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Schlagwort: McLuhan

testcard #15: the medium is the mess

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift testcard (Nummer 15) widmet sich dem Medium, ganz im Sinne von McLuhans Diktum, dass das Medium die Message, die Massage oder schlicht der Mess ist. Die Beiträge sind divers, aber einige sind direkt auf Medientheorie zugeschnitten, wie der Beitrag „Galaxy Quest. Ein Versuch zur kritischen Theorie der Netzwelt“ von Roger Behrens.
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EXZERPTE: boris groys – unter verdacht (1)

alle exzerptstellen aus: boris groys: unter verdacht. eine phaenomenologie der medien. hanser 2000 – kapitel: einfuehrung

>> rueckgriff auf sein buch „ueber das neue“:
kulturelle oekonomie ist der austausch zwischen zwei raeumen:
[A“> dem raum des ARCHIVS und
[BE“> dem raum des PROFANEN.

>> der raum des ARCHIVS: speicher der kulturellen werte; repraesentation des profanen AUSSEN; das archiv grenzt an zwei aussenraeume:
[1″> s.o. das PROFANE
[2″> der raum des SUBMEDIALEN

ad. [1″> das ARCHIV in seiner abgrenzung zum PROFANEN ::
oder die kulturelle oekonomie des NEUEN

>> die repraesentation im archiv erfolgt durch REPRAESENTATIONSPOLITIK (vgl. dazu der kampf des neuen, der stets aus dem raum des profanen in das archiv stattfindet; irgendwann landet alles neue im repraesentativen archiv)
>> vgl. dazu machtpositionen bestimmen diesen kampf (hier: bruecke zu bourdieu – kampf zeichnet sich durch in- und exklusionen aus)
>> wie erfolgt der transfer durch beide raeume, etwa vom profanen zum kulturell wertvollen (darstellung des repraesentationskampfes, vgl. dazu die feldtheorie von bourdieu, bes. der kampf der avantgarde im feld)
>> der raum des ARCHIVES: ist eine maschine zur produktion von geschichte (vgl. die produktion von hegemonie)
>> als beispiel des uebergangs von profan zu archiv bzw. des kampfes des neuen: duchamps readymades (das profane zur kunst/zum archiv machen)
>> kennzeichen des neuen:
[a“> formale andersartigkeit und
[be“> profane wertlosigkeit (vlg. wieder duchamp)

>> groys sieht den kampf des neuen als staendigen notwendigen repraesentationskampf (nur so kann das archiv sich erweitern, das neue/die innovation ueberhaupt wahrgenommen werden)
>> vlg. dazu den hinweis auf die MODERNE: als epoche des VERDACHTS (s. punkt 2) (alte werte werden negiert und gleichzeitig werden grosse archive angelegt)

ad. [2″> das ARCHIV in seiner abgrenzung zum SUBMEDIALEN ::
oder die komplizierte hierarchie der zeichentraeger (archivtraeger)

>> der submediale raum == das ANDERE des Archivs (durchaus hinweis auf freud, lacan, poststrukturalisten zu verstehen)
>> hinter der zeichenoberflaeche des archivs liegt der raum der zeichentraeger
>> der betrachter nimmt das archiv nur als oberflaeche wahr (das bild als bild, das video
als video), den oder die medialen traeger nimmt er nur bedingt war (hier tritt die VERMUTUNG,
der VERDACHT in position)
>> verhaeltnis betrachter :: submedialem archivraum == VERDACHT (in psychologischer interpretation: ein paranoides verhaeltnis)

MEDIENTHEORIE: aufgabe der medientheorie ist daher den submedialen raum auszuarbeiten, die frage nach den medientraegern zu stellen (vgl. die klassische philosophische ontologie findet hier ihre fortsetzung im bereich der medien >> hinter die medialen zeichen gehen) (insofern argumentiert groys „klassisch“ philosophisch)

>> der medien-/oder zeichentraeger zeigt sich: sobald man das zeichen eliminiert (auch ganz klassisch mcluhanisch: sobald der zeichentraeger, das medium selbst zum zeichen wird…)
>> kommt einer selbst/entlarvung des medialen gleich

McLuhan’s Messages, Echoing in Iraq Coverage

auszuege aus einem interessanten artikel der new york times zur aktualitaet von mcluhans theoriefrags, bes. bezogen auf den aktuellen televisuellen krieg: „McLuhan’s Messages, Echoing in Iraq Coverage“ von SARAH BOXER (NYT ist zwar mit login, aber der ist kostenlos…einfach anmelden)

/&/ eines der letzten kapitel von „Understanding media“ ist ueber be/waffnung. das kapitel rangiert gleich nach dem ueber das fernsehen. die bilder der medien >> als ausdehnung unseres selbst.

The tanks rolling into Iraq from the south were not just tanks but extensions of marching legs and protective skin. The night vision goggles were extensions of eyes. And what about those television cameras attached to the tanks? They were harder to classify. (…) So what happens when a cool medium like television is attached to a hot weapon like a tank or a Bradley fighting vehicle? It exerts a powerful effect on the audience. Suddenly everyone watching television is dragged into war. When there is a sandstorm, you, the audience, can’t see ahead any better than the troops. When the fight’s going smoothly, you feel that maybe the war will be quick and easy. When the camera is attached to a smart bomb, you might feel that you have become the bomb.“ (Sarah Boxer)

/&/ fernsehen als „kaltes medium“ benoetigt partizipation. nach mcluhan – weil es detailarm ist. („das fernsehbild ist von geringerer intensitaet oder detailarm und gibt deshalb im gegensatz zum film keine informationen ueber einzelheiten von gegenstaenden“ (mcluhan – understanding media – fernsehen // oder vielleicht gibt das fernsehen heute gerade nur noch details wider und dadurch wird es wieder zum „kalten“, partizipatorischen medium fuer die nutzerin, se).

Meanwhile, just as the audience feels a part of the army, the army becomes part of the audience. American troops on an aircraft carrier watch CNN to see how the war is playing and progressing. Soldiers are watching other soldiers on television.“ (Sarah Boxer)

oder wie mcluhan in „understanding media“ summiert: „als politisches mittel bedeutet der moderne krieg heute >> die existenz und das ende einer gesellschaft unter ausschluss einer anderen .“ (mcluhan „understanding media“ – waffen)