archiv. Im Notebook fallen Medium, Manuskript und Archiv in eins.
flammen des digitalen (welt, 07.01.06)
tja. die von benjamin erkannte entauratisierung der alten medien. geht immer auch mit einer gewissen zeitlichen verschiebung mit einer auratisierung neuer medien einher. das beduerfnis nach der autorenlocke wird nicht tot zu kriegen sein. dass die literatur auch im beinahe autorenlosen computergenierten stadium angekommen ist. hat sich bis zu herrn krohn noch nicht durchgesprochen. leider leidet die jeweilige gegenwartsliteratur oft daran. krampfhaft am insitutionalisierten autorinnenkonzept festzuhalten. und reichlich gerne mit ihren schnellgestrickten und zu hauf abgeworfenen locken zu hausieren. denn a muss immer zu b fuehren. und nur nicht ueber c gehen. denn dann bleibt womoeglich a auf der strecke. 😉
[…] waere zu fragen. ob man handke heute noch als experimentell einstufen sollte. [back]Popularity: 1%links (viatechnorati):keine […]