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die deutsche literatur gleicht einem aquarium

sehr schoene metapher fuer den literaturbetrieb – wenngleich etwas zu aktuell. wie wir finden. seit kapitano nemo wissen wir naemlich auch. dass es nicht nur niedliche nemos im aqua atrium gibt. 😉

„Die deutsche Gegenwartsliteratur gleicht einem Aquarium, wo unter Einsatz aller Kraefte (der Verleger, Buchhaendler, Kritiker) und unter Verwendung des besten Futters (Preise, Stipendien, Fonds) die schoensten Zierfische gedeihen. Der Stolz aller Beteiligten laesst jedoch zuweilen vergessen, dass es Delfine und Haie gibt.“ (Schorschis Hafenbasar – ulrich greiner, zeit 26.08.04)

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2 Antworten auf “die deutsche literatur gleicht einem aquarium”

  1. ich kenne das neue buch von klein nicht, aber definitiv war libidissi eines der besten deutschsprachigen verĆĄffentlichungen aus den letzten 5 jahren, danach einiges von klein, dass mir auch nicht zusagte (die texte operieren oft mit seltsamen festsetzungen, die im text sich nicht einlĆĄsen, mal abstrakt gesagt).

    das alles jedenfalls ist auch ganz egal, denn tatsĆ chlich nervt mich der kleingeist ulrich greiner schon seit JAHREN mit seinen festsetzungen, was nun richtige literatur sei und was nicht. proteste noch und nĆĄcher bei mir. sein und mein literaturverstĆ ndnis so ungefĆ hr auf nord- und sĂŒdpol entfernung.

  2. zwischen nord- und suedpol soll sich ja immer noch ne menge tun auf der welt. 😉 aber spass beiseite. sorry fuer die spaete reaktion. das mag auch immer ein wenig daran liegen. dass ihre fragen nach einer ausfuehrlichkeit rufen. die wir zwar gerne geben. aber es ein wenig vorlauf braucht.

    nun denn.
    das problem dieser „polemik“. wie greiner sie nennt. ist. dass sie sich nicht entscheidet. gegen wen oder was sie vorgehen will. zum einen beginnt die polemik mit dem etwas kruden vergleich des hechts im karpfenteich (der sich dann als hai im wal entpuppt) und steuert mit etlichen faktischen untergriffen darauf hin. georg klein und seine rolle im literaturbetrieb anzugehen (das setzt sich auch in den argumenten fort. die die texte aus diesem (miss)verhaeltnis kleins zum betrieb heraus erklaeren wollen – z.b. ironie oder keine ironie. das schaurige, eklige als spiegel fuer die betriebsverhaeltnisse).

    zum anderen versucht greiner textimmanent zu arbeiten und zieht linien durch diverse texte von klein. wobei er vor allem das schaurige, pornographische und eklige an den textstellen hervorhebt.

    diese verquickung beider ansaetze kann jedoch nur schiefgehen. auch wenn ein autor quer (wie auch immer schief) zum/im betrieb steht. ist es selten gewinnbringend. diese haltung auch in den texten extrahieren zu wollen.

    darueber packt greiner dann noch den moralischen anspruch (der bei klein ja nur ein „anstrich“ sei. dann kommt greiner mit seiner eigenen haltung. was fuer ihn literatur „bringen“ muesse. um auch eine solche zu sein.

    nun haben wir also drei ebenen. die sich staedig und unvollstaendig verquicken. und keine der dreien wird wirklich argumentativ eingeloest.

    ad. klein als literaturbetriebler ist ein „verraeter“ (greiner).
    das wird nicht weiter aufgefiltert. das steht so da (wir wissen freilich. dass er durchaus so seine guten argumente gegen den betrieb gefuehrt hat. das macht uns klein sympathischer als seine texte).

    ad. klein schreibt keine literatur.
    auch und gerade ein „verraeter“ muesse das handwerk beherrschen. (sonst ist es wahrscheinlich doppelt daneben gespielt in der literarischen fabrik).

    greiner votiert fuer handwerk (die leipziger schule. ich hoer dir trapsen) und eine entsprechende transzendenz in texten – der text als erhoehung des daseins. als wink des himmlischen zaunpfahls. nun denn. das ist nicht unbekannt. das ist herkoemmlich. das kennen wir seit es literatur gibt. (andere nennen das „gediegen“. wieder andere sagen dazu nicht enid blyton. sondern gartenlaube fuer gehobene ansprueche)

    ad. das schaurig/eklige/pornographische
    auch wenn jeder frisoer heute so ironisch ist. wie jede salzgurke sauer. sollte es jedem autor freigestellt weren. den orgasmus darzustellen. wie es ihm eben beliebt.

    fuer greiner ist der orgasmus etwas banales und sollte deshalb auch nicht dadurch ironisch erhoeht werden. in dem man mal zehen in strumpfhosen geraeusche erzeugen laesst.

    sicherlich sollte eine rezension – eine polemik im besonderen – nie gaenzlich vom rezensenten absehen. aber bei greiner ist man durchaus versucht. seine lauthals beschriebene abneigung gegen alles dreckige. dunkle. sabbrige ad personam zu wenden (was wir niemals tun wuerden). es bietet sich geradezu auf einem sprachlichen wandschirm an.

    wir muessen zugegeben. dass die ausgesuchten stellen aus kleins texten uns nicht dazu anhalten wuerden. seine texte zu lesen. was von greiner noch unfertig formuliert. aber durchaus richtig zusammengesetzt ist. betrifft die feststellung. dass kleins text weder ideologiekritik betreibt. noch sich in blosser identifikation ergeht.

    ob darauf folgt. dass kleins texte ironisch sind. moechten wir bezweifeln. wir mussten unwillkuerlich an die textlagen in der zeitschrift „monopol“ denken. die bei uns auch eine so seltsam banal bis „fein“ gedrillte ironie lesbar machen.

    im aktuellen heft der zeitschrift „text und kritik“ wird dieser feine grat zwischen ironie und „ironie“ ganz gut unter dem label des „neokonservatismus“ herausgearbeitet. wenn es nur noch um die fetischierung von gegenstaenden geht. und nicht mehr um eine auseinandersetzung mit themen oder personen.

    wir nehmen diese fetischierung durchaus auch bei aktuellen textlagen wahr. im hinblick auf kleins textausschnitte in der rezension greiners muessen wir aber auch zustimmen. dass dieses lustige hindrechseln schon was von abgeschmacktheit hat und das ist ein wort. das wir sonst so gut wie nie einsetzen.

    schon irgendwie strange: ÈWeit mehr als die bescheidene Beschleunigung der Auffahrt genie§e ich den unfreien Fall des sacht gebremsten Sinkens.Ç (zitat)

    vielleicht wenn man das mit einem gewissen stakkato ton vortraegt. hat das was verkappt lyrisches. vielleicht. 🙂

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