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ein buecherschrank :: ein kopierbuch

KopierbuchEin Bücherschrank schmückt den Hintergrund des Zimmers. Darin bemerkt man das Hauptbuch, gebunden in Schweinsleder, mit rotem Titel und messingenen Klammern. Das Kassabuch, gebunden in grüne Leinewand, mit Ecken von Eisenblech. Die Prima Nota, gebunden in schwarzen Maroquin mit Goldschnörkeln. Das Kopierbuch, dick und schwer wie eine Chronika. Das Erkundigungsbuch, enthaltend günstige und ungünstige Zeugnisse über Moralität, d. h. Zahlungsfähigkeit der Mitglieder ehrenwerter Kaufmannschaft. Das Kalkulationsbuch, darin Profit und Schaden auskalkuliert bis auf Heller und Pfennig; und endlich die Kladde, so schon viele Jahre lang gedient und reichlich besudelt worden mit roter und schwarzer Tinte, mit Türkenköpfen, Gänsefüßen und ähnlichen fratzenhaften Verzierungen längst verschollener Handelsgehülfen. Nur das Geheimbuch fehlt in dieser trefflichen Bibliothek, denn dieses bewahrt man vor den Augen der Menge, weil die Aktiva und die Passiva des Herrn Preiss darin stehen, welche niemand schauen soll, damit nicht, wie Nante sagt, jemand den Schleier reiße von des Herrn Preiss etwaigen schamhaften Verhältnissen –

Über dem Ganzen ruht eine siegellackduftende Atmosphäre, und schaust du um dich, da mußt du unwillkürlich ausrufen: Hier wird Geld verdient!

humoristische skizzen aus dem deutschen handelsleben – georg weerth (1847/48, projekt gutenberg)

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