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Hendrik Willem Mesdags :: Panorama von Scheveningen

zu Hendrik Willem Mesdags „panorama von scheveningen“ (1881)

„Im Falle von Mesdags Panorama war nicht nur die Darstellungsweise umstritten, sondern – en vogue waren ja Schlachtenpanoramen – auch die Wahl des Motivs. So sah sich Mesdag veranlasst, seinen Gegenstand zu rechtfertigen: ‚Als ich den Auftrag empfangen hatte, ein Panorama zu malen, erschien das Bild der Seinpostduin vor meinem geistigen Auge. Ich kannte den schoenen Ort schon seit Jahren, war mit ihm vertraut geworden, oft hatte ich ihn studiert. Als jetzt meine Freunde hoerten, dass ich den Plan hatte, von diesem Platz aus die mich dort umringende Natur als Panorama aufs Leinen zu gestalten, schuettelten viele bedenklich das Haupt. Fuer die Kunst einen Platz zu beanspruchen, so nahe an der Natur, nannte man eine Torheit. Einen Augenblick zauderte ich, aber dann ging ich noch einmal zur Duene und fragte die mich umgebende Natur: Bist du denn nicht schoen genug, vom Pinsel geprueft zu werden? Und die Natur, sich in all ihrer Majestaet meinem Auge zeigend, fragte ihrerseits: Was willst du mehr! Moege es dir auch nur ein wenig gelingen, mich auf dem Leinen darzustellen, so wirst du grosse Zufriedenheit erleben. Bin ich denn nicht genauso schoen im Duenengras und lockeren Sand wie die Eiche im ueppigen Wald, wie die Huette des Armen oder der Palast des Ansehnlichen; ist der ruhige, friedliche Meeresstrand weniger wert als das duerre Schlachtfeld, wo die Menschen wie wilde Tiere aufeinander losrennen, in den fruchtbaren Auen des Westlandes wie auf dem kahlen Felsen? Da war mein Entschluss gefallen.'“

Gabriele Schmid: Illusionsraeume, Kapitel: Hendrik Willem Mesdags Panorama von Scheveningen, Diss 1999

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