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schwulst lass nach …

sich in poesie fluechtender schwulst bleibt trotzdem einer:

Meine Art, dich aufzugeben, Jeaujeau, für immer aufzugeben, an einem beliebigen, dreiundzwanzigsten Abend im Mai, ich würde mich nicht wundern, wenn das ein Sonntag war, meine Art, dich aufzugeben, und diesmal wirklich für immer, könnte darin bestehen, diesen Roman, schon aus Trotz, so weiterzuschreiben, als wäre die Austauschbarkeit einer jeden Liebe die einzige hastige Variante mit Herz, soviel Glück wie möglich fast ununterbrochen erleben zu dürfen, bis die Augen sich, am Ende, selber nicht mehr retten können.

sonntage ohne unterkunft – thomas kunst (zit. nach die dschungel)

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3 Antworten auf “schwulst lass nach …”

  1. Manchmal kann Schwulst sehr wahr sein. Und seine ironische Abwehr – eben Abwehr (nicht tatsächlich seiner, sondern des ihm zugrundeliegenden Gefühls). Ohne Pathos keine Liebe. Wer das weiß, gerät dann schon mal mit einem Fuß in den Schlamm. Das gehört in nicht weniger Kunst völlig dazu. Und man muß es riskieren. Oder wählt sich weniger gefährdete Sujets. Oder veruneigentlicht – gibt also der ziemlich leichten Verführung durch Ironie nach. Profanierung, so wird das bei Moravia (Desideria) genannt.

  2. wir koennten jetzt anfuegen. dass wir nichts ueber den wahrheitsgehalt von schwulst ausgesagt haben. nur. dass man es in seiner poetischen tuedelei auch arg uebertreiben kann. aber. wenn sie – anh freud – uns nun weit mehr dazu sagen koennen. dann geben wir uns gerne in ihre interpretatorische hand und klopfen nicht mehr ironisch auf den busch (wo war hier noch mal die ironie). es sei denn wir leben fortan profan es usual. also – lieber anh – jetzt haben sie sich aber schon ein wenig im gefuehlsduseligen verstiegen. aber wenn sie es tatsaechlich so meinen. wies da steht. dann waten wir schon mal hartneckig weiter tief im schlamm. schlammschlachten sind unser jugendtrauma! wie konnten sie das nur erraten. wahnsinnig gefuehlig!

  3. ANH schrieb:
    „Ohne Pathos keine Liebe. Wer das weiß, gerät dann schon mal mit einem Fuß in den Schlamm. Das gehört in nicht weniger Kunst völlig dazu. Und man muß es riskieren.“

    Kunst und Leben sollte man aber – auch bei der Wahl der Mittel – nicht velwexern. Dieses „Ich beschreibe jetzt mal ganz ehrlich meine Gefühle, Du“-Zeug darf gern ins Poesiealbum oder ins Tagebuch oder in den Brief an die Liebsten. Aber doch bitte bitte bitte nicht in die Kunst. Denn in der trete man gern in den Sumpf, doch dann vor dem Schreiben wieder heraus. Sonst kommt nur unerträglicher Schwunst raus. Und den wehre ich gerne ab, dafür ist mir meine Lesezeit zu schade.

    Nein, Schwulst abzuwehren hat nichts Traumatisches – es ist ein Zeichen des Kunstverständnisses und -geschmacks. Ich lese ja auch keine Lore-Romane, gelt.

    Und in den Sumpf trete ich lieber mit der Liebsten höchstpersönlich. Auch gern & schön pathetisch.

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